Wenn in Stuttgart die FDP von sich reden macht, muss das für den Liberalismus nicht zwangsläufig etwas Gutes bedeuten. StZ-Kolumnist Erik Raidt schreibt über den Weg der Partei ins Museum.

Stuttgart - Die FDP denkt darüber nach, im März in Stuttgart an der Langen Nacht der Museen teilzunehmen. Die Partei fühlt sich reif für die Vitrine, nachdem sie in den vergangenen Jahren erst eine strenge Stimmendiät durchgezogen hatte und sich ihr verbliebenes Quartett zuletzt durch einen Übertritt zur Alternative für Deutschland (AfD) zu einem Terzett verschlankt hatte. Nach dem Wechsel von Bernd Klingler zur AfD hatten die verbliebenen Liberalen hastig nach einer historischen Tonbandaufnahme aus der ruhmreichen Geschichte ihrer Partei gesucht, um den Abgang zu verklären. Auf dem Band war folgender Satz zu hören: „Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise. . .“

 

An dieser Stelle brandete lautstarker Jubel auf, aber leider entsprach die Prager Botschaft von einst nicht der Stuttgarter Wirklichkeit von heute, weil in Wahrheit nicht die FDP Bernd Klingler geschasst, sondern er selbst die Scheidung eingereicht hatte. Nun sind von ursprünglich vier lediglich drei Heilige Liberale Könige im Gemeinderat übrig geblieben – damit hat die Partei ihren eigenen politischen Grundsatz, den staatlichen Einfluss auf das freie Spiel der Kräfte zu verringern, in geradezu vorbildlicher Weise in die Tat umgesetzt. Dies folgt der genialen Logik, dass weniger Liberale tatsächlich zu mehr Liberalismus führen.

Dirndl und Bierdeckel

Wenn die Partei erst endgültig ins Museum gezogen sein wird, kann sich das geschichtsinteressierte Publikum in den Schaukästen noch einmal an den Meilensteinen der freiheitlichen Politik ergötzen: Hier das Dirndl, das Rainer Brüderle einst an einer Stuttgarter Hotelbar im Geiste vor Augen hatte. Dort der Bierdeckel, auf dem die Partei im Windschatten des einstigen CDU-Vordenkers Friedrich Merz eine Steuerreform ausformulieren wollte.

Bei der Ausstellungseröffnung zur Geschichte der FDP würden noch einmal Taschentücher herumgereicht für all diejenigen, die künftig nicht mehr mit Steuererleichterungen rechnen dürfen. Hoteliers und Gastronomen würden sich gegenseitig tröstend in den Armen liegen. Selbstverständlich würden zu diesem Anlass auch die verbliebenen drei Gemeinderatsmitglieder der Partei kommen. Nämlich die Frau, äh, und natürlich auch der Herr, na, jetzt ist der Name leider auch entfallen.

Freiheitliche Grüße, Erik Raidt