Steigende Fallzahlen, aber auch eine Reform des sogenannten Unterhaltsvorschussgesetzes macht die Arbeit des Kreisjugendamts teurer. Der Etat soll im kommenden Jahr um mehr als 12 Millionen Euro höher ausfallen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Mit einem Volumen von 67,5 Millionen Euro fällt der Ansatz für den Etat des Kreisjugendamtes im kommenden Jahr um mehr als 12 Millionen Euro höher aus als in diesem Jahr. Gründe sind laut dem kommissarischen Amtsleiter Holger Gläss vor allem Mehraufwendungen durch steigende Fallzahlen bei der Eingliederungshilfe sowie der Tagespflege von Kindern und Jugendlichen. Aber auch eine Reform des sogenannten Unterhaltsvorschussgesetzes mit erweiterten Bezugsberechtigungen und -dauern habe zu einer extremen Fallzahlensteigerung und damit Mehraufwendungen im Kreisjugendamt geführt.

 

Bauer: Säumer am Krawättle packen

Beim Eintreiben der Unterhaltszahlungen von jenen, die sie eigentlich leisten müssten, sei man indes mehr als im Rückstand, räumte Gläss am Montag bei der Beratung des Haushaltsplanentwurfs im Jugendhilfeausschuss des Kreistages ein: „Die Arbeitskapazität wird zu großen Teilen für die Bearbeitung neuer Anträge und die Umstellung auf das neue Verfahren gebunden“, lautet die Begründung.

Das soll sich im kommenden Jahr ändern: Zu den „zentralen Themen“, die sich das Jugendamt vorgenommen habe, das nach einer externen Organisationsuntersuchung ohnehin stark im Umbruch ist, zähle der Ausbau von Steuerungsinstrumenten, des Berichtswesens und Controllings. Dazu sollen auch personelle Kapazitäten bereitgestellt werden. Was offenkundig auch im Interesse einiger Kreisräte ist: Im konkreten Beispiel, so der SPD-Rat Alexander Bauer möge zusätzliches Personal dringend dazu eingesetzt werden, „die Säumer am Krawättle zu packen“.

Tagesmüttersatz soll nicht erhöht werden

Ein gegenüber dem Vorjahr erhöhter Aufwand zeichnet sich laut der Verwaltung auch bei der Tagespflege ab. Zum einen wird eine stärkere Nachfrage nach individuellen Formen der Kinderbetreuung erwartet, zum anderen eine erhöhte Betreuungsintensität. Nichts verändern will man indes an der Vergütung der Tagesmütter: der Satz von 5,50 Euro pro Kind und Stunde soll beibehalten werden. Man sei zu dem Schluss gekommen, dass – inklusive Urlaubsgeld und anderer Weiterzahlungen bei Abwesenheitszeiten – gute Rahmenbedingungen geboten seien, so Gläss. „Wenn man der Meinung ist, dass da noch etwas draufgesattelt werden sollte“, so Landrat Richard Sigel, „dann wäre das unseres Erachtens eine Sache der Gemeinden.“ Ansonsten müsste man das schließlich über die Kreisumlage an alle Kommunen weitergeben. Die Nettoaufwendungen von 4,63 Millionen Euro, die der Kreis im kommenden Jahr insgesamt in die Tagespflege investieren will, entspreche in etwa einem Prozentpunkt der Kreisumlage.