Bei der Partynacht begegnen sich Generationen und Stile. Ein Rundgang durch verschiedene Phonzonen.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Ja, ja, die langen Disconächte, in der sich Schwaden von Zigarettenqualm und der Nebelmaschine vermischten und am nächsten Tag die Klamotten in die Wäsche mussten, weil der Gestank von kaltem Rauch einfach unerträglich war.

 

Voll retro

Lange vorbei. Wirklich? Bei der Leonberger Partynacht lebt das alte Disco-Feeling wieder auf. Im Glashouse dröhnen die Hits aus den Achtzigern und Neunzigern. Die DJ’s Tim S und Daddy M geben alles. Die Tanzfläche ist dicht. Das Partyvolk indes ist nur schwer zu erkennen. Eben wegen jener kaum durchdringbaren Rauchwand.

Zwei Stockwerke tiefer ist’s noch voller. Die Republik-Rockbar gehört schon seit Jahren den Metal-Jüngern. Lautstärkemäßig kennen die Jungs von Kohala keine Gnade. Sehr zur Freude der Fans mit langen Matten, Zottelbärten und in Holzfällerhemden. So mancher von ihnen dürfte am Sonntagmittag mit schwerem Kopf und steifem Hals vom vielen Headbangen aufgewacht sein. So wie vor 30 Jahren eben...

Etwas phonarmer, aber nicht minder rockig geht’s nebenan im Murphys Law zu, wo die Schmutzigen Saiten alias Dirty Strings Songs quer Beet spielen.

Gut, dass es zur Erholung den Innenhof gibt, in dem die Luft besser und die Geräuschkulisse erträglich ist. Hier ist sogar eine Unterhaltung möglich. Und so kann Matze Groß, die graue Eminenz der Leonberger Handballer, ganz aktuell von der Fortsetzung des Höhenflugs der ersten Mannschaft berichten. Das macht Spaß!

Nostalgische Atmosphäre auch bei Hansi und Inge im Adler. Hier laufen betagte Partykracher wie der „Skandal im Sperrbezirk“ oder das „Bruttosozialprodukt“. An der Theke wird geraucht, das Bier fließt in Strömen. Und im Hof gibt’s Currywurst mit Pommes. Die Achtziger lassen grüßen.

Total hip

Schon zeitgemäßer geht es in Arda’s Grand Cru-Weinbar zu. Oben an der Theke genießen die Gäste eine stattliche Auswahl guter Tropfen. Im Keller interpretiert das Trio Inteam mit Akustikgitarre und Kastentrommel aktuelle Hits. Da tanzt Frau und Mann zwischen den Stehtischen doch gerne mit.

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Moderne Klänge auch im Domizil. Die Jungs von Simeon sind alte Bekannte und hatten schon im vergangenen Jahr mit trompetenlastigem Funkpop musikalisch überzeugt, wenngleich die deutschen Texte nicht immer jugendfrei sind.

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Fast schon Wohnzimmer-Atmosphäre herrscht in Omas Küche. Im kleinen Restaurant am Spitalhof spielt der Gitarrist Olly T. Rockklassiker. Die Gäste sitzen entspannt bei einem Glas Wein, etwas Leckeres wird ebenfalls serviert. Ein echter Kontrast zum Headbanger-Programm am anderen Ende der Altstadt.

Take the long way

In der Alten Amtei und im Blauen Engel läuft Partymusik aus dem Computer. Und dann machen da ja auch noch drei Bars am Neuköllner Platz bei der Partynacht mit.

Ein bisschen weit weg vom Marktplatz, und deshalb bietet der Veranstalter einen Shuttleservice an. Das weiß aber offenbar keiner. „Ihr seid meine ersten Gäste“, sagt der freundliche Fahrer, als um Mitternacht ein Paar zusteigt. Da er nach dieser Tour auch keine weiteren erwartet, will er den Chef fragen, ob er Feierabend machen darf.

Mit Party hat der Ausflug in die neue Stadtmitte allerdings nicht mehr viel zu tun. Im Cube laufen auf einer Großleinwand Bilder aus Moskau, dazu erklingt griechischer und türkischer Sound. Die Gäste sind eher mit ihren Smartphones als mit Schwofen beschäftigt.

Eher chillig geht’s auch in der Legend Bar und im Cloud 7 zu, wo sich die Besucher shishagestärkt die Bayern-Klatsche in Dortmund anschauen können.

Fazit

Die Partynacht bringt Leben in die Altstadt, ist aber ausbaufähig. Ein paar neue Bands täten dem Ganzen gut. Die Kopplung mit dem Neuköllner Platz funktioniert nicht. Die stylischen Shisha- und Chill-Bars dort passen nicht zum rustikalen Ambiente in der Altstadt. Entsprechend unterschiedlich ist das Publikum. Und die Entfernung ist ohnehin zu weit. Da hilft auch kein Shuttlebus.

Das Verkehrschaos bleibt aus

Die Leonberger Polizei hatte mit ihrer Gelassenheit im Vorfeld richtig gelegen: Das befürchtete Verkehrschaos ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag ausgeblieben.

Zwar war der Engelbergtunnel zwischen 22 Uhr und 5 Uhr gesperrt. Die Autos wurden quer durchs Leonberger Zentrum umgeleitet. Doch die Blechlawinen, die bei einer Sperrung im Sommer für ein nächtliches Chaos gesorgt hatten, waren diesmal nicht zu beobachten. Zwar nahm der Verkehr auf der Hauptachse Feuerbacher-/Eltinger-/Brennerstraße gegen 22.30 Uhr zu. Doch zu nennenswerten Staus kam es nicht. Am frühen Morgen blieben die Straßen sogar immer mal wieder frei. Auswirkungen auf die Partynacht blieben aus. Die Nacht auf Sonntag scheint also ein guter Termin für Tunnelsperrungen zu sein.