Erst sollen er und seine Komplizen älteren Frauen die Geldbeutel gestohlen, dann mit ihren EC-Karten Geld abgehoben haben: Ein 41-Jähriger steht wegen Bandendiebstahls vor dem Amtsgericht Waiblingen.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Waiblingen - Zuerst soll er seinen Opfern beim Einkaufen die Geldbörse entwendet, dann mit ihren EC-Karten Geld abgehoben haben: Ein 41-Jähriger muss sich derzeit wegen schweren Bandendiebstahls in mehreren Fällen vor dem Waiblinger Amtsgericht verantworten.

 

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte bei seinen Taten im gesamten Bundesgebiet, aber auch in Österreich und der Schweiz gemeinsam mit mindestens zwei Komplizen nach dem immer gleichen Muster vorgegangen ist: Den Opfern, zumeist älteren Frauen, wurde beim Einkaufen in Supermärkten oder Drogerien der Geldbeutel gestohlen, dann hoben die Täter mit den EC-Karten Geld ab – häufig vierstellige Beträge.

Täter hat auch in Österreich agiert

Auch in Weinstadt soll die Bande im Februar vergangenen Jahres zugeschlagen haben. Die Geschädigte schilderte dem Gericht am Montag als Zeugin, wie sie an der Kasse eines Discounters plötzlich feststellte, dass ihr Geldbeutel nicht mehr in der Tasche war. Noch während sie den Vorfall bei der Polizei meldete, wurde ihre Geldbörse dort abgegeben – angeblich war sie auf dem Parkplatz des Supermarkts gefunden worden. „Es war alles drin“, berichtete die Frau dem Gericht. Sie habe allerdings den Fehler begangen, die Geheimnummern ihrer EC-Karten im Geldbeutel aufzubewahren. Eine Nachfrage bei der Bank ergab, dass direkt nach dem Diebstahl insgesamt 4000 Euro von Konten der Geschädigten abgehoben worden waren. Vermutlich sei der Geldbeutel samt der EC-Karten nach der Tat wieder zum Discounter zurückgebracht worden, erklärte der für den Fall zuständige Polizist, der ebenfalls als Zeuge geladen war. Der Schaden sei ihr nicht ersetzt worden, sagte die Frau.

Weitere Opfer und mehrere Ermittler, unter anderem aus Friedrichshafen und Remchingen, berichteten als Zeugen von ähnlichen Fällen. Dabei hatten manche der Bestohlenen den Angeklagten erkannt, andere konnten sich nicht daran erinnern, ihm am Tatort begegnet zu sein. Die Polizisten waren dem 41-Jährigen zumeist mithilfe von Bildern aus Überwachungskameras an den Geldautomaten auf die Spur gekommen, die sie mit denen in Datenbanken abglichen. Dabei kooperierten sie auch mit österreichischen Kollegen in Tirol, wo der Mann und seine Komplizen ähnliche Diebstähle begangen haben sollen.

Der Angeklagte hat Schulden

Der Angeklagte gab zu Beginn der Verhandlung zu, die Taten begangen zu haben. Allerdings habe er in vielen Fällen nicht selbst die Geldbörsen entwendet, sondern nur das Geld abgehoben. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters, ob gezielt ältere Frauen als Opfer ausgewählt worden seien, erklärte er, man habe darauf geachtet, bei wem sich der Geldbeutel leicht aus der Tasche nehmen lasse.

Bei den Schilderungen der Zeugen wischte sich der 41-Jährige immer wieder mit den Händen über die Augen. Zuvor hatte er dem Gericht von massiven Geldproblemen berichtet. Unter anderem sei seine Mutter in einem Krankenhaus gewesen und er habe für ihre Behandlung aufkommen müssen. Er selbst sei mehrere Jahre lang von Heroin und Kokain abhängig gewesen. Der Mann, der als Hilfsarbeiter immer wieder verschiedene Jobs hatte, schätzt seine Schulden auf 4000 Euro. Das Verfahren wird am 18. März fortgesetzt.