Renningen braucht mehr Betreuungsplätze für Kinder. Doch der Wunsch nach einem großen Wohnhaus mit integriertem Kindergarten im neuesten Baugebiet würde zu lange dauern.

Unten Räume für fünf Kita- und Krippen-Gruppen, darüber mehrere neue Wohnungen: Das war der Wunsch der Stadt Renningen für den neuen Kindergarten im Baugebiet Schnallenäcker III nördlich der Nelkenstraße. Denn nicht nur die Nachfrage bei den Betreuungsplätzen ist groß, auch Wohnungen sind in der Rankbachstadt gefragt wie nie. Doch so unkompliziert, wie erhofft, ist das Ganze nicht.

 

Tatsächlich würde ein Prozedere, das beide Wünsche unter einem Dach vereint, um die fünf Jahre verschlucken – viel zu lange, denn die Stadt braucht die Betreuungsplätze dringend. Der Gemeinderat folgte daher der Empfehlung der Verwaltung, zunächst die „kleine“ Lösung anzustreben und nur den Kindergarten zu bauen. Die Option, in Zukunft auf dem Gebäude oder dem restlichen Gelände noch Wohnungen zu bauen, soll aber bestehen bleiben.

Stadt darf nicht selbst bauen

„Es war schnell klar, dass die Stadt die Wohnungen nicht selbst bauen kann“, erklärt der Stadtbaumeister Hartmut Marx. „Denn dann wären wir in Konkurrenz getreten mit Anbietern auf dem freien Markt, das dürfen wir nicht.“ Erlaubt wäre das nur, wenn sich sonst niemand findet, der Interesse an einem vergleichbaren Bauprojekt hegt.

Die Überlegung war daher, das Gebäude von einer externen Firma bauen zu lassen, die die Wohnungen dann auch selbst vermarkten kann, und im Anschluss nur den fertigen Kindergarten zu übernehmen. Doch auch hier wäre eine zeitaufwendige und europaweite Ausschreibung notwendig, selbst wenn die Stadt nicht der Auftraggeber ist. Die Kindertagesstätte könnte dann möglicherweise erst 2027 in Betrieb gehen können. „Bis dahin werden die ersten Häuser schon bezogen sein, und es dürfte zu Engpässen bei den Kinderbetreuungsplätzen kommen“, so Marx.

Neues Kita-Provisorium soll Bedarf abfangen

„Wir wollen und brauchen schnell eine Kita, daher haben wir uns für die sicherste Variante entschieden.“ Die Einrichtung wird daher freistehend auf dem Grundstück gebaut. Auf Wunsch des Gemeinderats soll das Gebäude statisch so angelegt werden, dass man nachträglich noch weitere Obergeschosse für Wohnungen aufbauen könnte. Zudem befindet sich auf dem Gelände noch genug Platz für ein weiteres Wohnhaus.

Der wird aber zunächst nicht bebaut. „Dort kommt ein Kita-Provisorium hin“, erklärt Hartmut Marx. Um den Bedarf abzufangen, bis die neue große Kindertagesstätte fertig ist, soll in Form von Containern ein Übergangskindergarten eingerichtet werden. Drei Gruppen sollen darin Platz finden. „In die Planung sind wir schon eingestiegen.“ Sobald das Provisorium nicht mehr benötigt wird, soll neu entschieden werden, ob der Platz für Wohnungen verwendet wird oder ob er – in Ausblick auf das zukünftige, direkt benachbarte Baugebiet Schnallenäcker IV – für einen weiteren Kitabau vorgehalten wird.

Kapazitäten im Bauamt sind ausgereizt

Dass die Misere mit dem großen Zeitaufwand und den benötigten Ausschreibungen für das Wunschprojekt „Kita und Wohnen“ nicht früher aufgefallen ist, sei schlicht den Kapazitäten im Rathaus geschuldet, sagt Hartmut Marx. „Wir wollten die Planungen parallel zu Schnallenäcker III voranbringen, aber wir sind komplett dicht.“ Mit der Sanierung und Erweiterung der Realschule und Silcher-Schule sowie der neuen Riedwiesensporthalle hat die Stadt allein drei Großprojekte am Laufen, künftige Projekte folgen.

Der zusätzliche Personalaufwand, der durch den Kitabau entstehen wird, ist daher nicht unproblematisch. Die Stadt wird für die Organisation eine externe Firma mit der Projektsteuerung beauftragen müssen. Die Kosten liegen bei rund 44 000 Euro. Das Gesamtprojekt kommt geschätzt auf etwas mehr als fünf Millionen Euro. In Anbetracht der aktuellen Preisentwicklung sei das aber erst eine sehr grobe Schätzung. Dem gegenüber stehen die Verluste durch die fehlenden Grundstückserlöse, die mit dem ursprünglichen Plan einhergegangen wären. Es geht um rund 650 000 Euro. Diese Verluste seien aber nur kurzfristig und nicht dauerhaft.

Eine Ganztagskita für rund 100 Kinder

Geplant ist für das neue Wohngebiet Schnallenäcker III eine Ganztagskita mit Plätzen für drei Kindergartengruppen und zwei Krippengruppen, also für insgesamt rund 100 Kinder. Da sich in direkter Nachbarschaft die Betreuungseinrichtungen von Schnallenäcker und Schnallenäcker II befinden, lassen sich gewisse Synergien nutzen. So wird die neue Kita keine eigene Küche bekommen, sondern das Essen über die Küchen der anderen beiden Einrichtungen beziehen. Eine Fertigstellung ist nach jetzigem Stand für 2025 vorgesehen.