Eine amerikanische Studie zeigt, dass man davon profitieren kann, ein Geheimnis zu wahren. Doch das gilt nicht immer. Auch die Motive für die Geheimhaltung spielen eine Rolle.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Arno Geiger, der Wiener Schriftsteller, erzählt in seinem Buch „Das glückliche Geheimnis“ von einer klandestinen Leidenschaft. Er radelt nachts durch die österreichische Hauptstadt und wühlt im Müll. In den frühen Morgenstunden kehrt er beglückt zurück, oft Bücher, Kunst, Tagebücher und Korrespondenzen anderer Leute im Rucksack. Keiner erfährt etwas von seinem Doppelleben außer der Freundin, die es ja sieht, wenn er morgens in schmutziger Kleidung die Wohnung betritt. Dass es sich eigentlich „nicht schickt“, so etwas zu tun, sagt sie, man sich geradezu „schämen muss“. „Ich war ein Vagabund, ein Stadtstreicher, ein Lumpensammler“, schreibt Geiger. Und immerhin doch auch ein Akademiker, der erste in der Familie, und irgendwann ein berühmter Schriftsteller. 25 Jahre lang hält der dennoch an seinem nächtlichen Geheimnis fest, spinnt es weiter. Ihm ist es nicht peinlich, es belebt ihn. Aber er redet nicht darüber, diese Sache soll ihm allein gehören.