In den europäischen Medien herrscht Entsetzen über das „feige Kalkül“ beim Anschlag von Nizza. Wir haben die Pressestimmen gesammelt.

Stuttgart - Im britischen BBC-Sender weist der für Sicherheit zuständige Korrespondent Frank Gardner auf den „beispiellosen“ Charakter der Attacke in Nizza hin, was das Ausmaß und den Blutzoll anbelange. Schon mehrfach habe der IS zum Töten mit Autos aufgerufen. Gardner sieht den IS im Irak und Syrien unter Druck, sein Territorium werde kleiner. Frankreich, dass sich an den Luftschlägen gegen den IS beteilige, sei zum „Ziel Nummer eins“ der Terroristen in Europa geworden.

 

Der Mailänder „Corriere della Sera“ schreibt über den Anschlag: „Der Hass, das feige Kalkül, die Verachtung von Leben geht über das Vorstellbare und leider auch über das Vorhersehbare hinaus.“ Der französische Nationalfeiertag – ein Volksfest – sei für die Terroristen „ein weiteres Symbol für unsere Lebensweise“ gewesen, das sie „in ein Symbol des Todes verwandeln wollten“. Der Vergleich mit anderen Tragödien in Paris oder Brüssel möge fehl am Platze sein, doch er lasse eine Schlussfolgerung zu. Die Terroristen wechselten die Gangart und wählten „leichtere Ziele“ aus.

Kommen jetzt Bürgermilizen, fragt eine Zeitung

Die französische Zeitung „Le Figaro“ weist in ihrer Online-Ausgabe auf den „harten Schlag“ gegen Nizza hin, die zweitwichtigste Stadt für Frankreichs Städtetourismus. 40 Prozent der Besucher der Cote d’Azur besuchten Nizza, das „Drama“ vom 14. Juli werde die Stadt „verlangsamen“. Paul Barelli von der Zeitung „Le Monde“ betont, dass Nizza sich penibel auf mögliche Anschläge vorbereitet habe, verschiedene Szenarien durchspielte, sogar Attentate, die vom Meer aus lanciert werden könnten. Der Anschlag auf Hotels in Bombay war dabei als Muster durchgespielt worden. Man habe sich auf atomar, biologische und chemische Angriffe vorbereitet. Mit dem Anschlag vom Nationalfeiertag seien „alle Vorkehrungen“ ausgetrickst worden.

Gefahren für Europa sieht die liberale rumänische Tageszeitung „Adevarul“: „Die politischen Entscheider müssen aufwachen, wenn sie es noch können, sie müssen eine Realität zur Kenntnis nehmen, die sie offensichtlich überfordert.“ Das Blatt fragt, ob ein Europa mit „viel klareren und härteren Regeln die Lösung sein“ könne. Es müsse etwas geschehen, sonst werden „Milizen zur Selbstverteidigung entstehen“, glaubt die Zeitung.