Die umfangreiche Sanierung im Waiblinger Remspark ist abgeschlossen. Schon am ersten Morgen strömen die Massen in das einzige größere Einkaufszentrum im Landkreis.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Seit 9.30 Uhr ist der rechte Arm von Peter Meinert im ausgestreckten 90-Grad-Winkel wie eingefroren. Das liegt nicht etwa an der Kälte, sondern an dem Verkehr, der seit dieser Zeit konstant auf den Waiblinger Remspark zurollt. Während Meinert die Nacht über als Teil des Aufbauteams noch geholfen hatte, alles für die Eröffnung auf seinen Platz zu rücken, steht er jetzt vor der Auffahrt zum oberen Parkdeck, das quasi dauerbesetzt ist, und leitet die kriechende Blechlawine weiter.

 

Alle Parkplätze sind belegt

Nach gut einem Jahr, in dem das einzige größere Einkaufszentrum im Landkreis wegen Sanierungsarbeiten weitgehend stillgelegt war, scheint die Kundschaft geradezu ausgehungert zu sein. Denn mit insgesamt fast 1000 Parkplätzen ist die Shoppingmall eigentlich großzügig ausgestattet. Doch am Wiedereröffnungstag reicht das bei Weitem nicht aus.

Das mag damit zu tun haben, dass sich einige Schnäppchenjäger jetzt vor Weihnachten auf die Pirsch nach günstigen Eröffnungsangeboten gemacht haben. Der große Andrang deutet aber auch an, dass der Mix aus bewährten und neuen Anbietern bei der Kundschaft den Nerv getroffen hat.

Verantwortlich dafür ist das zur Schwarz-Gruppe gehörende Kaufland. Der Lebensmittel-Vollsortimenter mit Sitz in Neckarsulm, der im Remspark eigentlich „nur“ die Fläche des in Konkurs geratenen Real-Markts hatte übernehmen wollen, zeichnet seit Herbst des vergangenen Jahres für das gesamte Einkaufszentrum verantwortlich. Nach dem Kauf der bis dahin im Besitz des Finanzinvestors Sistema Capital Partners (SCP) befindlichen Immobilie war man damit beschäftigt, die Shoppingmall, die Mitte der 1970er Jahre gebaut und 20 Jahre später erweitert worden ist, aufwendig zu sanieren. Zeitweise waren dazu bis zu 300 Handwerker am Tag in verschiedenen Bereichen der Shoppingmall tätig. Sie haben unter der Regie der projektverantwortlichen Immobilienentwicklerin Nadine Sülflohn jetzt eine Punktlandung hingelegt.

Viele regionale Produkte im Angebot

Das Unternehmen selbst vermeldet: „Die umfassende Revitalisierung des Waiblinger Remsparks ist abgeschlossen. An diesem Donnerstag eröffnet das Einkaufszentrum in der Ruhrstraße 5 wieder in vollem Umfang. Zahlreiche Fachmärkte, Händler und Dienstleister haben den idealen Platz auf den insgesamt über 22 000 Quadratmetern Verkaufsfläche gefunden.“ Auf der für den eigenen Markt beanspruchten, rund 6500 Quadratmeter großen Fläche verspricht Kaufland viele regionale Produkte. Gut 2200 Artikel stammten aus Baden-Württemberg, mehr als 900 aus dem direkten Waiblinger Umland. Der Fokus liege auf den Frische-Abteilungen für Obst und Gemüse, Molkereiprodukte sowie Fleisch, Wurst, Käse und Fisch. Rund 80 ehemalige Mitarbeiter von Real hätten bei Kaufland eine neue berufliche Perspektive erhalten, so das Unternehmen selbst. Zudem seien neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Der Marktleiter Rosario Hharra kann auf rund 130 Mitarbeiter in Waiblingen zurückgreifen.

Etablierte und neue Anbieter

Während technisch und optisch auch in den anderen Bereichen des Einkaufszentrums einiges umgekrempelt worden ist, sind mehrere etablierte Partner wieder vertreten. Kaufland nennt exemplarisch den Schuhhändler Deichmann und das Bekleidungsunternehmen Ernstings Family. Mit dem Sportausstatter Decathlon und dem Spielwarenhändler Smyths Toys habe man hingegen zwei namhafte und attraktive Ankermieter neu gewinnen können. Im Erdgeschoss ist der Schnäppchenmarkt Action in die Flächen des ehemaligen Real-Getränkemarkts eingezogen.

Gastrobereich als „Herzstück“ des Centers

Als „Herzstück des Centers“ bezeichnet Kaufland hingegen einen neu gestalteten Gastronomiebereich. Hier würden Speisen aus aller Welt angeboten – italienisch, asiatisch, orientalisch und deutsch. Abgerundet werde der Branchenmix mit Dienstleistern wie einem Zeitschriften- und Lotto-Shop mit integrierter Post, einer Apotheke, einem Friseur, einem Reisebüro, einem Schuh- und Schlüsseldienst, einem Optiker, einem Blumenfachgeschäft sowie einem umfangreichen Modeangebot.

Richard Müller, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, weil er mangels Alternativen mehrere Hundert Meter entfernt verbotenerweise auf einem Stellplatz des Discounters Aldi geparkt hat und sich für die Jagd nach Eröffnungsschnäppchen eigens freigenommen hatte, ist zumindest so zufrieden, dass er es an diesem Freitag gleich noch einmal versuchen möchte. „Ich werde extra um 8 Uhr kommen, dann ist vielleicht nicht so viel los wie heute“, sagt er. Peter Meinert, der wieder den Parkplatzeinweiser spielen wird, ist da hingegen skeptisch: „Morgen werden es dann noch mehr Leute mitbekommen haben, dass hier wieder offen ist.“