Lange haben die Stuttgarter darauf warten müssen: Seit der Nacht auf Sonntag fahren die S-Bahnen nun rund um die Uhr. Wir haben Nachtschwärmer auf dem ersten Nachhauseweg nachts mit der S-Bahn begleitet.
Stuttgart - Sonntag früh, kurz nach halb zwei. Nur wenige Fahrgäste warten im Hauptbahnhof auf die S-Bahnen. Doch anders als bisher sind es nicht die letzten für einige Stunden – denn der neue Fahrplan bringt in den Nächten auf Samstage, Sonntage und Feiertage den S-Bahn-Betrieb rund um die Uhr. Mindestens einmal pro Stunde fährt ein Zug in jede Richtung. Für einige Fahrgäste ist das in dieser Nacht trotz Werbung in den öffentlichen Verkehrsmitteln und den Medien neu.
Die meisten Fahrgäste sind mit der Neuregelung zufrieden. Tanja Zitzmann wartet gerade auf die allererste Nacht-S-Bahn, die S 3 nach Vaihingen. Dass diese nun anstelle eines Busses fährt, erfuhr die 26-Jährige dank ihres Smartphones: „Ich schau immer vorher nach, wie ich nach Hause komme.“ Die bisherigen Fahrten mit dem Bus waren für sie kein Problem: „Sie waren nicht allzu sehr überfüllt.“
Service ist in anderen Städten schon lang gang und gäbe
Ganz anders die Erfahrung zweier Studenten, die an der schon deutlich belebteren Haltestelle Stadtmitte zusteigen. „Das ist echt ’ne gute Sache. Die Busse waren nicht so angenehm, überfüllt und man musste erst zum Schlossplatz laufen“, erinnert sich Kevin Poggemann. „Jetzt kann man bequem in jede S-Bahn einsteigen.“ Das beste Argument für die Nacht-S-Bahn sei aber das wegfallende Warten im Freien: „Gerade bei dieser Eiseskälte war das mit den Nachtbussen nicht angenehm“, sagt sein Kumpel Michael. Bahnen rund um die Uhr kennt der 22-Jährige, der erst seit Kurzem in Stuttgart lebt, aus seiner Heimatstadt Köln: „Dass hier nachts nichts fuhr, fand ich am Anfang gewöhnungsbedürftig.“
Auch der jungen Studentin Maria, die kurz vor 2 Uhr an der Haltestelle Universität aussteigt, war die Nachtpause fremd. „Ich kenne andere Städte, die teils kleiner sind als Stuttgart, in denen es Fahrten rund um die Uhr schon viel länger gibt.“
Viertel nach 2, eine der ersten Nacht-S-Bahnen von Vaihingen Richtung Waiblingen fährt im Hauptbahnhof ein. Der Bahnsteig ist mit Dutzenden Nachtschwärmern gefüllt. Die Türen des Zuges gehen auf, zahlreiche Menschen strömen ins Innere. Sitzplätze gibt es danach nur noch wenige.