IdeenwerkBW-Schwerpunkt IT und Sprache (3): Innovationsmanager Oliver Kelkar von der Porsche-Tochter MHP erläutert die wachsende Rolle der Sprache bei der Vernetzung im Alltag.

Stuttgart - Sprache, Gesten, Bewegtbilder sind dem Menschen vertraute, natürliche Kommunikationsarten. Tastatur und Maus sind Hilfsmittel, die zunehmend durch die natürlichen Interaktionsformen ergänzt und bald vielfach ersetzt werden.„Die Anwendung von Spracherkennung wird in allen Bereichen stattfinden – vom Schalten der Wohnzimmerbeleuchtungsszenerie bis zur Steuerung komplexer Anlagen“, sagt Oliver Kelkar, Leiter Produkt- und Innovationsmanagement der Ludwigsburger Beratungsfirma MHP. Das Vorantreiben komplexer Steuerungssysteme über Sprache ist deshalb ein wichtiges Entwicklungsfeld des Porsche Tochterunternehmens.

 

„Wir entwickeln diese Technologien nicht, wir bringen sie zum Einsatz und trainieren das System, dass es immer besser wird.“ Textbasierte Chatbots fungieren häufig schon heute als die ersten Serviceansprechpartner auf vielen Websites von Unternehmen, beispielsweise in der Energie- oder Finanzwirtschaft. „Teilweise sind sie in ihren Auskünften treffsicherer und präziser als menschliche Mitarbeiter“, betont Kelkar. „Nicht alle sind heute perfekt – aber der Weg ist vorgezeichnet.“

Chatbots bilden die Basis

Chatbots stellen kontextbezogenes Wissen zur Verfügung und bilden damit die Basis. Die alternative Eingabemethode per Sprache ist der nächste Schritt bis hin zu menschenähnlichen Dialogen. „Die Chatbots sind binnen weniger Jahre ziemlich gut geworden“, lautet Kelkars Diagnose. Man denke nur an ‚Siri‘ von Apple, ‚Google now‘ oder ‚Google Home‘von Google oder Microsofts ‚Cortana‘.

Für viele Menschen sind sie der erste Kontakt mit interaktiver Sprachsteuerung. „Für die meisten Anwender funktioniert das schon erstaunlich gut, auch wenn es sich mehr um Frage-Antwort-Anwendungen denn um echte Dialoge handelt“, so die Beobachtungen des Digitalisierungsexperten. „Natürlich ist noch viel Luft nach oben. Zumindest aber bietet der Google-Übersetzer Möglichkeiten der Kommunikation mit Menschen, deren Sprache man nicht spricht – ein echter Zugewinn.“

In den eigenen vier Wänden übernimmt bei vielen bereits Amazons Alexa Aufgaben von der Wetteransage über die Wahl des TV-Programms bis hin zum termingerechten Laden des E-Autos in der Garage. Gerade im Auto oder in produzierenden Umgebungen bringe die Möglichkeit, ohne Einsatz der Hände kommunizieren zu können, einen echten Zugewinn in puncto Arbeits- und Prozesssicherheit sowie Geschwindigkeit, sagt Kelkar.

Oliver Kelkar über die Möglichkeiten der Sprachsteuerung

Die Steuerung der Navigation und des Telefons über die Freisprecheinrichtung ist in vielen Automodellen bereits Normalität.„Wir bei MHP entwickeln und erproben Möglichkeiten der Sprachsteuerung, beispielsweise bei der Analyse und Bewertung großer Datenmengen. Mittels der Datenbrille HoloLens oder einer Virtual Reality Brille gepaart mit Sprachsteuerung werden komplexe Datenstrukturen untersucht und für uns Menschen besser verständlich ausgewertet und dargestellt“, sagt Kelkar über die Fortschritte im Digitalisieren von Sprache. In einem eigenen, auf die Nutzererfahrung ausgerichteten Labor können vielfältige Alternativen getestet werden.

So können die Funktionalitäten neben der Sprache auch spielerisch und haptisch auf einem großen Spielbrett mit Spielfiguren genutzt werden.“ Aber auch die Steuerung einzelner Produktionsmaschinen bis hin zu komplexen Anlagenstrukturen wird von MHP erprobt: „Derzeit ist das wegen der Grundlautstärke in der Produktionsumgebung und den darauf nicht angepassten Eingabegeräten noch nicht wirklich praktikabel.“

Ausweitung auf komplexe Vorgänge in Reichweite

Die Ausweitung auf komplexere Vorgänge scheint nicht weit. Der Begriff „künstliche Intelligenz“ wird derzeit inflationär genutzt und ist nicht einheitlich definiert. In den meisten Fällen handelt es sich um das so genannten Machine Learning (Maschinenlernen) und/oder das Deep Learning (vertieftes Lernen). In einer aktuellen Studie zum Einfluss der Digitalisierung auf die Arbeitnehmer hat MHP Berufsgruppen in Tätigkeiten zerlegt und diesen eine Automatisierungswahrscheinlichkeit zugeordnet. Selbst ein Abteilungsleiter hat demnach eine Automatisierungswahrscheinlichkeit von mehr als 30 Prozent bis zum Jahr 2030 – nicht in den Führungs- oder Kreativaufgaben, sondern bei administrativen Tätigkeiten. Ermöglicht wird dies durch intelligente Systeme, die teils auch mittels Sprachdialogen genutzt werden.

Die Interaktion per Spracheingabe– und sei sie noch so gut – habe allerdings auch ihre Grenzen, sagt Oliver Kelkar, selbst ein leidenschaftlicher Erprober vernetzten Lebens. „Man denke nur an die Lautstärke an öffentlichen Orten wie in Zügen, Bibliotheken oder Konzertsälen. Hier haben wir die leisen Möglichkeiten von smarten Geräten im Gegensatz zur lauten und störenden Telefonie schätzen gelernt.“

Die MHP Management- und IT-Beratung GmbH

Die Firma besteht seit 21 Jahren und zählt zu den führenden Beratungsunternehmen. Das Tochterunternehmen der Porsche AG (81,8 Prozent) beschäftigt derzeit rund 1.850 Mitarbeiter, will in absehbarer Zeit auf 3.000 Beschäftigte expandieren und den Umsatz von derzeit gut 300 Millionen Euro auf mindestens eine Milliarde erhöhen. Man ist auf gutem Weg. Pro Monat stoßen 60 bis 90 Mitarbeiter dazu, die Fluktuation gilt mit etwa elf Prozent als recht gering in der Branche.

Der besondere Beratungsansatz von MHP ist die Symbiose aus Management- und IT-Beratung. „Als Digitalisierungsexperte mit den Leistungsbereichen Management Consulting, System Integration, Managed Services sowie Digital Services and Solutions optimieren und digitalisieren wir die Prozesse unserer Kunden über die komplette Wertschöpfungskette.“

Als Branchenexperte – vor allem für Mobility und Manufacturing – bietet die MHP GmbH ihren Kunden neben umfassender IT-Kompetenz auch tiefgreifendes Management- und Prozess-Knowhow. Strategische Innovationen überträgt das Unternehmen auch auf andere Branchen. MHP ist international an 13 Standorten weltweit tätig, zwei davon in Ludwigsburg, dem Hauptsitz der Gesellschaft.