Der Herbst ist traditionell die Zeit für Bücher – und für Games. Zu keiner Jahreszeit gibt es mehr Neuerscheinungen. Von der Weltraumoper bis zum interaktiven Märchen ist für jeden etwas dabei – und Schießen muss man nicht unbedingt.

Stuttgart - Das Ende des Jahres steht ganz im Zeichen von „Star Wars“. Zum Film, der am Donnerstag in die Kinos kommt, gibt es auch ein Spiel für PC, PS4 und Xbox One (hier geht’s zum ausführlichen Bericht). Auf eine fesselnde Geschichte darf man allerdings nicht hoffen. In „Star Wars Battlefront“ (ab 16 Jahren, etwa 55 Euro) geht es vor allem um große Schlachten mit vielen Spielern an klassischen Schauplätzen wie dem Eisplaneten Hoth oder den Wäldern von Endor. Aber es gibt andere Spiele, die sich lohnen. Eins davon ist „StarCraft II: Legacy of the Void“ (Blizzard, für PC und Mac, ab 12 Jahren, etwa 30 Euro). Hier kommen Fans klassischer Echtzeitstrategie auf ihre Kosten.

 

„StarCraft II: Legacy of the Void“: Epischer Kampf um die Vormacht

Der Abschluss der Starcraft-II-Trilogie führt eindrucksvoll vor, wofür die Spielereihe von Millionen Fans in aller Welt geliebt wird. Die epische Geschichte vom Dreikampf der Terraner, Protoss und Zerg um die Vormacht im Universum nimmt gegen Ende noch einmal richtig Fahrt auf. Die Balance zwischen den drei rivalisierenden Parteien ist besonders im Mehrspielerpart wichtig, der aufgrund einer verkürzten Aufbauphase spürbar dynamischer geworden ist. Als unabhängiges Spiel erlaubt „Legacy of the Void“ den direkten Einstieg, ohne dass man dazu die Vorgänger kennen muss. Trotz Trainingsmöglichkeit ist das kein leichtes Unterfangen – aber eines, das viele Stunden Spielspaß garantiert.

„Anno 2205“: Ganz entspannt große Städte bauen

Auch in „Anno 2205“ (Blue Byte/Ubisoft, für PC, ab 6 Jahren, rund 50 Euro), dem nunmehr sechsten Teil der Reihe, geht es in die Zukunft. Doch hier ist nicht Zerstörung, sondern Nachhaltigkeit angesagt. Im Jahr 2205 verlässt die Menschheit die zu klein gewordene Erde. Die Besiedlung des Mondes steht im Zentrum des Spiels, in dem überhaupt alles größer, monumentaler und epischer geworden ist als in den Vorgängern. Zu sehen sind weite Landschaften, sich hoch auftürmende Gebirge, Ozeane und futuristische Megacitys mit Wolkenkratzern und fliegenden Autos. Wie immer in den Spielen der Anno-Reihe gilt es, komplexe Wirtschaftskreisläufe zu koordinieren. Auf Kriege kommt es nicht an, friedfertige Spieler können sie komplett umgehen. Naturkatastrophen gibt es gar nicht mehr. Das geht auf Kosten der Spannung, doch der typische Anno-Fan möchte lieber viele Stunden an seiner perfekten Privatwelt feilen und die tolle Grafik bei entspannter Hintergrundmusik genießen.

„Guitar Hero Live“: Den Traum vom Rockstar erfüllen

Wer lieber selbst Musik macht, kann sich mit „Guitar Hero Live“ den Traum vom Rockstar erfüllen – zumindest virtuell. Den Gitarrencontroller gibt es für alle gängigen Spielkonsolen sowie für iPhone und iPad. Neu ist das Erlebnis, vor Publikum zu spielen, das gute oder schlechte Leistungen entsprechend quittiert. Die eingeblendeten Videos verbreiten so etwas wie Lampenfieber. Echter als bei den vorherigen Guitar-Hero-Versionen fühlt sich auch die neue Steuerung an: Neben dem Anschlagschalter gibt es nun am Hals zwei mal drei Tasten, was echten Akkordgriffen so nahe kommt wie nie zuvor. Allerdings wird es damit auch schwieriger, dem Controller die richtigen Riffs zu entlocken. Für Einsteiger gibt es deshalb einen vereinfachten Modus. Neue Songs – und damit neue Herausforderungen – liefert der Hersteller Activision ständig nach. Mit „Guitar Hero TV“ wurde zudem ein Videodienst integriert, über den man seine Lieblingssongs mitspielen kann – das lässt Stimmung unterm Weihnachtsbaum aufkommen. „Guitar Hero Live“ kostet je nach Plattform 80 bis 100 Euro:

