Knapp zwölf Millionen Passagiere, ein neuer Rekord, waren es voriges Jahr, in gut zehn Jahren werden schon 17 Millionen erwartet. Gute Aussichten für den Flughafen Stuttgart – aber nicht für das Klima.

Stuttgart - Die Passagierzahlen am Flughafen Stuttgart sollen in den nächsten gut zehn Jahren um fast die Hälfte steigen. Nach einem Rekord von knapp zwölf Millionen Fluggästen 2018 erwartet der Filder-Airport bis Anfang des übernächsten Jahrzehnts einen Anstieg auf 17 Millionen. Dies sagte der Sprecher der Geschäftsführung des Flughafens, Walter Schoefer, auf Fragen unserer Zeitung. Bei der Planung der Infrastruktur richte man sich auf diese Größenordnung ein. Der Umweltverband BUND wertet die Pläne als einen Affront gegen die Klimaschutzbewegung.

 

Laut Schoefer wäre mit der bestehenden einen Start- und Landebahn „theoretisch“ sogar eine Zunahme auf 20 Millionen Passagiere möglich. „Realistisch“ seien jedoch 17 Millionen, die man voraussichtlich zwischen 2030 und 2032 erreichen werde. Die Entwicklung werde nicht von den Flughäfen gesteuert, sondern sei „nachfragebedingt“, ergänzte die Flughafen-Gesellschaft. Man müsse sich rechtzeitig auf den erwarteten Bedarf an Mobilität einstellen und sei sogar verpflichtet, „Baden-Württemberg an die Welt anzubinden“.

Qualitatives statt quantitatives Wachstum

Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) als Chef des Aufsichtsrates ließ mitteilen, weder er noch das Gremium heizten die Nachfrage an – sie könnten das Wachstum aber auch nicht verhindern. Die Airlines hätten einen Rechtsanspruch auf die Nutzung des Flughafens. Man setze „auf qualitatives, nicht auf quantitatives Wachstum“, betonte Hermanns Sprecher. Mit jährlich drei Prozent steige der Flugverkehr in Stuttgart weniger stark als in Europa (fünf Prozent) oder weltweit (sechs bis sieben Prozent). Fast wortgleich äußerte sich die Stadt Stuttgart. Sie hält 35 Prozent am Flughafen, das Land 65 Prozent.

Eine BUND-Sprecherin kritisierte den Wachstumskurs scharf. Noch mehr Passagiere bedeuteten „noch mehr Flüge und Treibhausgase, die in die Atmosphäre gepumpt werden“. Dies sei „das Gegenteil von Klimaschutz“. Sie sprach von einem „Schlag ins Gesicht“ für die Demonstranten, die jeden Freitag für die Umwelt auf die Straße gingen. Nötig sei nicht mehr, sondern „viel weniger Flugverkehr“.

Viertes Terminal muss warten

Land und Stadt erklärten dazu, die Klimaprobleme durch den Luftverkehr müssten „global und international angegangen werden“. Es gelte, neue Antriebstechnologien und Kraftstoffe zu entwickeln. Zudem lobten sie die Anstrengungen des Stuttgarter Airports, seine eigene Klimabilanz zu verbessern. Bis 2030 solle der CO2-Ausstoß halbiert werden, bis 2050 solle der Airport „klimaneutral“ betrieben werden.

Unterdessen nimmt die Flughafen-Gesellschaft Tempo aus der Planung eines vierten Terminals heraus. Im Geschäftsbericht für 2017 hatte es noch geheißen, man reagiere mit dem Ausbau auf steigende Passagierzahlen und werde „in Kürze“ einen Architektenwettbewerb starten. Davon wird nun aus Kostengründen abgerückt.