Premiere am 23. November: Jürgen von Bülows Inszenierung von „Rita will’s wissen“ ist die erste Neuproduktion im Stuttgarter Dreigroschentheater nach dem Tod des Gründers und langjährigen Leiters Helmut O. Herzfeld.

Lokales: Armin Friedl (dl)

S-Süd - Der Deutschlehrer und sein Schüler – das verspricht interessante Begegnungen, im realen Leben wie in einem fiktiven Bühnengeschehen. Im realen Leben bezieht sich das etwa auf Helmut O. Herzfeld und Jürgen von Bülow – Herzfeld als Lehrer und Theaterleidenschaftlicher in Potenz, der 1975 das Dreigroschentheater am Marienplatz gründete und es bis zu seinem Tod im September 2017 leitete; und Jürgen von Bülow, auch ein Theaterbegeisterter, der an zahlreichen Bühnen in Stuttgart und Umgebung inszeniert, der außerdem noch Theaterstücke, Filmdrehbücher und Bücher schreibt. Herzfeld kennt er schon aus seiner Schülerzeit am Schickhardt-Gymnasium.

 

Wie in „My fair Lady“

Auf der Bühne wird dieses Verhältnis etwa in der Komödie „Rita will’s wissen“ von Willy Russel behandelt, in der die lebenslustige Friseuse Rita das Leben ihres verknöcherten Dozenten im Literaturkurs der Erwachsenenbildung durcheinander bringt. Und da gibt es Verweise auf George Bernhard Shaws Stück „Pygmalion“. Und daraus hat sich dann das noch wesentlich bekanntere Musical „My fair Lady“ entwickelt.

Wenn jetzt also am 23. November „Rita will’s wissen“ im Dreigroschentheater Premiere hat, werden einige der hier bereits genannten Stränge zusammengefasst. „Herzfeld hat mir schon in jungen Jahren viel gegeben“, bemerkt von Bülow rückblickend auf seine vielen Theateraktivitäten. Und jetzt, nach Herzfelds Tod, wird seine künstlerische Handschrift künftig regelmäßig in der Kolbstraße zu erleben sein. Mit Helen Pavel als langjähriger enger Mitarbeiterin von Herzfeld leitet er künftig die Geschicke der kleinen Bühne. Und „Rita will’s wissen“ ist seine erste Inszenierung dort. Überhaupt ist es die erste Neuproduktion seit Herzfelds Tod.

Zwei Außenseiter finden zueinander

Die Musik aus „My fair Lady“ gibt es leider nicht im Dreigroschentheater, das würde den finanziellen Rahmen des Hauses sprengen, ein kurzweiliger Theaterabend dürfte es trotzdem werden: „Es geht hier gar nicht sonderlich um literarisches Fachwissen. Eher geht es um zwei Außenseiter, die kein ausgeprägtes Selbstwertgefühl haben“, erklärt von Bülow: „Aber sie verbindet die Liebe zur Literatur, und da finden sie hervorragend zueinander. Da wachsen zwei über sich selbst hinaus. Ein Stück, das doch hervorragend zum Dreigroschentheater passt.“ Denn hier agieren die Schauspieler quasi zum Greifen nahe: „Hier teilt sich die Begeisterung ganz unmittelbar mit. Da sind wir mit Schauspielern, die das nicht im Hauptberuf machen, meist besser als Inszenierungen auf professionellen Bühnen, denn hier spürt der Zuschauer das Engagement der Schauspieler ganz direkt“, so von Bülow.

Das Engagement der Schauspieler ist das Kapital

Damit das so rüberkommt, gibt es viel Zeit zum Proben: Ein halbes Jahr lang wurde daran gearbeitet, zunächst ein bis zwei Mal in der Woche, jetzt, kurz vor der Premiere, dann häufiger. „Das war eine tolle Zeit, da konnten wir viel entwickeln und ausprobieren“, schwärmt Ernst-Georg Breithaupt, der den Professor spielt. Jetzt aber freut er sich auf die Aufführungen: „Es ist gut, dass man mal alles mögliche ausprobieren kann. Aber nun geht es an das Spiel vor dem Publikum, und da ist wieder eine ganz andere Energie erforderlich. Da freue ich mich darauf, dass jetzt wieder die Zeit des Spielens da ist“. Der erfahrene Theatermann braucht eben beides: Die intensive Auseinandersetzung mit dem Stück und das Spiel vor dem Publikum.

Von Bülow bringt also neue Akzente in das Spiel im Dreigroschentheater. Dazu gehört etwa Laura Fischer als Friseuse Rita. Die kennt er schon aus seiner Arbeit mit der Theatergruppe der Uni Hohenheim, die er seit 2001 leitet. Die vielen Akteure, die bisher schon in der Kolbstraße auf der Bühne gestanden sind, rückt er deshalb aber nicht ins hintere Glied: „Das Engagement der Schauspieler ist in solch einem Rahmen besonders wichtig. Das ist das große Kapital, die sollen auch künftig auftreten“, so von Bülow. Wohin die Wege aber künftig gehen werden, ist dennoch ungewiss. Eine Inszenierung von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ ist eine Option, aber noch nicht beschlossene Sache. Schwäbische Mundart wäre eine weitere, denn von Bülow hat schon an vielen Dialektbühnen in und um Stuttgart herum inszeniert. Er weiß deshalb aber auch um die Gefahren: „Da muss schon alles stimmen bis ins Detail, sonst wirkt das schnell lächerlich.“ Vieles ist also möglich, aber noch nicht fest bestimmt. Eines schon: Aufführungen von „Rita will’s wissen“ sind bis Mitte März fest terminiert.

Bis Mitte März gibt es Aufführungen