Der Verband Region Stuttgart kauft neue S-Bahnen. Die Züge werden für die S1 gebraucht - und für Angebote, die es heute noch gar nicht gibt.

Stuttgart - Der Verband Region Stuttgart greift tief in seine klamme Kasse, um das Angebot auf den S-Bahnen zu verbessern. Für rund 23,2 Millionen Euro bestellt er auf eigene Rechnung vier zusätzliche S-Bahn-Züge des neuen Modells ET430, zudem werden vier gebrauchte Fahrzeuge des Typs ET 423 dauerhaft in der Region eingesetzt. Gebraucht werden die zusätzlichen Züge, weil immer mehr Fahrgäste die vor zwei Jahren nach Kirchheim/Teck verlängerte S 1 benutzen und in den jetzt eingesetzten Zügen Enge herrscht. Außerdem will die Region sukzessive das S-Bahn-Angebot ausbauen. Spätestens von 2013 an soll der 15-Minuten-Takt über die Hauptverkehrszeiten hinaus ausgedehnt werden. Geplant ist auch, dann an den Wochenenden nicht mehr die Nachtbusse, sondern S-Bahnen fahren zu lassen.

 

Zu den zusätzlichen Leistungen gehören auch neue Linien, die bereits in Bau sind und frühestens Ende kommenden Jahres in Betrieb gehen: die S 40 (Marbach-Backnang) und die S 60 (Böblingen-Renningen). Allerdings denken die Regionalpolitiker auch an neue Verbindungen, deren Realisierung allerdings noch Zukunftsmusik ist. Bereits im Gutachterverfahren sind Verlängerungen nach Calw, Nagold und Vaihingen/Enz. Gestern beschloss der Verkehrsausschuss des Regionalparlaments mit großer Mehrheit, dass weitere Verbindungen untersucht werden.

Wird die S 5 verlängert?

Auf Antrag der CDU wird geprüft, ob die S 5 von Bietigheim-Bissingen im Kreis Ludwigsburg über Besigheim, Walheim und Gemmrigheim bis nach Kirchheim am Neckar verlängert werden kann. Die Region nimmt nun darüber Gespräche mit den betroffenen Kommunen auf. Auch die Möglichkeit eines weiteren Ringschlusses der S-Bahn im Süden der Region von den Fildern ins Neckartal, also von Filderstadt nach Wendlingen soll Gegenstand von Gesprächen mit den betroffenen Kommunen werden. Das haben die Freien Wähler beantragt.

Dieser Ausbaustrang fußt auf einer Verlängerung der S-Bahn auf den Fildern bis nach Neuhausen, über die bereits verhandelt wird. Die Region macht sich auch einen Antrag der Grünen zu eigen, wonach auf der sogenannten Schusterbahn, also der Verbindung von Stuttgart-Untertürkheim nach Kornwestheim auf der Güterbahnstrecke über das Cannstatter Viadukt, ein Stundentakt eingeführt werden soll.

Über 10 Millionen Kilometer im Jahr

Allein die bisher beschlossenen Verbesserungen werden dazu führen, dass die Bahn-Tochter DB Regio, die im Auftrag des Verbands Region Stuttgart die S-Bahnen betreibt, im Jahr 2013 rund 10,1 Millionen Zugkilometer fährt. Bisher war der Umfang auf 9,76 Millionen Kilometer begrenzt. "Mit den acht zusätzlichen Fahrzeugen können die derzeit erkennbaren und mittelfristig anzustrebenden verkehrlichen Verbesserungen aus Sicht der DB Regio umgesetzt werden", sagt Regionaldirektorin Jeannette Wopperer.

Die Bahn AG stellt von 2013 an bereits 83 Züge des neuen Modells ET 430 zur Verfügung, für die sie rund 450 Millionen Euro ausgibt. Die vier zusätzlichen Züge dieser Baureihe kauft zwar die Region für 23,2 Millionen Euro, die Bahn wird aber auch Eigentümer dieser S-Bahn-Züge, muss deren Wert aber zurückerstatten, wenn sie den S-Bahn-Verkehr nicht mehr betreibt. Der vor zwei Jahren verlängerte S-Bahn-Vertrag läuft bis zum Jahr 2027. Damals hatte die Region europaweit den S-Bahn-Betrieb ausgeschrieben, nach einigen Pannen und dem Rückzug anderer Anbieter blieb damals nur die DB Regio übrig.