Vor dem Amtsgericht Stuttgart müssen sich am Donnerstag drei Männer verantworten, die Senioren um große Geldbeträge gebracht haben sollen. Sie haben eine weitverbreitete Masche angewendet.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Polizei tut sich schwer damit, den Betrügern Herr zu werden, die sich als falsche Polizeibeamte ausgeben. Denn nur selten gehen die Täter ins Netz. Die Kriminellen, die es vor allem auf das Vermögen älterer Mitbürger abgesehen haben, sind nämlich meist schon über alle Berge, wenn die Opfer die Masche durchschauen. Daher hat der Prozess, der am Donnerstag am Amtsgericht Stuttgart beginnt, Seltenheitswert: Drei Tatverdächtige stehen vor Gericht, die im Juli 2017 verhaftet worden waren. Ein 20 Jahre alter und zwei 26-jährige Beschuldigte sollen in Stuttgart und Regensburg Beute in Höhe von rund 70 000 Euro bei drei Opfern gemacht haben. Zweimal schlugen sie in Regensburg zu, einmal in Stuttgart. Hier machten sie mit mehr als 50 000 Euro die größte Beute.

 

Die Polizei schnappt sich die Tatverdächtigen in Heilbronn

Die Polizei war den Männern Mitte Juli auf die Spur gekommen, als sie in Heilbronn in einem Hotel abgestiegen waren. Offenbar hatten sie die Tatverdächtigen anhand der Handydaten ausfindig gemacht. Die Männer hatten neben Beutestücken auch Listen mit den angerufenen Opfern dabei. Nach der Festnahme am 12. Juli kamen die drei Männer in Untersuchungshaft. Sie sollen den Senioren am Telefon erzählt haben, dass eine Einbrecherbande unterwegs sei und die Wertsachen und das Bargeld zuhause nicht mehr sicher seien. Eine 79-jährige Stuttgarterin brachten die Täter am 14. Juni des vergangenen Jahres mit der Geschichte dazu, ihnen Bargeld und Schmuck im Wert von mehr als 50 000 Euro zu übergeben. In Regensburg brachten sie ein Opfer um Goldmünzen, Schmuck und Uhren im Wert von mehr als 10 000 Euro, ein anders gab ihnen dort 7500 Euro Bargeld.

Die drei Männer arbeiteten arbeitsteilig: Abholer, Fahrer und Teamleiter waren ihre Rollen. Die Hinterleute sollen in der Türkei sitzen, wie es bei dieser Betrugsmasche häufig der Fall ist: Dort sitzen ganze Callcenter, von denen die Anrufe gesteuert werden. Und dorthin soll auch in den nun zu verhandelnden Fällen das Geld geflossen sein. Die Männer hätten die Beute dorthin weiterleiten müssen und seien dann ausbezahlt worden. Als die Beschuldigten im Sommer 2017 in Stuttgart und Regensburg zuschlugen, rollte eine ganze Welle solcher betrügerischer Anrufe falscher Polizeibeamter über die Stadt. Das Polizeipräsidium Stuttgart und das Landeskriminalamt veröffentlichten damals mehrere Warnungen vor den Tätern.