Ein wunderliches reiches Paar hält eine Puppe für seinen leiblichen Sohn. Sogar ein Kindermädchen wird eingestellt. Das geht im Gruselfilm „The Boy“ natürlich nicht glatt.

Stuttgart - Zarte Porzellanpuppen sind nicht zum Spielen da! Kinder finden diese Mahnung gemein. Wieso hat man sie denn, wenn man nichts mit ihnen anstellen darf? Im Haus von Mr. und Mrs. Heelshire (Jim Norton, Diana Hardcastle) läuft es aber genau andersherum. Die beiden integrieren ihre Puppe mit dem seltsamen Namen Brahms in den Alltag, als wäre das Ding ein lebendiger kleiner Junge. Um ohne Brahms in den Urlaub fahren zu können, lässt das ältere Ehepaar sogar die junge Amerikanerin Greta (Lauren Cohan) nach England einfliegen. Doch das Kochen, Vorlesen, Singen für einen unbelebten Gegenstand kommt dem Kindermädchen spinnert vor. Es schlägt die Vorgaben der Arbeitgeber in den Wind.

 

Ein düsterer Landsitz

Dass es nun brenzlig werden wird für Greta in William Brent Bells Gruselstück „The Boy“, ahnen Fans von Horrormärchen wie „Chucky – Die Mörderpuppe“ (1988) schnell, denn Spielsachen mit Eigenleben sind beliebte Requisiten im Horrorgenre. Aber anders als die Macher dieser grellen Beispiele geht Bell subtil ans Werk. Langsam baut er eine ebenso unwirkliche wie unangenehme Atmosphäre auf. Der düstere Landsitz der Heelshires scheint aus der Zeit gefallen; zudem liegen zwischen der hemdsärmeligen Amerikanerin und den feinen Arbeitgebern Welten, was Benehmen und Ansichten angeht.

Statt auf harte Schocks setzt Bell auf leise-irritierende Momente und seltsame Zufälle. Auf Dauer kann der Regisseur die fiese Stimmung jedoch nicht überzeugend halten, weil er Knall auf Fall neue Figuren einführt, die die Handlung voran- und vor allem in eine andere Richtung treiben sollen. Die Wirkung der zum Schluss trotzdem einigermaßen überraschenden Wendung könnte stärker ausfallen, wenn Bell sie nur nicht ganz so verkrampft forciert hätte.

The Boy. USA 2015. Regie: William Brent Bell. Mit Lauren Cohan, Rupert Evans. 97 Minuten. Ab 12 Jahren.