Seit klar ist, dass die Stadt den Löwenanteil der Sanierungskosten des Ratskellers trägt, hatte es einige Interessenten um die leer stehende Gastronomie im Rathaus gegeben. Nun scheint der neue Betreiber gefunden – und es ist kein Unbekannter.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Läuft bei Dinkelacker derzeit. Nachdem die Familienbrauerei an der Lautenschlagerstraße neben dem Palast der Republik ein ambitioniertes neues Gastro-Projekt verwirklicht, könnte sie bald an noch prägenderer Stelle der Stadt in Erscheinung treten. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung ist die Brauerei gemeinsam mit dem Gastronom Michael Schmücker, Chef eines Catering-Unternehmens und Wirt im Stuttgarter Varieté, die derzeit aussichtsreichste Bewerberin für den Stuttgarter Ratskeller.

 

„Das ist richtig, das Konzept von Dinkelacker hat die Fraktionen überzeugt“, sagt Verwaltungsbürgermeister Fabian Mayer (CDU), in dessen Zuständigkeitsbereich die seit März 2016 leer stehende Gastronomie im Bauch des Rathauses fällt, auf StZ-Anfrage. „Allerdings ist noch nichts unterschrieben, wir befinden uns noch mitten in den Vertragsverhandlungen“, schränkt Mayer ein.

Dass sich überhaupt etwas bewegt in Sachen Ratskeller, kommt einem kleinen Wunder gleich. Die Bewerbung von Dinkelacker und anderen war erst möglich geworden, nachdem die Stadt eine Kehrtwende bei der Finanzierung der Renovierung des Ratskellers vollzogen hatte. Anfangs hatte die Stadt vom neuen Betreiber des Ratskellers eine Beteiligung an den Sanierungskosten in Höhe von rund fünf Millionen Euro gefordert – zuzüglich von 15 000 Euro Pacht im Monat. Daraufhin hatten alle potentiellen Interessenten, darunter verschiedene namhafte Brauereien, müde lächelnd abgewinkt. „Auch wenn der Ratskeller finanziell spannend ist, vor allem wegen der Möglichkeit, beim Weindorf und beim Weihnachtsmarkt mitmischen zu können: Die hohen Sanierungskosten plus die hohe Pacht hätte man nie wieder reinholen können“, sagt ein Gastronomie-Experte.

Dinkelacker hat noch nicht bestätigt

Das hatte anscheinend auch die Stadt Stuttgart eingesehen. Bürgermeister Fabian Mayer spricht inzwischen von einer „Markterkundung, die gezeigt hat, dass es keinen Sinn macht, nur einen Rohbau zur Verfügung zu stellen“. Die Stadt übernimmt daher nun doch den Löwenanteil der Sanierung und verspricht dem neuen Pächter dafür einen „veredelten Rohbau“ - „vorbehaltlich einer Finanzierung im nächsten Haushalt“, sagt Mayer. Der nächste Pächter müsse laut Mayer aber immer noch eine Summe von einer Million Euro investieren.

Diese Summe kann kaum ein Gastronom alleine stemmen, da braucht es viel mehr einen solventen Investor im Rücken – zum Beispiel eine Brauerei wie Dinkelacker. Dass der neue Pächter des Ratskellers tatsächlich Dinkelacker heißen wird, will Brauerei-Chef Bernhard Schwarz noch nicht bestätigen. „Wir befinden uns in guten Gesprächen mit der Stadt. Es dauert aber sicher noch ein bis zwei Monate, bis das Thema durch ist“, sagt Schwarz, um im nächsten Moment das Potential des Ratskellers zu loben. „Der Marktplatz ist samt Ratskeller eine Visitenkarte von Stuttgart. Zum Glück lässt es die Haushaltslage der Stadt zu, diese Visitenkarte nun würdig zu gestalten.“

Die gastronomische Entwicklung des Dorotheen-Quartiers zeige laut Schwarz, dass eine ganz neue Ausgeh-Achse entstehen könnte, die von der Markthalle über den Marktplatz bis zum Hans-im-Glück-Brunnen reichen könne. Ob Dinkelacker das Abenteuer Ratskeller mit Michael Schmücker angehen möchte, will Bernhard Schwarz ebenfalls noch nicht bestätigen. „Wir arbeiten aber schon lange vertrauensvoll mit ihm zusammen. Er ist ein guter Gastronom, von dem man in den nächsten Jahren noch viel hören wird.“

Rothaus-Brauerei aus dem Rennen

Über die künftige Gestaltung des Ratskellers ist noch nichts bekannt. Schwarz fordert lediglich, dass die Gastronomie im Bauch des Rathauses nicht mehr so dunkel sein dürfe. In wie weit der Marktplatz künftig vom Ratskeller aus gastronomisch bespielt werden kann, steht laut Fabian Mayer ebenfalls noch nicht fest. „Die Außengastronomie wird sicherlich eine große Rolle spielen. Das hängt aber auch vom weiteren Verlauf der Diskussion um die bauliche Revitalisierung des Marktplatzes ab.“

Mit dem Konzept von Dinkelacker ist nach Informationen der Stuttgarter Zeitung übrigens der bisher aussichtsreichste Bewerber aus dem Rennen: die Badische Staatsbrauerei Rothaus. Deren Vorstand Christian Rasch war früher bei Stuttgarter Hofbräu in leitender Funktion tätig und pflegt nach wie vor beste Kontakte nach Stuttgart. Rothaus hatte sich laut einem Insider gemeinsam mit einem stadtbekannten Gastronom beworben, nachdem die Stadt den potentiellen Interessenten das neue Finanzierungsmodell mitgeteilt hatte, war aber nicht zum Zuge gekommen.

Mit einer baldigen Eröffnung der Rathaus-Gastronomie ist im Übrigen nicht zu rechnen. „Wenn die Renovierungskosten im Haushalt verabschiedet werden, dauert es sicherlich eineinhalb bis zwei Jahre, bis die Sanierung abgeschlossen sein wird“, sagt Fabian Mayer. Er rechnet mit einer Bewirtung des Ratskellers nicht vor 2019.