Die Reform des Rettungsdienstes ist dringend nötig. Gesundheitsminister Lauterbach geht in die richtige Richtung, kommentiert Bernhard Walker.

Wenn sich jemand schwer verletzt oder ohnmächtig wird, ist die Lage klar: Dann wählt man die 112, also den Rettungsdienst. Oft genug aber können Menschen, die plötzlich erkranken, nicht einschätzen, wie schlimm ihr eigener Zustand ist. Und das ist bei den mehr als 20 Millionen Notfällen, die es jedes Jahr gibt, eher die Regel als die Ausnahme. Diese Kranken können entweder über die 116117 den ärztlichen Bereitschaftsdienst anrufen oder selber in die Notaufnahme einer Klinik gehen.

 

Es gibt also in Deutschland gleich drei Anlaufstellen für Notfälle. Und das führt dazu, dass es sowohl Unter- wie Überversorgung gibt: Mancher Patient landet im Krankenhaus, obwohl ihm auch ambulant geholfen werden könnte, während andere auf die Bereitschaft warten und währenddessen eigentlich schon im Notarztwagen versorgt werden müssten. Wieder andere gehen in die Klinik, weil sie bei der 116 117 nicht durchkamen oder lange in der Warteschleife hingen.

Patienten müssen gesteuert werden

Diese Situation ist belastend – und zwar für die Ärzte und Pflegekräfte genauso wie für die Patienten. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat also recht, wenn er sagt, dass die Rettungsdienste eine Rettung bräuchten. Zur der von ihm geplanten Reform zählt, die Nummern 112 und die 116 117 zu erhalten, sie aber in einer Leitstelle zusammenzuführen. Die berät jeden einzelnen Anrufer und sagt ihm, wo er mit seinem akuten medizinischen Problem die geeignete Hilfe bekommt.

Das allerdings setzt voraus, dass in den Leitstellen genug geschulte Menschen tätig sind, was in Zeiten des Fachkräftemangels keine einfache Aufgabe ist. Lauterbach und die Länder müssen es dennoch versuchen und zudem bundesweit an die Patientensteuerung anknüpfen, die sich in Baden-Württemberg schon bewährt hat. Dort gibt es in vielen Kliniken neben der Notaufnahme auch Arztpraxen, die abends oder am Wochenende den Patienten helfen.