Zusammen mit ihren beiden Partnern wollen zwei junge Frauen aus Irland in den nächsten sieben Monaten von Kairo nach Kapstadt radeln. Damit wollen sie das Interesse an Afrika wecken und Geld für Arznei und Bücher sammeln.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

Dublin/Kairo - Die eine ist eine junge Ärztin, die für das Abenteuer ihren Job in einer Klinik daheim in Irland aufgegeben hat. Die andere, eine frühere Schulkameradin, arbeitet als Grundschullehrerin. Sie hat ihr Klassenzimmer in Dublin für diese Tour durch Afrika eingetauscht. Zusammen mit ihren beiden Partnern wollen Niamh Allen und Sadhbh „Sive“ McKenna in den nächsten sieben Monaten von Kairo nach Kapstadt radeln. Nicht nur, weil sie sich vom afrikanischen Kontinent angezogen fühlen, sondern weil sie das Interesse an Afrika wecken und Geld für Arznei und Bücher sammeln wollen.

 

Per Rundum-Vernetzung versuchen die vier auf eher unkonventionelle Art, ihre Landsleute zum Spenden und die Schulkinder zu Hause zu animieren, virtuell an dem Trip teilzunehmen. Über ihre Webseite und soziale Medien sollen Neugierige angehalten werden, der Route des Quartetts zu folgen, eigene Afrika-Veranstaltungen zu organisieren und eben auch Geld für den guten Zweck locker zu machen. Wann immer sie abends von ihren Sätteln klettern, wollen die Radler irischen und anderen Kindern von ihrer Reise erzählen. Sie wollen Fragen beantworten und zum Nachdenken anregen. Schon jetzt, nur Tage nach dem Start, erregt ihre Aktion in Irland großes Aufsehen, fast alle Medien berichten über das Projekt.

Sieben Monate Hitze, Erschöpfung und Pannen

Die vier nennen ihr Abenteuer nach dem irischen Begriff für Fahrrad „Rothar Africa“, das Afrikarad. 12 000 Kilometer wird die Reise lang sein – vom kriselnden Kairo, in dem sie am vergangenen Wochenende aufgebrochen sind, geht es über Straßen, Steppen, Marktflecken und Oasen des östlichen Afrika, durch den Sudan, durch Kenia, Mosambik und Swasiland bis ganz hinunter an die Südspitze des Kontinents, nach Südafrika.

Die Medizinerin Niamh Allen wurde in Johannesburg geboren und ist dort aufgewachsen. Auch später, als sie längst in Dublin lebte, hat sich dem Kontinent immer eng verbunden gefühlt. Für die Organisation Ärzte ohne Grenzen ist sie ebenso wie ihr Freund, der andalusische Pfleger Isidro Carrion Martin, in der Vergangenheit in mehreren Ländern Schwarzafrikas tätig gewesen. Sie sei froh, meint Allen, etwas von dem zurückgeben zu können, was Afrika ihr gegeben habe, und noch dazu auf einer Reise, „auf der ich meinen Lieblingskontinent mit drei meiner besten Freunde erforschen kann“. Wie es laufen werde auf dieser Reise, müsse man sehen, sagt die Dubliner Ärztin lachend. Ob sich alle noch gut verstehen würden „nach sieben Monaten Hitze, Erschöpfung und den unvermeidlichen Pannen“, stehe natürlich in den Sternen. Aber einen Versuch sei es ja wohl wert.

Wasserfilter, Zeltplanen, Luftpumpen – sie sind gut ausgerüstet

Sadhbh McKenna, die Lehrerin, räumt ein, dass sie außer ihrer Kamera als „kleinen Luxus“ für unterwegs ihren Seifenblasen-Pustring aus Irland mitgenommen hat. Außerdem hat sie geschickterweise ihren Verlobten, Kyle Petrie, an der Seite. Denn Petrie, ebenfalls Ire, hat Landwirtschaft studiert und ist Fachmann für Nutzpflanzenanbau in Aqua- und Hydrokulturen. Er hofft den Humor beizusteuern, sollte er den anderen einmal ausgehen. Dass er, wo nötig, auch Regen machen könne, hat er allerdings nicht versprochen.

Bepackt mit Wasserfilter und Zeltplanen, mit Luftpumpen, Laptop und Ersatzteilen aller Art, glaubt das Quartett jedenfalls gewappnet zu sein für den großen Rothar-Africa-Trip. Was an Spenden hereinkommt, geht zur Hälfte an Ärzte ohne Grenzen – für Arzneimittel, die später in der Demokratischen Republik Kongo ausgegeben werden sollen. Die andere Hälfte des Gelds wollen die Abenteurer der Wohlfahrtsorganisation Room to Read geben, einer vom früheren Microsoft-Marketingboss John J. Wood gegründeten Einrichtung, die gegen das Analphabetentum in Entwicklungsländern kämpft. Mit dem Geld sollen ein Autor und ein Zeichner in Südafrika bezahlt werden, die ein neues Lesebuch verfassen, das in vieltausendfacher Auflage an strategischen „Leseplätzen“ im ganzen Land verteilt wird. Damit die Sache ein Erfolg wird, müssen die vier Radler aber erst einmal in die Pedale treten. Allein von Kairo bis Luxor, dem ersten großen Etappenziel, sind es 1400 Kilometer.