Was ist das los in Waiblingen, Fellbach und Bad Cannstatt? Offenbar strampelt ein wahrer Schwarm von Pedaleuren über die Radwege, um dem morgendlichen Berufs- oder automobilen Feierabendverkehr zu entgehen und an frischer Luft am Stau vorbei das Ziel zu erreichen.
Lobeshymnen des Ministers
Diese schöne neue Welt der gesunden und umweltgerechten Fortbewegung suggeriert zumindest das Landesverkehrsministerium mit seiner Lobeshymne auf den „sprunghaften Anstieg“ jener Pendler, die während der Bahnsperrung im Frühsommer auf den altehrwürdigen Drahtesel (immer seltener) oder, heutzutage eher en vogue, das E-Bike umgestiegen sind.
Das Erstaunen über die extraordinären Fortschritte relativiert sich beim genaueren Blick auf die Daten: Eine „Steigerung auf 160 Prozent“ bei den Radfahrenden, das ist ehrlicherweise keineswegs so signifikant, wie man eigentlich vermuten sollt.
Wer als Radpendler zwischen Fellbach und Waiblingen beispielsweise am Freitagmorgen dieser Woche unterwegs war, begegnete maximal zehn Gleichgesinnten oder überholte bei Rückenwind im sechsten Gang auch mal einen. Auf der parallelen Alten Bundesstraße und der Schorndorfer Straße rauschten in der gleichen Zeit aber Hunderte von Autofahrern vorbei.
So bleibt der Verdacht, dass die ministeriale Radel-Erfolgsmeldung zur Bahnstreckensperrung eher ein Zwischenhoch beschreibt. Wenn man dann auch noch hinterrücks von einem deftigen Schauer erwischt wird und pudelnass vor der Bürotür steht, dann ist klar: Die Verkehrswende verlangt einem so manches Opfer ab.
Neue Radbeauftragte in den Verwaltungen
Sicher, gerade im Rems-Murr-Kreis sind viele stets bemüht: Verwaltungen schaffen Stellen für Radbeauftragte, Radwege werden rot untermalt, der Radschnellweg RS5 wird vielleicht in fünf Jahren umgesetzt sein.
Und doch: Nicht jede Firma hat Fahrrad-Abstellmöglichkeiten in der Tiefgarage parat, nicht jedes Unternehmen offeriert Spinde für die Radklamotten oder hat Duschen zur Erfrischung vor dem fröhlichen Start in den Berufsalltag. Und so mancher wichtige Radweg, wie eben jener von Fellbach gen Waiblingen, sollte mit anständiger Beleuchtung versehen werden, um gerade in der Winterzeit nächtliche Kollisionen mit Fußgängern oder entgegenkommenden Radlern mit defektem Licht zu verhindern.
Es geht noch deutlich mehr – bei der Förderung des Buckelns und Tretens im Remstal und natürlich auch anderswo.