Die Weltranglisten-Vierte muss im Halbfinale von Stuttgart verletzt aufgeben. Der Porsche Grand Prix hat nun sein Traumfinale.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Ons Jabeur konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Als klar war, dass es im Halbfinale des Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart nicht weiter gehen würde, brach es aus der Tunesierin heraus. Schluchzend nahm sie ihre Gegnerin Iga Swiatek in den Arm und gratulierte ihr zum vorzeitigen Finaleinzug.

 

„Ich habe alles versucht, aber es ging nicht mehr“

„Ich habe alles versucht, aber es ging nicht mehr. Es tut mir vor allem für die vielen Fans leid“, sagte die Weltranglisten-Vierte. Unter großem Applaus verließ sie anschließend den mit 4000 Zuschauern voll besetzten Centre Court. Bereits nach dem ersten Spiel hatte Jabeur sich behandeln lassen müssen. Mit dick getapter Wade kehrte sie noch einmal zurück, doch ihr unrunder Laufstil ließ erahnen, dass es nicht mehr lange bis zur Aufgabe dauern würde. Beim Stand von 0:3 war dann Schluss für Jabeur, während ihre Gegnerin im Schongang das Endspiel erreichte.

Dort trifft Swiatek am Sonntag (13 Uhr) in einer Neuauflage des Vorjahresfinales auf Aryna Sabalenka. Die Belarussin fegte zuvor Anastasia Potapova mit 6:1, 6:2 vom Platz und ließ keinen Zweifel daran, dass sie es in diesem Jahr unbedingt wissen will. Bereits zum dritten Mal in Folge steht die Belarussin im Endspiel von Stuttgart. Im Vorjahr zog sie gegen Swiatek den Kürzeren, 2021 gegen Ashleigh Barty. Also kreuzte die 24-Jährige nach ihrem Halbfinal-Erfolg mit einem Strahlen im Gesicht ihre Finger zu einer Drei: Im dritten Anlauf soll es endlich klappen mit dem erstem Titel in Stuttgart, der neben knapp 105 000 Euro Preisgeld bekanntlich mit einem schicken Sportwagen versüßt wird.

Sabalenka spielt groß auf

„Ich habe heute unglaubliches Tennis gespielt“, freute sich Sabalenka. Im Viertelfinale hatte sie noch drei enge Sätze gegen die Spanierin Paula Badosa überstehen müssen. Am Samstag war ihre aus Russland stammende Gegnerin von Beginn an chancenlos. Mit harten und präzisen Schlägen scheute die Belarussin ihre Kontrahentin von der einen in die andere Ecke. Meist konnte sie den Bälle nur hinterher sehen. „Heute war viel Geschwindigkeit in meinen Schlägen,“ analysierte Sabalenka treffend.

Die Australian Open-Siegerin von Januar ist zweifelsohne die bisherige Spielerin der Saison. Ein paar Fakten: Als einzige Spielerin der WTA-Tour steht sie in diesem Jahr zum vierten Mal in einem Finale. Die 24-Jährige aus Minsk kommt bereits auf 23 Saisonsiege im Einzel – so viele wie keine andere. Erst dreimal musste sie sich geschlagen geben.

„Ich bin dieses Jahr eine ganz andere Spielerin als vergangenes Jahr“ , sagte Sabalenka, deren Markenzeichen es ist, fast jede ihrer Antworten mit einem herzhaften Lachen zu quittieren. Vor allem an ihrem Aufschlag habe sie hart gearbeitet. Was in Stuttgart zu sehen war. Regelmäßig donnerte die 1,82 Meter große Athletin ihr Service mit 180 oder mehr Stundenkilometern übers Netz.

Doch nun wartet keine geringere als die Weltranglisten-Erste. Swiateks Leistungsvermögen lässt sich noch schwer einordnen. Nach längerer Verletzungspause schlägt die überragende Spielerin der Vorsaison in Stuttgart erstmals wieder bei einem Turnier auf. Im Viertelfinale gegen Karolina Pliskova kam sie erst nach verlorenem ersten Satz auf Touren. „Aryna wird für mich auf jeden Fall eine Herausforderung“, blickte sie auf das Traumfinale Erste gegen Zweite voraus. Fünf ihrer bisherigen zwölf Turniersiege hat die 21 Jahre alte Polin auf Sand geholt, in Stuttgart soll der sechste Titel her. „Ich denke, es wird ein packendes Finale werden“, versprach der Branchenprimus.