Die Regierungsparteien ziehen erste Konsequenzen aus den Ereignissen von Erfurt. Sie werden die Republik trotzdem noch lange beschäftigen.

Berlin - Was am Mittwoch der zurückliegenden Woche im Erfurter Landtag passiert ist, kann nicht ungeschehen gemacht werden. Dass die Thüringer Abgeordneten von CDU und FDP kein Problem darin sehen konnten und sich von ihrer Parteibasis im Freistaat womöglich noch ermutigt fühlten, zusammen mit Björn Höckes AfD einen Ministerpräsidenten zu wählen, markierte einen tiefen Einschnitt in der Geschichte der Bundesrepublik. Schließlich ging dieses durchsichtige Wahlmanöver weit über die üblichen Links-Rechts-Auseinandersetzungen hinaus, es wurde nicht weniger als der zentrale Grundkonsens dieses Landes in Zweifel gezogen, nämlich die richtigen Lehren aus dem Scheitern der Weimarer Republik zu ziehen, nicht mit Faschisten zu paktieren und deren Rückkehr an die Macht zu verhindern. Eine solch schwerwiegende Verletzung der bundesrepublikanischen Staatsräson kann nicht an einem Samstagnachmittag geheilt werden – und trotzdem stellt die Erklärung des Berliner Koalitionsgipfels einen wichtigen ersten Schritt auf dem Weg dorthin dar.