Der 17-jährige kanadische Sänger Justin Bieber ist der größte Star der Generation Facebook. Am Donnerstag kommt seine Geschichte ins Kino.

Stuttgart - Als wir im April 2010 zum ersten Mal von einem kanadischen Wunderknaben namens Justin Bieber erzählt haben, stand an dieser Stelle der Satz, dass dieser Junge viel Glück gehabt hat. Es war die Geschichte eines Aufstiegs dank Youtube, es ging um die rühmliche Rolle des amerikanischen Rappers Usher und um eine dunkelblonde Topffrisur, die langsam auch in deutschen Kinderzimmern Nachahmer fand. Der Rummel um Justin Bieber, hieß es, stehe kurz vor dem Höhepunkt, auch wenn ihn außer Eltern und Teenagerzeitschriften kaum einer bemerkt hatte. Mit erst 16 Jahren sollte der Junge bald danach eine große Tournee durch Nordamerika starten.

 

Heute, elf Monate und unzählige Kurzmeldungen über Konzerte, Auszeichnungen, hysterische Mädchen und Friseurkosten später, ist der Popsänger Justin Bieber der größte Star der Generation Facebook. Vor ein paar Tagen 17 Jahre alt geworden, hat er in dem sozialen Netzwerk 22,6 Millionen sogenannte Freunde, und mehr als acht Millionen Fans lesen seine Nachrichten auf Twitter. In der März-Ausgabe setzte das US-Musikmagazin "Rolling Stone" Bieber auf das Cover, und selbst die deutschen Feuilletons gestehen, dass es unangemessen wäre, sich über diesen Buben lustig zu machen. Im aktuellen "Stern" wagt der Popredakteur sogar die Prognose: "Über Justin Bieber werden wir noch in 20 Jahren reden. Er könnte Superhits wie einst Michael Jackson liefern."

Tatsache ist: es gibt keine Musikshow, keine Gala, keinen roten Teppich mehr ohne Bieber. Dabei hat er sich in diesem Jahr musikalisch kaum weiterentwickelt. Wann auch? Der Junge, der inzwischen 100 Millionen Dollar verdient haben soll, ist ja immerzu damit beschäftigt, sich zu zeigen oder via Internet Hallo zu sagen.

Ein Schritt Richtung Erwachsensein

Zusammen mit Lady Gaga ist er derzeit die präsenteste Figur im Musikzirkus (wobei sich die beiden ansonsten in nichts miteinander vergleichen lassen). Immer da zu sein bedeutet, unentwegt die Meute zu füttern. Das beherrscht Bieber, er ist als Netzwerker groß geworden. Drei-, vier-, fünfmal am Tag erzählt er seinen Fans, wo er ist, was er treibt, was er denkt. Millionen lesen das. Morgens: Zu meinen Großeltern geflogen. Lieblingskuchen gegessen. Mittags: Hoffe, ihr alle habt einen gesegneten Sonntag. Abends: Am Mittwoch Auftritt bei Oprah, bin aufgeregt. Am nächsten Tag stellt er den Link zu einem lustigen Youtube-Video mit dem Kommentar ein: "This is sooooo funny!! Hahaha." Zehntausende klicken den Clip sofort an.

So funktioniert das Geschäft, so fühlen sich die Fans ihrem Idol sehr nah. Sie sind mitten drin im Bieber-Kosmos. Denn ob sich nun der beste Freund via Facebook mitteilt oder ein Star, ist kein Unterschied. Beide geben vor, ganz persönliche Nachrichten zu schicken. Bieber erreicht damit Millionen, direkt im Kinderzimmer. Als die ZDF-Show "Wetten, dass...?" Anfang Dezember nach dem schweren Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch abgebrochen und damit auch Biebers Auftritt abgesagt wurde, twitterte der Sänger sofort in die Welt: "Please pray for Samuel", bitte betet für Samuel.

Wie der Kanadier im Netz an seinem öffentlichen Bild bastelt, ist zweifellos der größte Teil seines Erfolgs. Zum für viele Erwachsene kaum fassbaren Phänomen Justin Bieber gehören natürlich auch sein Saubermannimage, das er mehr denn je pflegt, sein Talent und sein niedliches Gesicht. Doch jetzt, o Schreck, hat sich der Gute ausgerechnet sein Markenzeichen abgeschnitten, den langen Bubipony. Vermutlich ist es ein Schritt Richtung Erwachsensein, zu dem nun ja auch eine Liebelei mit der 18-jährigen texanischen Schauspielerin Selena Gomez gehört. Seine Fans werden mitwachsen.

Zur Person: Justin Bieber

Biografie: Justin Biebers erstaunliche Karriere hat mit verwackelten, bei Youtube eingestellten Videos begonnen. Da war er ein Teenager. Aber schon als Dreijähriger hat er auf dem Küchenstuhl herumtrommelt, als bekomme er Unterricht in Rhythmus und Takt. Nicht nur der Musikfilm „Never say never“ zeichnet Biebers Weg vom talentierten Kindergartenmusiker aus Ontario bis auf die große Bühne des New Yorker Madison Square Gardens nach. Bereits im Herbst ist die Biografie „First Step 2 Forever: My Story“ erschienen.

Auftritte: Am 19. März holt Bieber seinen am 4. Dezember verschobenen Auftritt bei „Wetten dass...?“ nach. Am 26. März spielt er ein Konzert in Oberhausen, am 2. April eines in Berlin. Die Tickets kosten so viel wie bei Robbie Williams – 70 bis 100 Euro.