Wer Ratten am Bauch kitzelt, bringt sie zum Lachen – aber nur, wenn die Nager in passender Stimmung sind. Forscher haben sich den Nagetieren nun mit modernster Technik genähert – und mit Humor.
Stuttgart - Zwischen jungen Ratten und Menschenbabys gibt es gewaltige Unterschiede. Sobald aber Shimpei Ishiyama von der Berliner Humboldt-Universität (HU) eines der Nagetiere mit bloßen Fingern am Bauch kitzelt, zeigen sich überraschende Ähnlichkeiten: Die Ratte strampelt mit den Beinen in der Luft, quietscht laut – in allerdings unhörbar hohen Tönen – und ist offensichtlich sehr vergnügt. Kinder reagieren auf Kitzeln nicht viel anders, nur unterscheidet sich ihr Kichern deutlich von den Ultraschall-Rufen der Nagetiere. Was dabei im Denkorgan der Ratten passiert, beschreiben Shimpei Ishiyama und Michael Brecht vom HU-Bernstein Center for Computational Neuroscience in der Zeitschrift „Science“.
Allerdings lässt sich nicht jede Ratte so einfach kitzeln. „Zurückhaltende Ratten mussten sich erst ein paar Tage an mich gewöhnen, bis sie ihre Scheu verloren“, erklärt Shimpei Ishiyama. Fürchtet sich die Ratte also nicht mehr, quittiert sie Kitzeln mit freudigem Ultraschall-Quietschen. Die Tiere verhalten sich also ganz ähnlich wie Menschen, die sich nur dann gern kitzeln lassen, wenn sie guter Dinge sind.
Verblüffende Ähnlichkeit zu menschlichem Verhalten
Richtig wohl fühlen sich Ratten zum Beispiel in einer kleinen, dunklen Kiste. Schließlich sind die Nagetiere auch in der Natur oder in den Siedlungen der Menschen am liebsten im Dunklen unterwegs und trippeln nicht so gern über große, freie Flächen, auf denen sie leicht entdeckt werden können. Eine dunkle Kiste ähnelt der unübersichtlichen Umgebung am besten, in der die Nagetiere sonst meist leben. Haben sie sich erst einmal an den Forscher gewöhnt, nehmen die Ultraschall-Mikrofone dann auch das unhörbare Quietschen der gekitzelten Ratten auf.
Sitzt eine Ratte dagegen auf einer kleinen Plattform einen viertel Meter über dem Fußboden, fehlt auch noch ein Geländer am Rand und wird das Tier zudem mit hellem Licht bestrahlt, fühlen sich die Nagetiere offensichtlich nicht wohl. „Kitzeln löst dann auch kein Quietschen aus“, berichtet Shimpei Ishiyama. Wieder verblüfft die Ähnlichkeit mit dem menschlichem Verhalten: Man muss in der passenden Stimmung sein, um Kitzeln mit Kichern zu beantworten. Das hat übrigens bereits der Vater der Evolutionstheorie, Charles Darwin, beobachtet.