Oft können Mediziner aber nichts dafür, dass ihr Patient eine Sucht entwickelt. Hält die Wirkung des Schmerzmittels nicht mehr so lange an wie zu Beginn der Behandlung, lassen sich manche Patienten zusätzliche Medikamente von anderen Ärzten verschreiben – die meist nichts von ihrem bereits behandelnden Kollegen wissen. Durch dieses sogenannte „Ärzte-Hopping“ kommt es bei den Betroffenen häufig zu einer Überdosierung von Schmerzmedikamenten, die irgendwann in eine Sucht mündet.

Warnsignale, die auf eine Abhängigkeit hindeuten, sind beispielsweise ein häufiger Arztwechsel, aggressives Verhalten sowie Probleme im Beruf oder in der Familie, sagt Michael Soyka, Ärztlicher Direktor der Schweizer Privatklinik Meiringen. Habe sich die Abhängigkeit erst vor Kurzem eingestellt, sei fast immer noch ein ambulanter Entzug möglich. „Patienten mit einem langjährigen Missbrauch sollten stationär behandelt werden“, sagt Soyka.

Dabei liegt die Betonung auf sollten: Von den rund 60 000 Menschen, die sich jedes Jahr in eine Sucht-Rehabilitation begeben, ist die große Mehrheit alkoholabhängig (78 Prozent der Männer, 67 Prozent der Frauen). Weitere 14 Prozent der Männer sowie 22 Prozent der Frauen begeben sich wegen anderer Drogen in die Reha, sagt Soyka. Nur zwei Prozent der Männer wegen Medikamenten. „Da Arzneimittelsüchtige nicht in der Reha landen, sind die Therapiekonzepte längst nicht so ausgereift wie beim Alkoholmissbrauch.“

Dabei sei das Leiden in den meisten Fällen behandlungsbedürftig, sagt Hans Joachim Abstein, Referatsleiter Suchthilfe des AGJ-Fachverbandes für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg. Dass sich viele Betroffene nicht nach Hilfe umsehen, habe verschiedene Gründe, sagt er: „Viele haben eine völlig falsche Vorstellung davon, wie schwierig ein Entzug ist – sie gehen von vornherein davon aus, dass sie ihn nicht schaffen würden. Andere schämen sich für ihre Sucht.“

Mit leichtfertigen Verschreibungen von Schmerzmitteln tragen häufig auch Ärzte dazu bei, dass ein Patient süchtig wird. „Wir Ärzte stecken in einem Dilemma“, so Marcus Schiltenwolf, Leiter des Fachbereichs Schmerztherapie der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg. „Denn wir wollen unsere Patienten irgendwie zufrieden machen. Dabei sind eine Schmerzklage und ein ausgestelltes Opioidrezept oft Ausgangspunkt für eine Medikamentenabhängigkeit.“

Warnsignale deuten auf eine Abhängigkeit hin

Oft können Mediziner aber nichts dafür, dass ihr Patient eine Sucht entwickelt. Hält die Wirkung des Schmerzmittels nicht mehr so lange an wie zu Beginn der Behandlung, lassen sich manche Patienten zusätzliche Medikamente von anderen Ärzten verschreiben – die meist nichts von ihrem bereits behandelnden Kollegen wissen. Durch dieses sogenannte „Ärzte-Hopping“ kommt es bei den Betroffenen häufig zu einer Überdosierung von Schmerzmedikamenten, die irgendwann in eine Sucht mündet.

Warnsignale, die auf eine Abhängigkeit hindeuten, sind beispielsweise ein häufiger Arztwechsel, aggressives Verhalten sowie Probleme im Beruf oder in der Familie, sagt Michael Soyka, Ärztlicher Direktor der Schweizer Privatklinik Meiringen. Habe sich die Abhängigkeit erst vor Kurzem eingestellt, sei fast immer noch ein ambulanter Entzug möglich. „Patienten mit einem langjährigen Missbrauch sollten stationär behandelt werden“, sagt Soyka.

Dabei liegt die Betonung auf sollten: Von den rund 60 000 Menschen, die sich jedes Jahr in eine Sucht-Rehabilitation begeben, ist die große Mehrheit alkoholabhängig (78 Prozent der Männer, 67 Prozent der Frauen). Weitere 14 Prozent der Männer sowie 22 Prozent der Frauen begeben sich wegen anderer Drogen in die Reha, sagt Soyka. Nur zwei Prozent der Männer wegen Medikamenten. „Da Arzneimittelsüchtige nicht in der Reha landen, sind die Therapiekonzepte längst nicht so ausgereift wie beim Alkoholmissbrauch.“

Dabei sei das Leiden in den meisten Fällen behandlungsbedürftig, sagt Hans Joachim Abstein, Referatsleiter Suchthilfe des AGJ-Fachverbandes für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg. Dass sich viele Betroffene nicht nach Hilfe umsehen, habe verschiedene Gründe, sagt er: „Viele haben eine völlig falsche Vorstellung davon, wie schwierig ein Entzug ist – sie gehen von vornherein davon aus, dass sie ihn nicht schaffen würden. Andere schämen sich für ihre Sucht.“

Den Abhängigen ist ihre Sucht oft nicht bewusst

Das mag auch daran liegen, dass Süchtige in unserer Gesellschaft noch immer häufig stigmatisiert werden. „Ihnen wird häufig eine Charakterschwäche, eine moralische Schwäche oder gar eine Verhaltensstörung nachgesagt“, sagt Paula Hezler-Rusch, Vorsitzende des Ausschusses Suchtmedizin der Landesärztekammer Baden-Württemberg.

Ein weiteres Problem: Den Abhängigen ist ihre Sucht oft nicht bewusst. Zum Beispiel, weil sie die Medikamente einnehmen, um eine Alkohol- oder Opiatabhängigkeit (etwa von Morphin oder Heroin) zu behandeln. Oder, weil sie frei verkäufliche Arzneimittel wie Diclofenac oder Ibuprofen als harmlos einstufen. Das sei aber gefährlich, sagt Abstein: „Eine Selbstmedikation ist oft der Einstieg in die Sucht.“

Bei chronischen Schmerzen– Schmerzen also, die länger als drei Monate anhalten – sei es ohnehin unrealistisch, dass diese sich durch die Einnahme von Schmerzmitteln verbessern, sagt Schiltenwolf: „Man muss immer sehen: Wenn wenig nicht hilft, hilft mehr auch nicht.“ Der Mediziner rät daher dazu, gut zu beobachten, ob sich durch ein Medikament eine Verbesserung einstellt. Oft seien ganz andere Faktoren – insbesondere psychischer Natur – an der Entstehung von Schmerzen beteiligt. „Häufig übersehen Ärzte die Person hinter dem Menschen auf dem Behandlungsstuhl.“ Seinen Kollegen empfiehlt Schiltenwolf deshalb, Patienten ganzheitlich zu behandeln. Schmerzmittel, sagt er, könne man gut und gern für eine Woche verschreiben. Länger nicht: „Bezüglich der Nützlichkeit von Opioiden sitzen wir einer gefährlichen Fehleinschätzung auf.“

Hilfsangebote

Hilfsangebote

Eine erste Anlaufstelle für Abhängige sind auch die Suchtberatungsstellen des AGJ-Fachverbandes. www.agj-freiburg.de

Entwöhnungsbehandlungen bei Suchterkrankungen gehören zum Reha-Angebot der gesetzlichen Rentenversicherung. Infos zur Sucht-Reha findet man unter www.deutsche-rentenversicherung.de

Der Baden-Württembergische Landesverband für Prävention und Rehabilitation ist seit 90 Jahren Träger der Suchthilfe in Baden-Württemberg. Mehr Informationen findet man unter www.bw-lv.de