In Stuttgart hat das Thema Vorlesen einen hohen Stellenwert. Beim Maiempfang der Leseohren hat es für die Vorlesepatinnen und -paten einen doppelten Grund zum Feiern gegeben.

Stuttgart - Mehr als 100 ehrenamtliche Vorlesepatinnen und -Paten waren zum Maiempfang des Vereins Leseohren gekommen, um mit Bettina Kaiser, Geschäftsführerin der Leseohren, und ihrem Team zu feiern. Dabei ging es nicht nur darum, die Ehrenamtlichen „wertzuschätzen“, die mit Einfühlungsvermögen, Kompetenz und Geduld Freude an Büchern und Geschichten weckten, damit einen enormen „Beitrag zur Lese- und Sprachförderung leisteten“, wie Isabel Fezer, Bürgermeisterin für Jugend und Bildung in ihrer Begrüßung betonte.

 

An diesem Abend wurde Stuttgart auch von der Stiftung Lesen – in Kooperation mit „Der Zeit“ und der Deutschen Bahn – ausgezeichnet als „Nachhaltige Vorlesestadt“. Das sei auch ein Verdienst der vielen Engagierten, so Fezer. Mittlerweile gebe es mehr als 500 Vorlesepaten, pro Woche würde 3000 Kinder erreicht – verschiedener Kulturen und Schichten. „Auch in der Muttersprache wird vorgelesen und geflüchteten Kindern eine ‚Leseheimat’ geschaffen, das ist ein Beitrag zur Integration.“

30 Prozent der Eltern lesen selten oder gar nicht vor

Die Plakette der „Nachhaltigen Vorlesestadt“ übergab Johanna-Sophia Hasse von der Stiftung Lesen. Chancengleichheit fange mit Lesen an, betonte sie. „Was kommt davor? Das Vorlesen!“

Kinder könnten so nicht nur neue Welten entdecken, auch Gerechtigkeitssinn, Vorstellungsvermögen und Konzentrationsfähigkeit würden geschult. „30 Prozent der Eltern lesen selten oder gar nicht vor“, sagte sie. Daher habe die Stiftung Lesen vor 16 Jahren den bundesweiten Vorlesetag ins Leben gerufen. Jährlich werden drei Vorlesestädte ausgezeichnet – und unter den 40 Bewerbungen im Jahr 2018 wurde Stuttgart als eine davon ausgewählt. Nicht nur, weil beim Vorlesetag auf dem Marktplatz in 30 Zelten 80 Paten mehr 770 Kindern vorlasen, sagte Hasse. „In Stuttgart wird vor allem nachhaltig gearbeitet.“

Die Kraft des Lesens würdigte auch Susanne Heydenreich, Intendantin des Theaters der Altstadt: Sie las aus „Das Papierhaus“ von Carlos María Domínguez und sang Hildegard Knefs textstarke Lieder, etwa „In dieser Stadt“ oder „Für mich soll’s rote Rosen regnen“.