Derzeit sorgt Stuttgart 21 wieder für negative Schlagzeilen. Die Bahn scheint Lärmschutz und Zeitplan nicht im Griff zu haben, kommentiert der StZ-Redakteur Christian Milankovic.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Tausend Meter Tunnel pro Monat. So lautet die Vorgabe für die Stuttgart-21-Mineure, die DB-Infrastrukturvorstand Volker Kefer und S-21-Chef Manfred Leger gleichlautend vortragen. In den Monaten Juni und Juli waren es aber in Summe statt zwei Kilometer nur 1563 Meter. Ende Juni bekannte die Bahn, dass der Schallschutz, der die Bewohner des Kernerviertels vom Lärm der Innenstadtbaustelle abschirmen sollte, bei weitem nicht ausreicht. Und keine vier Wochen später wiederholt sich das Spiel an einer Baustelle in der Nähe des Pragtunnels, die so laut ist, dass die Bahn doppelt so vielen Anwohnern Schallschutzfenster bezahlen muss, wie ursprünglich angenommen.

 

Virtuelle Welt statt Baustellentristesse

Drei Schlaglichter, die zeigen, dass die Bahn bei Stuttgart 21 derzeit in der Defensive ist. Die Schlagzeilen waren schon mal besser. Und die Bahn tut wenig, um aus diesem Dilemma herauszukommen. Der Einsatz einer neuartigen 3-D-Brille in der Ausstellung im Bahnhofsturm mag ja eine nette Spielerei sein. Doch die Flucht in virtuelle Welten kann kaum über die Tristesse hinwegtäuschen, die sich beim Blick auf den Baufortschritt an vielen S-21-Schauplätzen einstellt.

In sieben Monaten wird in Baden-Württemberg wieder gewählt. Wenn die Bahn nicht wieder unversehens zum Wahlkampfthema werden will, muss sie zeigen, dass sie Stuttgart  21 beherrscht.