Schräge Vögel bevölkern die Bühne im Schauspiel Nord: Die Absolvierenden der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HMDK) zeigen in „Bookpink“, was sie können. Und was ist das? Viel.

Das Leben hat es bislang nicht gut gemeint mit dem Pfau. Kein buntes Prachtkleid ziert ihn, stattdessen trägt er dunklen Schmodder im Gefieder. Weil er, das von seiner Mutter ungewollte Küken, im Wald zurückgelassen wurde und sich über ihm nach dem Schlüpfen ein aufgelassenes Finkennest ergossen hat.

 

„Fuck“, das war sein erstes Wort. Das weiß der fiese Spatz (Lou van Gündell), der ihn bei der Premiere von „Bookpink“ im Schauspiel Nord böse verspottet. Weil er sich sicher ist, dass es der Pfau niemals aus der Gosse schaffen wird. Er kann eben kein Rad schlagen und keine Fremdwörter wie Melancholiker richtig benutzen. Von hinten fragt ein anderer schräger Vogel, ob der Dreckspfau vielleicht Unterstützung braucht? Der Dreckspfau (Lukas Karlsch) will höchstens WLAN, aber bestimmt kein Sozialpädagogengelaber.

Mit Showtreppe und Neonlichtrahmen

Carmen Jeß schaut soziologisch genau hin in ihren gefiederten Miniaturen „Bookpink“. Die Autorin, die mit diesem 2019 uraufgeführten Vogeldramolett – Bookpink heißt auf plattdeutsch Buchfink – ihren Durchbruch als Bühnenautorin hatte, zeigt Vögel von Taube und Flamingo über Meise bis zum Bussard aber nicht nur als Fabeltiere, die allzu Menschliches verhandeln. Das tun sie zwar manchmal schon, es bleiben jedoch viele Unbekannte übrig. Denn auf der schwarzen Bühne mit Showtreppe und Neonlichtrahmen spielen auch die Tagesform und das Straßenpflaster mit. Die hinterlassen Fragezeichen und ergeben nicht immer Sinn, sind aber trotzdem zum Piepen.

Dass die tierischen Miniaturen bei dieser Koproduktion der Hochschule für Darstellende Kunst und Musik und vom Schauspiel des Stuttgarter Staatstheaters so zünden, ist eine große Leistung von drei Schauspielschülerinnen und drei Schauspielschülern, die mit dieser Inszenierung eine eindrückliche Visitenkarte hinterlassen haben – wobei drei von ihnen, darunter die famose Lou von Gündell, schon feste Verträge für die nächste Spielzeit in der Tasche haben.

Einen Preis bitte auch für die Schneidereiwerkstatt

Regisseurin Katrin Hammerl gibt den jungen Schauspielern viel Raum für schrille Solos, große Gesten und Showeinlagen. Und die Kostüme von Elisabeth Vogetseder sind großartig. Wäre „Bookpink“ eine Leistungsschau, hätte nicht nur das Ensemble, sondern auch die Schneidereiwerkstätte des Staatstheaters volle Punktzahl verdient.

Termine Weitere Vorstellungen am 18., 19. März, 21.–23. und 26., 27. März