Die Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn ist nach sechswöchiger Sperrung wieder geöffnet. Der Montag schrammte nur knapp am Prädikat „Chaostag“ vorbei. Am Dienstagmorgen sind die Pünktlichkeitswerte zwischenzeitlich noch niedriger.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Während der Sommerferien ist die S-Bahn Stuttgart überaus pünktlich unterwegs gewesen. Durchweg kamen im Tagesschnitt deutlich mehr als neun von zehn Zügen mit weniger als sechs Minuten Verspätung an – das ist viel besser als sonst, im laufenden Jahr war der August der mit großem Abstand beste Monat bei den Pünktlichkeitswerten.

 

Seit dem Ferienende und der Wiedereröffnung der Stammstrecke läuft es weitaus weniger rund. Am Dienstagmorgen gingen die Pünktlichkeitswerte vor 8 Uhr ungewöhnlich stark nach unten. Zeitweise waren zwei von drei Zügen mindestens drei Minuten zu spät, jeder vierte Zug hatte sogar sechs Minuten oder mehr Verspätung.

Auch am Montag war die Pünktlichkeitsquote in der Hauptpendelzeit auf 80 Prozent und weniger gesunken.

Beinahe der achte „Chaostag“ dieses Jahr

Ein Grund dafür war ein kaputtes Signal am Nordbahnhof. Die Linien S4, S5 und S6 fuhren zwischenzeitlich nur im Halbstundentakt, die S6 und die S60 auch nach Reparatur des Signals – „für einen zuverlässigeren Takt“, wie die S-Bahn Stuttgart via X (vormals Twitter) mitteilte. Erst am späten Vormittag erholten sich die Werte wieder. Am Nachmittag sorgten polizeiliche Ermittlungen in Bad Cannstatt für Probleme.

Am Ende schrammte der Montag nur knapp am Prädikat „Chaostag“ vorbei. Davon sprechen wir, wenn über den ganzen Tag gemittelt und nach Zahl der Züge gewichtet die 6-Minuten-Pünktlichkeit unter 80 Prozent rutscht. Am Montag waren 80,7 Prozent der Züge bei der Einfahrt weniger als sechs Minuten zu spät.

Beinahe wäre der Montag also der achte „Chaostag“ des Jahres bei der Stuttgarter S-Bahn geworden. Ein Muster bei der Pünktlichkeit zeigt sich aber gleich nach Ferienende wieder: Sind mehr Züge im System, dann fährt es weniger stabil.

Andersherum gilt es genauso. Schon 2022 stiegen die Pünktlichkeitswerte der S-Bahn, als die Stammstrecke gesperrt war. In den Sommerferien fuhren die Bahnen vom Hauptbahnhof oberirdisch, und zwar nur im Halbstundentakt. „Das sorgt für größere Puffer auf den Strecken. Zudem überträgt sich die Fahrplanabweichung eines Zuges nicht so schnell auf andere Linien“, so ein S-Bahn-Sprecher. 2023 wiederholte sich das Muster.

Die Pünktlichkeit der Stuttgarter S-Bahn dokumentieren wir mithilfe von Daten des Portals „S-Bahn-Chaos“. Diese werden alle fünf Minuten aktualisiert. Wie wir die Daten auswerten, erklären wir in diesem Beitrag.