Bei Loretta Petti an der Römerstraße gibt es eine ehrliche und authentische italienische Küche. Seit 1996 betreibt die Italienerin nun schon das Alimentari da Loretta im Stuttgarter Süden.

Lokalköpfe - Eines ist sicher: Ruhe, die kann Loretta Petti gar nicht gut gebrauchen. Seit 1996 betreibt die Italienerin das Alimentari da Loretta im Stuttgarter Süden, vor zehn Jahren ist die Trattoria da Loretta an der Büchsenstraße hinzugekommen. Kurz nach dem Mittagstisch fegt Loretta Petti durch den kleinen Laden an der Römerstraße, baut das Buffet ab und lässt Espresso aus der großen Maschine hinter der Theke. Die Gäste, die zur Tür rein kommen oder das kleine Bistro verlassen, spricht sie meist mit Namen an. „Viele sind hier Stammgäste“, sagt die 62-Jährige. Und viele der Gäste fühlen sich schon so Zuhause, dass sie sich ihr Brot selbst schneiden, ihr Wasser hinter der Theke selbst einschenken. Es herrscht eine heimelige, familiäre Atmosphäre bei Loretta Petti.

 

„Eher mache ich mich kaputt“

Loretta Petti ist 1973 nach Deutschland gekommen. Sie stammt aus Montepulciano, einer malerischen Kleinstadt in der Toskana. Zwischendurch, nachdem sie einige Zeit in Tübingen gelebt und dort ein internationales Zentrum aufgebaut hatte, ist sie noch einmal zurückgekehrt, um in ihrer Heimat ein Sprachenzentrum zu gründen, das es auch heute noch gibt. Doch sehr lange ist sie nicht geblieben: „Meine Heimat ist wunderschön. Doch das Leben läuft viel langsamer als hier.“ Manchmal sei sie am Fenster gesessen, erzählt sie, habe hinaus geschaut und gedacht, das Leben ziehe an ihr vorbei. „Ich war immer sehr umtriebig“, sagt sie. Deshalb hat sie ein zweites Mal ihre Sachen gepackt und ist zurück nach Deutschland.

Die Idee, im Süden Stuttgarts ein Lokal zu eröffnen, war die einer Freundin – doch kurz vor der Eröffnung stand Loretta Petti plötzlich allein da. Ebenfalls aufzugeben, sei für sie aber nicht in Frage gekommen: „Eher mache ich mich kaputt.“ Ihre Vorstellung vom Laden an der Römerstraße war ein prunkvolles Café, wie sie es aus der Toskana kennt, mit zwei Tischen und einer Theke, an der Wurst und Käse verkauft werden. Genau so sah das Alimentari am Anfang auch aus: Loretta Petti fuhr regelmäßig zu ihren Eltern in die Toskana und brachte von dort ihre Ware mit, echte italienische Wurst, feinster italienischer Käse und Wein. Irgendwann ist ihr das aber zu viel geworden.

Geerdete, ehrliche Küche

Also hat sie umgestellt. Jetzt gibt es noch wenige italienische Produkte wie Nudeln oder Eingelegtes, hauptsächlich aber kommen die Gäste wegen des authentischen Essens, das Loretta Petti jeden Tag zubereitet. Dabei verfolgt sie einen Grundsatz: „Ich verwende immer Produkte, von denen ich die Wurzeln kenne und koche Gerichte, zu denen ich eine Geschichte erzählen kann – woher es kommt, wann es gegessen und wie es traditionell zubereitet wird.“ Bei ihr gibt es deshalb keine abgehobene, sondern eine geerdete, ehrliche Küche, wie sie sagt: Pasta mit verschiedenen Soßen, Gulasch oder ein Lammgericht von den Abruzzen. „Das ist einer der Gründe, weshalb Fast Food und Systemgastronomie in Italien kaum eine Chance haben: Die italienische Küche ist so einfach, man kann in wenigen Minuten ein tolles und frisches Pastagericht zaubern.“

Abends gibt es bei Loretta Petti regelmäßige Kulturveranstaltungen wie Jazzkonzerte oder Lesungen. Viele Frauen sind bei ihr aktiv, meistens hat sie keine Helfer, sondern Helferinnen im Alimentari. „Hier herrscht einfach eine Frauenatmosphäre“, sagt Loretta Petti, „leicht chaotisch, aber multitaskingfähig.“