Reich-Ranicki spricht im Bundestag zum 67. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz.

Berlin - Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hat im Bundestag zum 67. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz eindringlich seine Erlebnisse während des Holocausts geschildert. Der 91-Jährige, Zeitzeuge und Überlebender des Warschauer Ghettos, sagte am Freitag zum Schluss seiner bewegenden Rede bilanzierend: „Die in den Mitvormittagsstunden des 22. Juli 1942 begonnene Deportation der Juden aus Warschau nach Treblinka dauerte bis Mitte September. Was die 'Umsiedlung der Juden' genannt wurde, war bloß (...) eine Aussiedlung, die Aussiedlung aus Warschau. Sie hatte nur ein Ziel, sie hatte nur einen Zweck - den Tod.“

 

Wulff stützt den 91-jährigen Reich-Ranicki

Reich-Ranicki war ganz offensichtlich gesundheitlich angeschlagen. Bundespräsident Christian Wulff und der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Andreas Voßkuhle, stützten den 91-Jährigen auf dem Weg zum und vom Rednerpult. An dem Gedenken nahmen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesratspräsident Horst Seehofer (CSU) teil. Nach der Rede herrschte im Bundestag minutenlange Stille, unterbrochen durch verhaltenen Beifall. Am Holocaust-Gedenktag wird weltweit der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

Am 27. Januar 1945 waren die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz befreit worden. Auschwitz steht für den Völkermord und die Millionen Menschen, die vom Nazi-Regime verfolgt und umgebracht wurden. Seit 1996 erinnert auch der Bundestag jährlich in einer Gedenkstunde an die Befreiung des Vernichtungslagers.