„Rise of the Tomb Raider“: Lara Croft mal etwas anders

Die Archäologin Lara Croft – einst als Pop-Ikone gefeiert, dann schon fast beerdigt – kehrt eindrucksvoll auf den Markt zurück. „Rise of the Tomb Raider“ (Square Enix, ab 16 Jahren, 55 und 65 Euro), das zunächst exklusiv für Microsofts Xbox 360 und Xbox One erscheint, baut die neu gefundenen Stärken weiter aus. An die Stelle der Heldin in Hotpants tritt eine oft verletzlich wirkende junge Wissenschaftlerin, die das Erbe ihres Vaters und nebenbei gleich noch die ganze Welt retten will. Auf der Suche nach der Unsterblichkeit verschlägt es sie unter anderem nach Sibirien, wo sie sich gegen eine feindselige Natur und eine skrupellose Geheimorganisation zur Wehr setzen muss. Die überzogene Gewaltdarstellung des Vorgängers wurde zum Glück stark zurückgefahren. Stattdessen gibt es mehr Rollenspielelemente und mehr zu entdecken, also genau das, was man als Hobby-Grabräuber schätzt. Die Versionen für PS4 und PC müssen leider als Gutschein unter den Weihnachtsbaum gelegt werden. Sie erscheinen erst im kommenden Jahr.

„King’s Quest“: Eine Märchenstunde zum Mitspielen

Spektakel allerorten – da tut es gut, wenn kleinere Spielschmieden auf klassische Erzählkunst setzen. Zum Beispiel „King’s Quest“: Ältere Spieler werden sich an das pixelige Original aus den 80er Jahren erinnern. Mit dieser Neuauflage trifft Activision voll ins Schwarze. Die Grafik ist handgemalt und wurde erst danach kunstvoll animiert, was das zauberhafte Flair klassischer Zeichentrickfilme erzeugt. So wirkt das neue „King’s Quest“ wie eine Märchenstunde zum Mitspielen, zumal der in die Jahre gekommene Held Graham das Abenteuer seiner Enkelin erzählt.

Sterben kann er also nach den Gesetzen der Kontinuität nicht, macht der Spieler etwas falsch, setzt der Opa einfach ein Stück weiter vorn an. Damit eignet sich die mit zartem Humor vorgetragene Geschichte über geheimnisvolle Verliese und einsame Drachen auch für ganz junge Spieler. Das Spiel gibt es kapitelweise für je zehn Euro als Download für PC (über Steam), Xbox 360 und One, PS3 und PS4. Ein Preis, für den man dieses kleine Wunderwerk auch sich selbst schenken kann.

Eine Empfehlung fürs iPad

Abenteuer
Klassische Erzählkunst statt großer Spektakel – das ist das Motto der Hamburger Adventure-Spezialisten Daedalic. Ihre interaktive Fabel „The Whispered World“ verzauberte bereits viele Spieler am PC, nun gibt es auch eine Version fürs iPad (ab sechs Jahren, rund zehn Euro).

Geschichte
Der traurige Clown Sadwick wird von Albträumen vom Ende der Welt heimgesucht. Da er selbst für diese Katastrophe verantwortlich zu sein scheint, macht er sich mit seiner sprechenden Raupe Spot auf den Weg, um das schreckliche Schicksal abzuwenden. Die wunderbar gemalten Bilder, die man nach Hinweisen durchsuchen muss, kommen auf dem iPad-Display toll zur Geltung.