Ulf Dieter leitet das Polizeirevier an der Balinger Straße in Stuttgart-Möhringen. Warum er nach zahlreichen beruflichen Stationen, unter anderem in Afghanistan, unbedingt auf die Filderebene wollte.

Riegel, Kekse und zahlreiche andere Snacks. Die Glasschüssel auf Ulf Dieters Schreibtisch ist randvoll, und wenn diese Süßigkeiten nicht ausreichen, hat er daneben noch zwei große Pakete Kinder-Schokolade – Sondereditionen mit seinem Gesicht statt dem eines Kindes. „Für die Nerven“, sagt er beim Blick auf den Süßkram. „Und es lockert die Stimmung.“ Ulf Dieter möchte, dass die Menschen sich bedienen und dass sie gern und zahlreich in sein Büro kommen. Immerhin ist er der neue Chef im Polizeirevier 4, und es kann nie schaden, die Belegschaft mit Schokolade zu locken.

 

Vor Kurzem hat Ulf Dieter das Revier an der Balinger Straße in Möhringen übernommen, nachdem sein Vorgänger Peter Kolwe altershalber ausgeschieden war. Zugeteilt sind dem Filderrevier mehr als 160 Beamtinnen und Beamten. Hinzu kommt, dass es das Stuttgarter Revier ist, das für die größte Fläche der Stadt und auch für die meisten Menschen zuständig ist. Zugeordnet sind ihm die Stadtbezirke Vaihingen, Sillenbuch, Degerloch, Plieningen, Birkach und eben Möhringen. „Ein Drittel der Fläche Stuttgarts“, sagt Ulf Dieter. Viel zu tun, aber der 49-Jährige wollte es explizit so. „Ich wollte bewusst hierher.“ In Degerloch sei er aufgewachsen. 20 Jahre habe er dort verbracht, „in Möhringen habe ich Basketball gespielt“, sagt er. Nun hier zu arbeiten, das fühle sich an wie heimkommen. „Da ist man ganz anders dabei mit dem Herzen.“

Typ Türsteher

Ulf Dieter ist groß und breit, trägt Glatze, betreibt Fitnesssport. Seine Tätowierungen verbirgt er während der Arbeit unter hautfarbenen Ärmeln. Typ Türsteher. Tatsächlich aber ist Ulf Dieter ein aufgeschlossener Familienvater, der gern Fotos seines Hundes auf dem Handy herzeigt und launig erzählt. Die drei erwachsenen Kinder sind allesamt bei der Bundespolizei. „Bei der Konkurrenz“, sagt er lachend. Stolz ist ihm anzumerken, dass seine Kinder ihm beruflich nacheifern. „Mich freut’s“, sagt er und lächelt zufrieden. Dass er mit seiner zugänglichen Art wohlgelitten ist, belegen Fotocollagen im Büro, die ihm frühere Kollegen jeweils zum Abschied geschenkt haben.

Polizeijobs hatte der Kriminaldirektor schon diverse. Landeskriminalamt, Innenministerium, Kripo, Autobahnpolizei, Leiter der Reviere Sindelfingen, Leonberg oder Vaihingen an der Enz – die Liste der beruflichen Stationen ist bemerkenswert. „Ich habe nicht nur über den Tellerrand hinausgeschaut, sondern die große Schüssel mitgenommen“, sagt er. Auffallend sind in der Aufzählung zwei Aufenthalte in Afghanistan, 2011 bis 2012 als Stabschef beim German Police Project Team, um örtliche Polizeikräfte auszubilden, dann wieder um 2015 herum bei der European Union Police Mission, um unter anderem das deutsche Einsatzkontingent zu führen. Freiwillige, aber gefährliche Einsätze. Mehrfach geriet Ulf Dieter in Angriffe der Taliban. „Da hat man sich gefreut, wenn man sich daheim per Skype melden konnte“, sagt er. Die Afghanistan-Aufenthalte will er dennoch nicht missen. „Da nimmt man viel fürs Dienstliche und fürs Private mit“, sagt er. In seinem Büro hat er eine Erinnerungsecke aufgebaut. Dort stehen Gruppenfotos und Orden, sein Helm, Abschiedsgeschenke der Afghanen, seine Einsatzbibel im tarnfarbenen Einband.

Ein guter Kontakt in die Bezirke hinein ist ihm wichtig

Auf seinen Job in Möhringen freut sich Ulf Dieter. Hier will er sesshaft werden. „Revierleiter war schon immer eine Funktion, die mich zufrieden gemacht hat“, sagt er. Die Filderebene sei zwar beschaulicher, habe aber dennoch die Nähe zu den großstädtischen Themen. Wichtig sei ihm eine gute Kommunikation in die Bezirke hinein und mit den Bezirksvorstehern. Demnächst werden die Kriminalstatistiken herausgegeben, dann erhält er die Möglichkeit, sich jeweils persönlich vor Ort vorzustellen. Ulf Dieter ist anzumerken, dass er Lust drauf hat. „Ich bin ein original Stuttgarter.“