Wer mit elektrischer Unterstützung in die Pedale treten will, sollte stets auf seine Sicherheit achten. Denn die Polizei hat einen erschreckenden Trend bei den Unfallzahlen verzeichnet.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Wenn es warm wird, leben Radfahrer gefährlicher. Das belegt die Unfallstatistik der Polizei: Mit kleinen Abweichungen steigt die Zahl der Fahrradunfälle parallel zur monatlichen Durchschnittstemperatur. Entsprechend haben sich die Zahlen in diesem Jahr entwickelt: Bei den Radfahrern, die ohne elektrische Unterstützung unterwegs waren, sei in der ersten Jahreshälfte 2018 ein Anstieg zu verzeichnen gewesen, die Radunfälle mit E-Bikes hätten sich verdoppelt. Im Jahr 2017 sind auf den Straßen der Stadt 447 Unfälle mit Radfahrern geschehen, das waren sechs weniger als im Jahr 2016. Die meisten davon, rund 70, ereigneten sich im Juli. Im Urlaubsmonat August waren es dann noch 40 Unfälle.

 

Auch bundesweit ist eine Zunahme der Unfälle mit E-Bikes verzeichnet worden. Das geht aus aktuellen Zahlen des statistischen Bundesamts hervor. Der Präsident des Amtes, Georg Thiel, bezeichnet es als „besorgniserregend“, dass sich die Zahl der Unfälle mit Fahrrädern mit Hilfsmotor zwischen 2014 und 2017 mehr als verdoppelt hat. Besonders betroffen davon seien ältere Radfahrer. Das entspricht den Beobachtungen der Stuttgarter Polizei: „Die anderen Altersgruppen haben auch zunehmend mehr E-Bikes, aber häufig sind es Senioren“, sagt der Polizeisprecher Stephan Widmann. Eine häufige Unfallursache sei die falsch eingeschätzte Geschwindigkeit: Pedelecfahrer seien damit, wenn sie das Rad neu haben, nicht vertraut. Aber auch andere Verkehrsteilnehmer schätzten die Radler mit Hilfsmotor falsch ein, betont der Pressesprecher.

ADAC und Polizei bieten Trainings an

Das Präventionsreferat der Stuttgarter Polizei rät Radfahrern, die auf ein E-Bike umsteigen wollen, zu einer Probefahrt und einer eingehenden Beratung durch Fachleute, um herauszufinden, ob es als Verkehrsmittel tatsächlich zum eigenen Fahrverhalten passt. „Außerdem gibt es spezielle Fahrtrainings für E-Bike-Fahrer“, fügt der Polizeisprecher des Polizeipräsidiums hinzu.

Erst vor kurzem habe das Stuttgarter Polizeipräsidium ein solches Training gemeinsam mit dem ADAC angeboten. Denn nicht jeder, der Fahrradfahren kann, komme sofort mit einem E-Bike klar. „Das Fahrverhalten ist ein anderes. Man hat schneller eine höhere Geschwindigkeit drauf, in einer Kurve kann das problematisch werden. Pedelecs sind auch schwerer als normale Fahrräder, das Bremsverhalten ist anders als am normalen Fahrrad.“ Zudem rät die Polizei: „Am besten immer mit Helm fahren“.

Traurige Gründe für gute Ratschläge

Ein besonderes Augenmerk auf die Sicherheit der Radfahrer lege die Fahrradstaffel der Stuttgarter Polizei. Sie sei fast täglich unterwegs. Dabei achte sie auch auf die Verkehrssicherheit von Fahrrädern. Gemeinsam mit den Kollegen des Präventionsreferats kontrolliert die Fahrradstaffel vor allem im Schlossgarten den Radverkehr.

Für ihre guten Ratschläge hat die Polizei traurige Gründe. Wie die Statistik des Bundesamts belegt, ist ein Trend bei den Radfahrern gegenläufig zur allgemeinen Entwicklung: Während in Deutschland die Zahl der Verkehrstoten in den Jahren 2010 bis 2017 um 13 Prozent gesunken ist, blieb sie bei den Radfahrern im gleichen Zeitraum konstant. 2017 waren es 382.