In Stuttgart können sich 2000 Schüler, Lehrer und Mitarbeiter der Johannes-Brenz-Schule sowie des Mörike- und des Heidehof-Gymnasiums kostenlos auf Corona testen lassen. Initiator und Koordinator ist ein Chefarzt aus der Elternschaft. Gesetzt wird auf ein besonderes Verfahren.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Um kurz nach 10 Uhr am Donnerstag sind die ersten da. Auf dem Außengelände des Heidehof-Gymnasiums reihen sich Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 c, alle mit Maske, in eine Schlange ein und warten auf den Corona-Test. Der geht ganz schnell. Die Referendarin Laura Kozel händigt das Röhrchen aus, dann geht’s in einen Pavillon, wo die Allgemeinärztin Silke Heinle und die Internistin Niki Brenner – beide aus der Elternschaft – in Schutzkleidung bereit stehen. „Sag einfach nur ,A’ – und etwas nach oben gucken – super!“ Silke Heinle nimmt bei der ersten Schülerin den Abstrich im Mund und in beiden Nasenlöchern. Einmal Hände desinfizieren, schon nimmt die nächste Schülerin Platz.

 

Das Besondere: die Evangelische Schulstiftung ermöglicht nicht nur dieser einen Klasse, sondern gleich allen zusammen rund 2000 Schülern, Lehrkräften und Mitarbeitern ihrer drei Schulen in Stuttgart – Johannes-Brenz-Schule, Mörike- und Heidehof-Gymnasium – die Testung, die schwerpunktmäßig am Mittwoch und Donnerstag stattgefunden hat. Die Kosten (35 bis 30 Euro pro Test) übernimmt die Stiftung. Krankenhauslabore werten die Proben aus – nicht einzeln, sondern als Pool-Test, um den Aufwand möglichst gering zu halten. Wenn der Test negativ ausfällt, ist niemand in dieser Gruppe infiziert. Wenn er ein positives Ergebnis bringt, wird nachgetestet.

Testung an drei Schulen – ein logistischer Kraftakt

„Wir wollen mit Beginn des neuen Schuljahres das Infektionsrisiko unserer Schulen so gering wie möglich halten“, so Schuldekan Hans-Peter Krüger, der Stiftungsvorsitzende. Dabei sei das Ganze ein logistischer Kraftakt – allein zu den drei Teststationen, am Heidehofgymnasium, die sich weiträumig über das Gelände verteilen, kommen am Vormittag alle 20 Minuten zehn Kinder. Am Nachmittag sind die Erwachsenen dran. Ermöglicht wird die Testung nur durch den ehrenamtlichen Einsatz von 40 Helfern, darunter 30 Eltern, die Mediziner oder Pflegefachkräfte sind und die die Abstriche nehmen. „Die Qualität der Abstreicher ist wichtig“, erklärt Clemens Becker. Der Chefarzt am Robert-Bosch-Krankenhaus ist der Initiator und Koordinator des Projekts, bei ihm laufen in Sachen Testung alle Fäden zusammen. Im Juli war Becker, dessen Kind erst nach den Sommerferien in die fünfte Klasse des Heidehof-Gymnasiums kommt, an den Schulleiter Berthold Lannert herangetreten und stieß bei ihm gleich auf offene Ohren. Beide fanden, dass das Ende der Sommerferien der ideale Moment ist für dieses Projekt.

Becker ist bei dem Thema auch deshalb sensibilisiert, weil er für die erste Covid-19-Station am RBK mitverantwortlich war. Zudem weiß er aus eigener Erfahrung „dass in den Familien, wo beide berufstätig sind, die Organisation des Homeschoolings sehr schwierig ist“. Mit der Testung verbindet sich die Hoffnung, dass der Regelbetrieb gut starten kann. Wer diese Woche noch im Urlaub ist, kann sich zudem auch noch am Montag testen lassen – erster Schultag ist für die Nachzügler der Mittwoch, sobald das Ergebnis vorliegt. Becker sieht die Groß-Testung auch als Pilotprojekt an, um zu erkennen, wie groß die Bereitschaft von Schülern und Eltern ist, an so etwas mitzumachen. „Das ist in dieser Form noch nirgendwo in Deutschland gemacht worden“, so der Mediziner.

Auch die Schüler finden die Aktion gut

Die nun gemachten Erfahrungen zeigen: Die Bereitschaft ist sehr groß. An der Johannes-Brenz-Schule, wo die Aktion am Mittwoch beendet werden konnte, hätten sich 90 Prozent beteiligt, berichtet Krüger.

Bei Lehrern, Eltern, aber auch den Schülern kam die Aktion gut an – mit Ergebnissen wird Freitagabend gerechnet. „Das gibt ein sicheres Gefühl zum Start“, meinte der 15-jährige Leo. Der Test sei „fürs erste Mal okay“ gewesen, nur „in der Nase war es unangenehm“. Ähnlich sieht es sein Mitschüler Ruben, er sei froh um die Gewissheit. „Das vereinfacht den Schulstart auf jeden Fall.“