Zwei Schulklassen schreiben, illustrieren, drucken und binden ihre eigenen Geschichten im Projekt Buchkinder. Die Stadt, die Volkshochschule und die Stadtbibliothek haben haben das Projekt initiiert und geleitet.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Die Titel der 28 bibliophilen, selbst gemachten Bände in der Kinderbibliothek sprechen für sich: „Der Clown und die Kirsche“, „Unfälle können zur Liebe führen“, „Die Eiretter“ oder „Das geheime Land“ steht zum Beispiel auf den Titelblättern. Entstanden sind die Bücher im Projekt „Buchkinder Stuttgart“, das von der Stadt, der Volkshochschule (VHS) und der Stadtbibliothek initiiert und geleitet wurde. Teilgenommen haben eine vierte Klasse der Ameisenbergschule und eine sechste Klasse der Berger Schule.

 

Eine Woche lang haben die Kinder nicht in ihren Klassenzimmern gebüffelt, sondern haben sich an Orten wie dem Spielhaus oder in Werkstätten als Schriftsteller, Künstler, Drucker und Buchbinder betätigt. Jetzt präsentieren sie ihre Werke in einer Ausstellung in der Kinderbibliothek dem gleichaltrigen und dem erwachsenen Publikum. Die Fantasie der Kinder blieb ungebremst, Anleitungen gab es nur in handwerklichen Fragen.

Nelly aus der vierten Klasse der Ameisenbergschule hat die Geschichte „Die Sternenleiter“ geschrieben und mit Radierungen illustriert. Sie erzählt von einem jungen Wolf, der früh stirbt und nicht in den Himmel will, sondern zurück zu seiner Mutter. „Am Anfang ist meine Geschichte traurig, aber zum Schluss nicht mehr“, erklärt Nelly. Denn der kleine Wolf entschließt sich, im Himmel auf seine Mutter zu warten und eines Tages trifft er sie dort wieder. Marlon, ebenfalls von der Ameisenbergschule, erzählt, dass ihm seine Geschichte vom „Agent ohne Namen“ einfach so zugeflogen sei. Der Agent hatte sehr unentschlossene Eltern und deshalb bekam er nie einen Namen, was ihm viele Probleme einbrachte. Als Erwachsener wird der Namenlose Agent und kämpft erfolgreich gegen einen Bösewicht, der ihn schon seit dem Kindergarten verfolgt.

Lernen auf mehreren Ebenen

Projektleiterin Andrea Liebe ist von den Einfällen der Kinder hingerissen und freut sich über deren Rückkehr zum Buch. „Die neuen Medien sind heute so sehr in den Vordergrund gerückt“, berichtet sie. Schreiben falle vielen Kindern schwer, erzählen dagegen nicht. Beim Buchkinderprojekt wird gleich auf mehreren Ebenen gelernt, betont sie. Das Ausdenken und Schreiben einer Geschichte ist nur ein Aspekt davon. Teamwork und Basteln, Geduld und Ausdauer gehören ebenso dazu wie die Entwicklung von Selbstbewusstsein, denn jedes Kind muss während des Schaffensprozesses immer wieder seine Geschichte präsentieren und die Fragen der Zuhörer beantworten.

Birgit Bierbaum von der Stadtbibliothek hatte das Vorbild für das Projekt in Leipzig entdeckt. Für die Ausstellung arrangierte sie in zahlreichen Vitrinen den ganzen Schaffensprozess der Jungautoren. Auch die Vorarbeiten wie zum Beispiel die Ideenfindung mit Hilfe von Schreibspielen oder die Werkzeuge, mit deren Hilfe die Radierungen entstanden sind, hat Birgit Bierbaum dokumentiert.

Büchermachen könnte ansteckend sein, und deshalb gibt es jetzt auch einen entsprechenden Workshop für Kinder in der Stadtbibliothek, der in regelmäßigen Abständen angeboten wird. Im kommenden Schuljahr werden Grundschüler aus Zazenhausen und der Ameisenbergschule an dem Buchkinder-Projekt teilnehmen.

Werkschau
Die Ausstellung und die Bücher des Buchkinderprojekts sind bis 21. September in der Kinderabteilung der Stadtbibliothek zu sehen. Einen zweitägigen Buchkinderworkshop bietet die Stadtbibliothek am 30. und 31. Juli jeweils von 14 bis 17 Uhr an. Weitere Auskünfte gibt es unter www.buchkinder-stuttgart.de.