Im Oktober stehen die Bänder im Wörther Lkw-Werk von Daimler still. Die Auftragslage sei jedoch stabil, berichtet eine Sprecherin des Unternehmens. Daimler spüre aber die Unsicherheit auf den Märkten.

Stuttgart - Der Stuttgarter Automobilhersteller Daimler fährt in seinem Lkw-Werk im südpfälzischen Wörth die Produktion zurück und verkürzt dort im Oktober die Arbeitszeit. Demnach sollen im größten Lastwagenwerk der Welt mit seinen 12 500 Mitarbeitern an allen Freitagen des Monats die Bänder stillstehen. Das sagte am Mittwoch eine Konzernsprecherin. Die Drosselung betrifft die Produktion der großen Lkw Mercedes-Benz Actros, Atego, Axor und des neuen Antos.

 

Die Auslastung des Werkes Wörth sei gut, die Auftragslage stabil, sagte die Sprecherin weiter. Daimler spüre aber die Unsicherheit in den Lkw-Märkten. Das Unternehmen fahre bei der Lkw-Produktion deshalb derzeit auf Sicht und könne kurzfristig sehr flexibel auf Nachfrageschwankungen reagieren. Die Sprecherin wies darauf hin, dass in Wörth in den ersten drei Quartalen 2012 ein starkes Produktionsprogramm gefahren worden sei mit zahlreichen zusätzlichen Samstagsschichten. Kurzarbeit oder Personalabbau seien kein Thema, auch nicht bei den rund 800 Zeitarbeitern in Wörth, sagte sie. Nach Angaben der Sprecherin wurden 2011 in dem Werk in der Südpfalz rund 97 000 Lkw hergestellt. Der Betriebsratsvorsitzende in Wörth, Uli Edelmann, bewertete gestern die Regelung als ruhige und besonnene Reaktion auf den derzeitigen allgemeinen Nachfragerückgang auf dem europäischen Lkw-Markt. Er verwies auf die bislang zahlreichen zusätzlichen Samstagschichten in der Produktion und sagte, die Arbeitszeitkonten der Mitarbeiter seien im Plus. Die kürzere Arbeitszeit sei die richtige Reaktion auf die schwächere Nachfrage in Europa. In Wörth produziert Daimler vorwiegend für den europäischen Markt. Was dann im November komme, wisse keiner, sagte Edelmann. Deshalb produziere das Werk derzeit „auf Sicht“. Je nach Situation könnten die Weichen flexibel gestellt werden.

Daimler-Lkw-Vorstand Andreas Renschler sagte vor kurzem in einem StZ-Interview vor der Nutzfahrzeugmesse IAA, dass das Unternehmen dank der neuen Generation des Flaggschiffs Actros eine gewisse Sonderkonjunktur in Europa spüre und Marktanteile gewinne. Nach den Angaben des Branchenverbandes Acea sank die Nachfrage nach Lastwagen in der Europäischen Union im ersten Halbjahr 2012 um 10,8 Prozent oder 892 850 Fahrzeuge gegenüber der gleichen Vorjahreszeit. Der Rückgang sei in allen großen Märkten zu verzeichnen gewesen.