In der Hotellerie und in der Gastronomie fehlen Auszubildende – und das nicht nur wegen Corona. Das „Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlingen“ will etwas dagegen tun.

Stuttgart - Etwas schüchtern schildert Saleem Rizwan zunächst seinen Arbeitsalltag als Jungkoch im Hotel Mercure Stuttgart. Als er dann von dem von ihm präferierten Schwabenteller erzählt, muss er schmunzeln. „Da muss man auch ein bissle Schwäbisch sprechen können“, sagt der gebürtige Pakistani. Seit sechs Jahren ist er in Deutschland – vor drei Jahren begann er eine Kochausbildung im Mercure. Der Kontakt kam über die IHK zustande. „Die Sprache und die kulturellen Unterschiede waren die größten Hürden“, sagt er. Das Küchenteam habe ihm dabei geholfen und der Arbeitgeber mit zusätzlichem Deutschunterricht. Der 27-Jährige ist ein positives Beispiel, wie Geflüchtete und die Gastronomie zusammenfinden können. In kaum einer Branche fehlen so viele Auszubildende. Gleichzeitig schafft eine Ausbildung im Hotelfach vielen Geflüchteten eine Perspektive, in Deutschland bleiben zu können.

 

Fünf Lehrstellen in drei Berufen unbesetzt

Hoteldirektor Gürkan Gür hat schon vor der Pandemie das Potenzial von jungen Menschen mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichten erkannt. „Mir ist es wichtig, diese Menschen für die Hotellerie zu begeistern, sie praxisnah auszubilden und schnell in den Betriebsalltag im Hotel zu integrieren“, sagt Gür. Trotz seines Engagement sind fünf Lehrstellen in drei Berufen aktuell nicht besetzt. Gür setzt seine Hoffnung jetzt auf das Kennenlernen über Azubi-Speed-Datings.

Bewerberzahlen gehen zurück

So wie Gür geht es derzeit vielen Gastronomen und Hoteliers. Die Bewerberzahlen sind in den vergangenen beiden Jahren bundesweit um jeweils acht Prozent zurückgegangen. Das hat mit Corona zu tun. Aber auch mit der Demografie. Deshalb haben sich am Donnerstag auf Einladung von „Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlingen“ eine Gruppe von Multiplikatoren zu einem Austausch getroffen. Mit dabei auch Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie sowie Beauftragter für Tourismus und Mittelstand, der die Aktion „Sommer der Berufsausbildung“ ins Leben gerufen hat. Er fordert einen Abbau von Barrieren für Geflüchtete. „Ich sehe deren Entwicklungsmöglichkeiten im Servicebereich bis hin zur Selbstständigkeit“, sagt er.

Sofie Geisel, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) geht das Thema nicht blauäugig an, berichtet von kulturellen Missverständnissen und was man daraus als Ausbilder gelernt habe. „Auch was das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz betrifft, stehen wir noch ganz am Anfang und müssen an ganz unterschiedlichen Stellen üben“, sagt Geisel.