Im November 2023 sollen sich AfD-Politiker, Neonazis und Unternehmer getroffen und die Vertreibung von Millionen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte besprochen haben. Aufgedeckt hat jetzt „Correctiv“. Was das genau ist.

Digital Desk: Lotta Wellnitz (loz)

Ein am vergangenen Mittwoch veröffentlichter Bericht beunruhigt aktuell einen Großteil der deutschen Gesellschaft. Denn Politiker, Neonazis und Unternehmer sollen sich im November 2023 in einem Hotel in der Nähe von Potsdam getroffen haben, um die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland zu besprechen. Anwesend waren unter anderem auch hochrangige AfD-Vertreter.

 

Der Bericht hat parteiübergreifend für Empörung gesorgt und die Diskussionen um ein AfD-Verbot befördert. Jüngst hat auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reagiert. „Wer sich gegen unsere freiheitliche demokratische Grundordnung richtet, ist ein Fall für unseren Verfassungsschutz und die Justiz“, so Scholz am Donnerstag bei X, vormals Twitter. Recherchiert hat das Thema „Correctiv“. Aber was ist das überhaupt?

Recherchenetzwerk Correctiv

„Correctiv“ ist ein gemeinnütziges, unabhängiges und vielfach ausgezeichnetes Recherchenetzwerk, das seinen Sitz in Essen sowie einen weiteren Standort in Berlin hat. Dahinter steht die „Correctiv – Recherchen für die Gesellschaft gemeinnützige GmbH“, die 2013 gegründet wurde und seit 2014 auch praktisch arbeitet. Sie betreibt außerdem die Reporterfabrik, eine Online-Journalistenschule.

Der Journalist David Schraven, der zuvor das Rechercheressort der Funke Mediengruppe leitete, ist der Gründer von Correctiv. Die Chefredaktion bilden  Justus von Daniels und Anette Dowideit. Der Investigativ-Journalist von Daniels war davor Leiter von Correctiv.Lokal und koordinierte unter anderem die Beteiligungs-Recherche „Wem gehört die Stadt?“, für die sein Team dieses Jahr den Grimme Online Award erhielt. Dowideit leitete zuvor das internationale Investigativnetzwerk bei Axel Springer und das Investigativteam der „Welt“. Auch ist sie Autorin mehrerer Sachbücher und wurde unter anderem mit dem Deutschen Journalistenpreis ausgezeichnet. 

Der Fokus des Recherchenetzwerks liegt auf investigativem Journalismus. Auf der Webseite von Correctiv heißt es: „Wir recherchieren langfristig – im Sinne des öffentlichen Interesses, mit Sorgfalt und Ausdauer – und decken strukturelle Missstände, Korruption und unethisches Verhalten auf.“

Faktencheck und lokales Recherchenetzwerk

Außerdem gibt es bei Correctiv mit „Correctiv.Faktencheck“ eine eigenständige Redaktion, die sich gegen Falschinformationen (Fake-News) einsetzt oder Gerüchte und Halbwahrheiten aufdeckt. Außerdem zeigt sie, wie sich jeder einzelne vor Falschmeldungen schützen kann. Correctiv ist in diesem Zusammenhang laut eigenen Angaben Teil mehrerer Netzwerke von Faktenprüfern. Als Beispiele werden auf der Webseite etwa das International Fact-Checking Network (IFCN) des US-amerikanischen Poynter Instituts, der europäische Faktencheck-Verband European Fact-Checking Standards Network (EFCSN) und der German-Austrian Digital Media Observatory (GADMO) genannt.

Seit 2017 gibt es außerdem ein lokales Recherchenetzwerk, „Correctiv.Lokal“. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der gemeinsamen Recherche von Lokaljournalisten, Bloggern und Fachexperten.

Finanzierung Correctiv

Correctiv wird durch private Spenden sowie die Zuwendungen von Stiftungen, Institutionen und Unternehmen getragen. Außerdem habe man „eigene wirtschaftliche Aktivitäten, wie beispielsweise die Produktion und der Verkauf von Büchern oder Workshops“ heißt es auf der Webseite.

Investigativer Journalismus

Die Recherchen von Correctiv sind für Menschen und Medienpartner kostenlos und werden in vielen Fällen in Zusammenarbeit mit Zeitungen, Radio- und Fernsehsendern sowie Magazinen veröffentlicht. Die Recherchen von Correctiv finden in der Gesellschaft oftmals große Beachtung. Beispiele sind folgende:

  • Recherche zum Cum-Ex-Steuerskandal: Mit dubiosen Finanzgeschäften haben Banken und Großinvestoren den deutschen Staat um mehr als 30 Milliarden Euro betrogen.
  • die Aufdeckung der AfD-Spendenaffäre: In dieser haben die Partei Alternative für Deutschland und ihre Funktionäre immer wieder illegale Parteispenden angenommen.
  • Recherchen zu steigenden Mieten auf dem Wohnungsmarkt: Bei der Schwarm-Recherche „Wem gehört die Stadt?“ arbeitet Correctiv mit lokalen Medien zusammen, um den Wohnungsmarkt mit Hilfe der Bürger transparenter zu machen.

Regelmäßig wird die journalistische Arbeit von Correcitv ausgezeichnet. So erhielt man unter anderem schon den Grimme Online Award, den Nannen Preis oder auch den Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus.