Böblingen - Der Staatsschutz beobachtet extreme Gruppierungen. Darunter fallen Linksextremisten, Islamisten und Rechtsextreme. Der Kriminalhauptkommissar Uwe Vinçon leitet die Inspektion Staatsschutz bei der Kriminalpolizeidirektion Böblingen des Polizeipräsidiums Ludwigsburg.
Herr Vinçon, wie gefährlich sind die Rechtsextremen im Kreis Böblingen?
Das ist hier sicher keine Hochburg der Rechten. Im Kreis Ludwigsburg gab es 2012 die Aktionsgruppe Stromberg-Neckar, die mit Sachbeschädigungen ihr Unwesen trieb, und die Legion Heimat, die mit rechtem Korpsgeist offen auftrat. Im Kreis Böblingen gibt es derzeit keine derartige Gruppierung. Allerdings sitzt ein NPD-Rat im Kreistag. Und erst an Ostern gab es in einer Sindelfinger Sozialunterkunft, die von Flüchtlingen bewohnt wird, einen Anschlag, bei dem wir eine fremdenfeindliche Motivation vermuten.
Was ist passiert?
Ein Unbekannter warf einen Stein gegen eine Fensterscheibe, die dabei zu Bruch ging. Außerdem warf er eine mit Kot gefüllte Kunststoffflasche gegen die Fassade. Verletzt wurde zum Glück niemand, und der Schaden ist mit 100 Euro gering. Beim Tatort wurde ein weißer Kleinwagen mit drei Personen gesehen.
Wie häufig sind solche Straftaten?
Im Kreis Böblingen waren es im vergangenen Jahr 29 Straftaten mit einem rechtsextremen Hintergrund, im Kreis Ludwigsburg 62. Davon waren nur drei Körperverletzungen und sieben Sachbeschädigungen. Zumeist ermitteln wir wegen Propagandadelikten, zum Beispiel das Verwenden von Hakenkreuzen oder das Rufen von NS-Parolen. Aber auch zwölf Beleidigungen fallen darunter.
Woher kommen die Täter?
Sie stammen aus allen Gesellschaftsschichten und haben ein sehr unterschiedliches Bildungsniveau.
Warum verüben sie diese Straftaten?
Unseren Erkenntnissen zufolge geben soziale Isolation, Elternhaus, mangelnde Aufklärung und das falsche Umfeld – vielfach mit einem Schlüsselereignis verknüpft – den Ausschlag für das Abrutschen in die rechte Szene. Ursächlich sind unseres Erachtens auch Hasstiraden in sozialen Medien im Internet, revisionistische Schriften und das Wir-Gefühl in Gruppen, das ein Ausgleich für die