Das Bonatzgebäude wird für vier Jahre zur Großbaustelle – die Wege für die Reisenden sollen währenddessen gleich bleiben. Es fallen aber auch wichtige Verbindungen weg.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Zu Stuttgart 21 gesellt sich eine weitere Großbaustelle der Deutschen Bahn. Von Mitte 2019 an bleibt im bestehenden Bahnhofsgebäude von Paul Bonatz kaum ein Stein auf dem anderen. Am Ende der vierjährigen Umbauphase sollen in dem Baudenkmal 50 Ladenlokale, ein Vier-Sterne-Hotel sowie Büros und das Revier der Bundespolizei Platz finden. Man schaffe auf 35 000 Quadratmetern „höchste Aufenthaltsqualität. Der Bahnhof wird sehr hell und aufgeräumt“, verspricht Michael Groh, Südwestchef der beim Schienenkonzern für die Bahnhöfe zuständigen Tochter Station & Service.

 

250 Millionen Euro soll der Umbau kosten, wovon 200 Millionen direkt von der Bahn kommen, der Rest stammt aus Stuttgart-21-Mitteln. „Die beiden Projekte haben zahlreiche Schnittstellen“, begründet S-21-Projektsprecher Jörg Hamann die Mittelaufteilung.

300 000 Reisende müssen täglich durch die Baustelle

Nach dem Umbau ist der Bonatzbau das Bindeglied zwischen neuer unterirdischer Bahnsteighalle und der Innenstadt. Dazu müssen die großen Treppenanlagen in der Großen Schalterhalle sowie im Mitteleingang weichen. Dort geht es künftig ebenerdig in Richtung des Verteilergeschosses über den Gleisen. Diese endgültige neue Wegeführung soll zeitgleich mit Stuttgart 21 im Jahr 2025 in Betrieb gehen. Die Großbaustelle bleibt für die 300 000 Reisenden, die täglich den Hauptbahnhof passieren, nicht ohne Folgen. Wer Fahrkarten am Schalter kaufen möchte, wird von Mitte 2019 an im Erdgeschoss des LBBW-Gebäudes am Kurt-Georg-Kiesinger-Platz fündig. Neben der DB werden dort auch die Bahnunternehmen Abellio, Go ahead und Flixtrain Verkaufsstände haben. Bei Gleis 1 entsteht ein 600 Quadratmeter großes Interimsgebäude, in dem ein Infoschalter, Toiletten, ein Kiosk sowie Läden für den Reiseproviant unterkommen. Vor dem Nordeingang baut die Bahn ein 950 Quadratmeter großes Wartegebäude (wir berichteten). „Wir gehen aber davon aus, dass das im Regelfall nicht so genutzt wird, wie bei einer Störung des Bahnbetriebs“, sagt Groh.

Der Bahnhof bekommt ein unterirdisches Versorgungszentrum

Direkt neben diesem Übergangsgebäude tut sich die nächste Baugrube auf, weil dort die Zufahrt zu einem unterirdischen Bauwerk entsteht, von dem aus die komplette Ver- und Entsorgung des Bonatzbaus künftig erfolgen soll. „Damit entlasten wir den Verkehr auf dem Arnulf-Klett-Platz“, so Groh. Kurzzeitparker sollen das LBBW-Parkhaus ansteuern, wo während der Bauzeit 15 Minuten gratis geparkt werden kann und ein separater Tarif für die ersten 30 Minuten eingeführt werden soll. Das ist nicht die einzige Einschränkung für den Individualverkehr. Auf dem Arnulf-Klett-Platz verliert er Fahrspuren, weil dort Taxis Aufstellung nehmen, die nicht mehr direkt am Bahnhofsgebäude warten können. Den dortigen Platz nimmt ein großes Gerüst ein, das die Fassade des zwischen Großer und Kleiner Schalterhalle komplett entkernten Bonatzbaus stützen soll. Dort entsteht das Gros der neuen Ladenflächen ebenso wie das Vier-Sterne-Hotel, für das der Mittelbau des Bahnhofs aufgestockt wird. Dieses Vorhaben war wegen des Denkmalschutzes nicht unumstritten. Gleichwohl wurden die Pläne genehmigt.

Im Inneren des Bahnhofs entsteht eine Baustraße

Die komplette Baustelle soll aus dem Bereich des entfallenden Südeingangs beliefert werden. Dazu entsteht eine Baustraße, die groß genug ist, dass sie mit Lastwagen im Inneren des Bonatzbaus befahren werden kann. Der Baustellenverkehr zum Südeingang und die Passanten zum Mittleren Schlossgarten kreuzen ihre Wege an einer Ampel.

Groh betont, dass der Bonatzbau während der gesamten Umbauphase als Weg in Richtung Gleise zur Verfügung steht. Allerdings werden sich die Routen immer wieder ändern, da auch die Stege, die die S-21-Grube überspannen, mit dem Baufortschritt mehrmals ihre Lage werden ändern müssen. In der Großen und in der Kleinen Schalterhalle werden vorübergehend Aufzüge eingebaut. Doch auch das wird nicht verhindern, dass sich die Personenströme neue Wegen werden suchen müssen. In einer späteren Projektphase wird etwa die Verbindung von der Klett-Passage in die Große Schalterhalle gekappt.