Am Stuttgarter Landgericht ist der dritte Prozess gegen Mitglieder der Red Legion geplatzt. Wegen eines Formfehlers bei der Schöffenbesetzung muss das Verfahren neu begonnen werden.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Stuttgart - Einer der drei Prozesse, die sich mit dem Rockermord am Esslinger Obertor befassen, ist geplatzt. Erst am Donnerstag vergangener Woche hatte der Mordprozess gegen drei Mitglieder der verbotenen, rockerähnlichen Gruppe Red Legion am Landgericht begonnen. Drei Angeklagte müssen sich wegen der brutalen Messerattacke auf Mitglieder der rivalisierenden Gang der Black Jackets im Dezember 2012 in Esslingen verantworten.

 

Gleich zum Prozessauftakt hatte die Verteidigerin Berivan Vural gerügt, dass die Schöffen falsch ausgewählt worden seien. Die Anwältin hatte mit ihrer Besetzungsrüge Erfolg: Die Kammer bestätigte, dass die Jugendschöffen und der Ergänzungsschöffe nicht vorschriftsmäßig besetzt wurden. Der Hintergrund ist offenbar, dass die Auftaktverhandlung um einen Tag verschoben wurde, aber die Schöffen von der Liste des ursprünglich angesetzten Datums berufen wurden. Ein Formfehler, damit ist der Prozess geplatzt. Am 17. Februar beginnt er mit anderen Laienrichtern von vorn. Die übrigen Verteidiger hatten dem Antrag von Vural einmütig zugestimmt. Welchen Vorteil ihre Mandanten daraus ziehen, ist allerdings nicht erkennbar.

22-Jähriger war Ende 2012 ums Leben gekommen

Bei der Attacke war kurz vor Weihnachten 2012 ein 22-Jähriger ums Leben gekommen, mehrere Männer wurden verletzt, einer lebensgefährlich. Die Angreifer, die der Gang Red Legion angehörten, sollen mit Messern, Baseballschlägern und Schlagringen auf eine kleine, unvorbereitete Gruppe von Black-Jackets-Mitgliedern losgegangen sein. Das Motiv für den Gewaltexzess war offenbar, dass die in Esslingen angestammte Red-Legion-Bande den Besuch von mehreren Mitgliedern der rivalisierenden Gang in der Stadt als Eindringen in ihr Hoheitsgebiet deuteten.

Die Tat wird in mittlerweile drei parallel laufenden Prozessen aufgearbeitet. Insgesamt stehen dabei 18 Verdächtige der Red Legion vor Gericht. Da es vor und während der zahlreichen Verhandlungen immer wieder zu Streit und Rangeleien zwischen Sympathisanten und Mitgliedern der beiden rockerähnlichen Gruppen gekommen ist, greifen verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Die Prozessbeobachter werden kontrolliert wie am Flughafen, und in den Straßen rund um das Gerichtsgebäude sind Polizisten postiert.

Ein Verfahren wird inzwischen in Stammheim verhandelt

Wohl um nicht noch mehr polizeiliche Dienste in Anspruch nehmen zu müssen, ist einer der Prozesse zur Tat am Esslinger Obertor nach Stammheim verlegt worden, wo nun zweimal die Woche in der Mehrzweckhalle verhandelt wird. Auch dieser Prozess hatte mit einer Rüge seitens der Verteidigung begonnen. Sie wurde jedoch abgelehnt.