Nicht nur ihre Fans glauben, inzwischen alles über Kate Middleton, die Prinzessin in spe,  zu wissen. Doch der Schein trügt.

London  - Nennen wir sie nun Catherine oder Kate? Irgendwann hallte es aus dem bunten Blätterwald, dass Kate nur noch mit Catherine angesprochen werden möge. Ob das tatsächlich dem Wunsch der Prinzessin in spe entsprochen hat oder nur eine der auf Hörensagen basierenden "News" der Yellow Press war - es bleibt ein Geheimnis. Interviews gibt Kate - belassen wir es für die in Kürze endende Junggesellinnenzeit noch dabei - keine.

 

Zitate findet man von ihr auch nicht. Die letzten O-Töne stammen aus dem offiziellen Verlobungsinterview vom 16. November 2010. Dafür gibt es Unmengen an Bildern von einer immer schicker, reifer, aber auch immer dünner werdenden jungen Frau, die das Licht der Öffentlichkeit offensichtlich nicht scheut. Zu der Bilderflut von Jubiläumsbesuchen, Schiffs- und Schuleinweihungen gesellen sich Berge von Informationen und Spekulationen über die designierte Prinzessin. Ob klassische Print- oder TV-Berichte, ob Blogs oder Social Media: Kate Middleton dominiert derzeit die Medien wie kein anderes Mitglied der britischen Königsfamilie. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des US-Instituts Global Language Monitor. Kein Wunder, dass nicht nur Königshausliebhaber den Eindruck haben, alles über Kate zu wissen. Herkunft: behütet, Backsteinvilla, Bucklebury. Schulbildung: Marlborough College, Wiltshire, St. Andrews Universität, Schottland, teilte mit ihrem Zukünftigen eine WG. Eltern: ein Flugdienstkoordinator und eine Stewardess, reich geworden mit einer Firma für Partyartikel. Jedes Detail aus dem Leben der 29-Jährigen wird eifrig von der Publikationsmaschinerie in die Welt getragen. Doch was weiß man tatsächlich über die Person Kate Middleton?

Harmlose Splitter vom Königshaus

Der Pressestab des Königshauses liefert seit der Verlobung harmlose Splitter rund um die Hochzeit (welche Kutsche, welche Gäste, welche Hochzeitsroute), ein paar Kinderfotos von Kate suggerieren einen "ganz privaten Einblick". Dafür geht die Presse ans Eingemachte. Ehemalige "Schulfreundinnen" und "Wegbegleiter" zeichnen ein Bild von Kates Persönlichkeit. Heraus kommt dabei die ganze Bandbreite - von schüchtern bis berechnend, von der Princess in Wartestellung, die nie richtig arbeiten wollte, bis hin zur aufrichtigen, gebildeten jungen Frau mit Stil, die sich aus Versehen in einen Prinzen verliebt hat.

Außerdem hat die Stunde der königlichen Biografen geschlagen: "William und Kate - eine königliche Liebesgeschichte", "Prinzessin Kate - Die neue Königin der Herzen", "Williams Prinzessin", so heißen nur ein paar der zahlreichen neu erschienenen Bücher zum Thema. (Vermeintliches) Insiderwissen aus zweiter, dritter und vierter Hand ist die Informationsgrundlage der Autoren. Nur die wenigsten kennen die Protagonisten persönlich.

So weiß etwa die Autorin Claudia Joseph ("Prinzessin Kate - Die neue Königin der Herzen"), dass Kate schon immer Catherine genannt worden sei, es sei die Presse gewesen, die ihr den Spitznamen verpasst habe. Sie hat die von ihr Porträtierte zwar "traurigerweise noch nie persönlich getroffen", hat dafür mit zahlreichen Beobachtern des Königshauses sowie mit entfernten Verwandten von Kate Middleton gesprochen. In ihrem Werk hat sie akribisch die Familiengeschichte von der Arbeiterklasse über das Bürgertum zum Buckingham-Palast nachgezeichnet. Man erfährt, dass Kates Vorfahren Kohlearbeiter und Straßenkehrer waren. Über Ahnen aus dem 16. Jahrhundert soll sie sogar weitläufig mit William verwandt sein. Nach Kates Charakter gefragt, antwortet Joseph mit einer Aufzählung von Hobbys der Braut - Hockey, Tennis, Skifahren - und von Gemeinsamkeiten mit Prinz William - beide lieben die Natur, beide gingen auf exklusive Privatschulen, beide haben ein soziales Jahr absolviert.

Die vertraute Fremde

Der Autor Robert Jobson ("William's Princess") ist da nicht so zurückhaltend. Aus jahrelanger Beobachtung der Mitglieder des Königshauses und ihrer Liebsten schließt er: "Kate mag dem Königshaus etwas jugendlichen Glamour und eine Dosis Romantik injiziert haben - so wie das einst Diana getan hat. Aber viel wichtiger ist, dass William in Kate ein sensibles und attraktives Mädchen gefunden hat, das emotional sehr wenig von ihm verlangt." Ob William ihm das bei einem Bier in der Bar zugeraunt hat? Man kann es sich nur schwer vorstellen, wähnte man ein solches Bekenntnis doch höchstens bei seinem besten Freund gut aufgehoben.

Es gibt jedoch tatsächlich einige wenige Journalisten, die die Mitglieder des Königshauses persönlich kennen. So hat Duncan Larcombe, zuständig für alles Royale bei der britischen Boulevardzeitung "The Sun", seit sieben Jahren Kontakt zum Hochzeitspaar. In dieser Zeit hat er einiges nicht geschrieben, was er wusste - sämtliche Aussagen Kates durften vor der Verlobung nicht zitiert werden. Mit Einschätzungen zu Kates Charakter hält sich Larcombe zurück: "Bis jetzt kann ich nur sagen, dass sie keine Schwächen hat, sie scheint fast zu perfekt. Doch auch bei ihr werden sich früher oder später die weniger perfekten Seiten zeigen."

Beruhigend, dass der Schein, alles über Prinzessin Catherine zu wissen, doch erheblich trügt. Sonst hätten die bunten Blätter und andere Königshausliebhaber künftig ja auch gar nichts mehr zu spekulieren.

Mehrere Fernsehsender übertragen die Hochzeit am Freitag live von neun Uhr an. Um 12 Uhr (11 Uhr Ortszeit) beginnt die eigentliche Zeremonie. Hier geht es zum Hochzeits-Spezial.