Das Repaircafé Weil der Stadt existiert seit 2016. Am Samstag kamen Helfer und „Kunden“ zum 50. Mal zusammen, um Kaputtes zu reparieren statt wegzuwerfen.

Repaircafés, in denen kaputte Gegenstände und Geräte mit Hilfe von Ehrenamtlichen repariert werden können, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Denn sie stehen für Nachhaltigkeit und gegen die allgemeine Wegwerfmentalität. Das Repaircafé in Weil der Stadt feierte am Samstag ein kleines „Jubiläum“. Zum 50. Mal fand das Angebot statt. Bernhard Drollinger (69), der das Café 2016 gemeinsam mit Andreas Schwarz gegründet hat, erzählt, wie es dazu kam und wie sich seither alles entwickelt hat.

 

Herr Drollinger, wie entstand die Idee für ein Repaircafé in Weil der Stadt?

Ich bin im Umweltteam der evangelischen Gemeinde Merklingen, der heutigen Würmtalgemeinde. Unsere Aufgabe ist die Bewahrung der Schöpfung. Da kam uns die Idee eines Repaircafés. Denn das ist etwas, wovon jeder etwas hat. Im April 2016 ging es los.

War der Zuspruch erst noch verhalten?

Nein, es wurde direkt sehr gut angenommen, das hat uns selbst überrascht. Bei den ersten Terminen hatten wir bereits um die 40 Besucher, zum Teil haben sich richtig lange Schlangen gebildet. Bei dieser Zahl ist es in etwa geblieben, manchmal sind es sogar noch mehr.

Und wie war es bei den Helfern?

Als wir die Idee erstmals vorgestellt hatten, haben sich um die 20 Leute gemeldet, die sagten, sie würden mitmachen. Bald waren es 45. So sind wir an den Start gegangen und so viele sind es auch heute noch, bei wechselnden Mitgliedern. Wobei auch nicht bei jedem Repaircafé alle vor Ort sind. Das wechselt sich ab. Wir haben außerdem viele Geflüchtete dabei, etwa ein Viertel der Ehrenamtlichen, würde ich sagen.

Wie kam es dazu?

Wir wollten von Anfang an einen Schwerpunkt darin setzen, Bedürftige und vor allem Flüchtlinge einzubeziehen. Damals waren es vor allem Syrer, heute sind es viele Ukrainer. Deshalb haben wir auch von Beginn an gebrauchte Fahrräder und Koffernähmaschinen gesammelt, haben sie gesichtet, repariert und dann weitergegeben. Wir haben aber gesagt: Die Leute sollen dabei sein, wenn ihr Fahrrad instandgesetzt wird. Einige sind daraufhin dabeigeblieben und unterstützen uns.

Sind über die Jahre viele Spenden zusammengekommen?

Seit 2016 haben wir 375 Fahrräder und 55 Nähmaschinen gesammelt und weitergegeben. Und nicht nur das. Unsere Erfolgsquote beim Reparieren liegt bei 76 Prozent. Wenn man das hochrechnet, haben wir über die Jahre 1500 Geräte vor dem Müll gerettet. Das bedeutet eine Einsparung von 30 Tonnen CO2. Das entspricht 60 Urlaubsflügen von Stuttgart nach Mallorca.