Es ist wieder Pollensaison. Die ersten Frühblüter produzieren kräftig Pollen. Für Pollenallergiker beginnt wie jedes Frühjahr eine Leidenszeit. Ihre Zahl steigt von Jahr zu Jahr, wie eine Krankenkasse jetzt bestätigt.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Hatschi! Schnief! Die Nase läuft. Die Augen sind rot, tränen und brennen. Die Haut reagiert mit starkem Juckreiz. Von den Kopfschmerzen und Schlafstörungen ganz zu schweigen. Wer unter Heuschnupfen leidet, ist extrem geplagt. Mehr als 15 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind von einer Pollenallergie betroffen. Tendenz steigend.

 

Tipp: Informationen über die tagsaktuelle Pollenbelastung bieten zum Beispiel die aktuellen Pollenflugprognosen vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach und von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.

Warum steigt die Zahl der Pollenallergiker?

Die gelbe, männliche Haselnussblüte in der Landschaft leuchtet bereits im Februar. Foto: Imago/Gottfried Czepluch

Die Zahl der Pollenallergiker ist aktuellen Daten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) zufolge deutlich gestiegen. Der Anteil der Pollenallergiker unter den KKH-Versicherten stieg von 2012 auf 2022 um 14,3 Prozent, wie die Kasse am Montag (25. März) in Hannover berichtete. Damit wurde bei jedem 18. in Deutschland ein Heuschnupfen diagnostiziert. Frauen erkranken häufiger daran als Männer.

Beim Ländervergleich zeigte sich in den KKH-Daten die höchste Zunahme von Pollenallergikern binnen zehn Jahren in Sachsen-Anhalt mit einem Anstieg um mehr als 25 Prozent, gefolgt von Berlin mit einem Anstieg um fast 20 Prozent und Mecklenburg-Vorpommern mit knapp 19 Prozent mehr Heuschnupfen-Patienten. Die geringsten Steigerungsraten verzeichnen demnach das Saarland mit rund vier Prozent und Hamburg mit rund acht Prozent.

Was geschieht bei einer Pollenallergie im Körper?

Graslandschaft mit Blüten: Pollenallergiker aufgepasst! Foto: Imago/Silas Stein

Bei Heuschnupfen-Patienten kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems auf herumfliegende Pollen. Solche sogenannten Allergene können von Laubbäumen und Sträuchern wie Birke und Esche stammen, aber auch von Getreide, Gräsern und Kräutern wie Beifuß und Wegerich.

Der Körper bekämpft sie wie Krankheitserreger. In der Folge treten allergische Reaktionen der Nasenschleimhaut und Bindehaut auf, die von Fließschnupfen, verstopften Atemwegen, geschwollenen Augen bis hin zu Asthma führen können.

Wann ist Pollensaison?

Pollen des Haselnussbaums. Foto: Imago/Harald Dostal

Die Pollensaison dauert von Januar bis Oktober. Je nach Witterung kann der tatsächliche Pollenflug einzelner Pflanzen variieren. Viele Allergiker haben es durch tränende Augen oder Niesreiz bereits zu spüren bekommen: Der Pollenflug in Deutschland ist schon voll im Gang.

Hasel und Erle sind als Frühblüher bereits seit einigen Wochen in der Luft und stäuben nach Angaben der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst mit zum Teil hoher Intensität. Auch die Pollen von Eiben, Zypressengewächsen, Pappeln oder Ulmen fliegen demnach an immer mehr Orten. „Mit der milden Frühlingsluft ploppen reihenweise die Blüten früh blühender Baumarten auf und schicken ihre staubige Fracht auf Reisen“, berichtet die Stiftung.

Warum gibt es keine Verschnaufpausen mehr für Pollenallergiker?

