100 Formationen haben sich für die CSD-Parade in Stuttgart angemeldet – so viele wie nie zuvor. „Damit sind wir größer als Berlin“, sagt CSD-Sprecher Detlef Raasch. „Kein Karneval“ werde es, betont er: Die Politdemo sei notwendig, weil nicht alles erreicht sei.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Queer durch Stuttgart: Die Rekordzahl der Anmeldungen für die CSD-Parade am kommenden Samstag zwischen Erwin-Schoettle-Platz in Heslach und der Planie in der City ist ein klares Signal. Eindrucksvoll soll die Stadt sehen, wie wichtig es der LGBTTIQ-Community ist, nach der langen Corona-Pause wieder gemeinsam vor Zehntausenden von Menschen Farbe zu bekennen. Im Kessel wird der nun erste CSD ohne Einschränkungen seit 2019 gefeiert. Die Vorfreude ist groß. 100 Fußgruppen und Trucks werden durch die Stadt ziehen. Zum Vergleich: In Berlin waren es am vergangenen Samstag 92 Formationen.

 

Nur in Köln ist mit 190 Gruppen eine deutsche Pride-Parade noch größer. Um ein Kräftemessen, welche Stadt in Deutschland die aktivste Community besitzt, geht es den Veranstaltern dabei nicht. Viel wichtiger ist es ihnen, in allen Städten ein starkes Zeichen für Vielfalt, Freiheit und Respekt sowie gegen Hass, Krieg und Diskriminierung zu setzen. Der Stuttgarter CSD steht unter dem Motto „Community.Kraft.Europa“.

Der CSD in Stuttgart wird ehrenamtlich organisiert

Damit will das Orga-Team zeigen, dass der Kampf für die Vielfalt nicht an Ländergrenzen endet, sondern dass die Community gemeinsam Kraft entwickeln müsse, weil der Hass queere Menschen immer noch treffe. „Wir müssen uns gemeinsam gegen die Gewalt-Übergriffe, die Zerstörung von Rainbow-Flaggen und gegen andere Straftaten wehren“, sagt Detlef Raasch vom CSD-Vorstand, der sich für die Vorbereitung und Organisation der Parade wie etliche Teammitglieder bei seiner Arbeit als Altenpfleger extra freigenommen hat. Auch dies unterscheidet den Stuttgarter CSD von anderen großen Pride-Demos in Deutschland: In Stuttgart gibt es keine hauptamtlichen Mitarbeiter*innen. Alles wird im Ehrenamt auf die Beine gestellt.

Lob für das Amt für öffentliche Ordnung im Stuttgarter Rathaus

Detlef Raasch lobt ausdrücklich das Amt für öffentliche Ordnung der Stadt Stuttgart, die erstmals in diesem Jahr die Kosten für die Absperrungen der Parade übernimmt. Bisher musste der CSD dafür selbst aufkommen. „Wir sind kein Karneval“, betont der Sprecher, „die Parade ist eine Polit-Demo, weil es noch viel zu tun gibt.“ Um Spaß allein gehe es also nicht. Deshalb würden dafür genaue Regeln festgelegt. Bei den Anmeldungen habe man aber keine Formationen abweisen müssen, weil alle genau wüssten, was gehe und was nicht. Eine unabhängige Jury, die diesmal erstmals auf der Bühne auf dem Marktplatz sitzt, soll besonderen Augenmerk auf die politische Botschaften der Formationen legen und wie diese kreativ umgesetzt werden. „Um Nacktheit geht es nicht“, erklärt Raasch.

Erstmals ist die CDU mit einem eigenen Truck dabei

Fast alle Parteien des Gemeinderats sind mit eigenen Trucks oder eigenen Fußgruppen dabei, erstmals auch der Stuttgarter CDU-Kreisverband. Auch eine Formation aus der Ukraine hat sich angekündigt, die den Pride in Kiew vertritt, der wegen des Krieges nicht stattfinden kann. Die Demostrecke ist unverändert. Sie führt vom Schoettle-Platz über die Tübinger Straße und die Eberhardstraße auf den Marktplatz und zur Planie. Der Zug startet am Samstag um 15.30 Uhr und wird bis 18.30 Uhr gehen. Im Anschluss findet die Kundgebung auf der Planie von 18.30 bis 19.30 Uhr statt.