Ein Folge des Klimawandels ist, dass Pollen mehr Allergene freisetzten. Foto: Imago/Harald Dostal

Früher galten die Wintermonate als Verschnaufpause für Allergiker. Mittlerweile beobachten Fachleute, dass sich wegen des Klimawandels beinahe die Zeiten überschneiden, in denen die letzten Pollen der Vorsaison verschwinden und die ersten der neuen Saison auftauchen.

Das beeinflusst Auftreten, Häufigkeit und Schwere allergischer Erkrankungen. „Allergiker haben im Prinzip das ganze Jahr Symptome“, erklärt Claudia Traidl-Hoffmann, Direktorin der Umweltmedizin am Uniklinikum Augsburg. „Sie leiden länger und sie leiden mehr, weil mehr Pollen pro Tag fliegen.“

Eine weitere Folge des Klimawandels sei, dass Pollen mehr Allergene freisetzten, so Traidl-Hoffman. Das hängt der Allergologin zufolge nicht nur mit gestiegenen Temperaturen, sondern auch mit einer höheren Schadstoffbelastung zusammen. Vor allem in Städten sei zu beobachten, dass Pflanzen bei einer hohen Schadstoffkonzentration mehr Pollen produzierten – eine Stressreaktion, wie die Medizinerin erläutert.

Wie hängen Wetter und Pollenflug zusammen?

An trockenen und windigen Tagen stäuben Hasel, Birke und Gräser besonders heftig.  Foto: Imago/Daniel Scharinger

Oft trägt der Wind die Pollen aus weiter Entfernung heran. Wie stark die Luft mit Pollen gesättigt ist, hängt vom jeweiligen Wetter ab. An trockenen und windigen Tagen stäuben Hasel, Birke und Gräser besonders heftig. Dafür ist die Luft nach längerem Regen wie frisch gesäubert.

Generell sind beim Thema Pollenallergie zwei Pflanzen-Gruppen zu unterscheiden:

  • Windblütler: Diese Pflanzen geben ihre vergleichsweise leichten Pollen in die Luft ab und werden vom Wind wegtragen. Man erkennt sie oft daran, dass ihre Blüten unauffällig sind.
  • Insektenblütler: Andere Pflanzen locken Insekten mit schönen Blüten an, damit die Tiere die schweren, großen Pollen zu anderen Blüten bringen.

Gerade Pflanzen wie Haselnuss, Erle und Birke, die maßgeblich für Pollenallergien verantwortlich sind, lassen ihren Blütenstaub im Wind fliegen. Zwar können auch Pflanzen Allergien auslösen, die Insekten als Pollenträger nutzen. Das kommt aber eher selten vor.

Info: Pollen-Allergie

Allergie
Immer mehr Menschen leiden unter einer Pollenallergie. Häufig sind auch Ältere von einem plötzlich auftretenden Heuschnupfen betroffen. Die Zahl der Pollenallergiker hat in den vergangenen 20 Jahren stark zugenommen. Mehr als 15 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind mittlerweile betroffen.

Symptome
Herumfliegende Blütenpollen lösen Symptome wie tränende Augen, eine laufende oder verstopfte Nase, Hals- und Hautreizungen sowie Atemnot aus. Als besonders unangenehm gelten Birkenpollen. Im Frühjahr produzieren die Bäume sie in sehr großer Anzahl und der Wind trägt sie bis zu 300 Kilometer weit. Auch Hasel, Erle und Gräser zählen zu den stark allergenen Pflanzen.

Maßnahmen
Die Pollen sollte man möglichst von der Wohnung und dem Schlafzimmer fernhalten, das sie nachts die Schleimhäute reizen. Was können Betroffene vorbeugend tun?

• Straßenkleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen

• Abends Haare waschen oder gründlich ausbürsten

• Bettwäsche mindestens wöchentlich wechseln

• Fenster beim Schlafen geschlossen halten

• Staubsauger mit Hepa-Filtern benutzen

• Möbeloberflächen feucht abwischen

• Wäsche nicht im Freien trocknen

• Luftreiniger aufstellen