In Stuttgart gibt es derzeit 73 Schnelltestzentren, die beim Gesundheitsamt gemeldet sind. Das Neueste steht zentral auf dem Schlossplatz und ist seit Gründonnerstag in Betrieb.

Stuttgart - Die Landeshauptstadt ist für den Kampf gegen eine weitere Ausbreitung des Coronavirus bestens gerüstet: In den 73 Testzentren, die offiziell beim Gesundheitsamt gemeldet sind, können pro Woche 100 000 Bürgerinnen und Bürger getestet werden. Eine Kapazität von allein täglich 2200 Tests weist das kommunale Corona-Schnelltestzentrum im neu errichteten Zelt am Schlossplatz auf, das am Gründonnerstag seinen Betrieb aufgenommen hat. „Stuttgart ist also gut aufgestellt“, stellt Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann fest, die mit Oberbürgermeister Frank Nopper, Stefan Ehehalt, dem Leiter des Gesundheitsamtes, und dem ehemaligen Sozialamtsleiter Stefan Spatz zur Eröffnung des Testzentrums gekommen ist. „Unsere Botschaft heißt testen, testen, testen“, betont Nopper. Zu dieser Offensive mit den kostenlosen Tests gehöre, dass die neue Teststation am Schlossplatz, „dem schönsten Platz Europas, aufgebaut ist“. Sie ist sieben Tage die Woche geöffnet, auch über die Osterfeiertage: Am Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag von 10 bis 16 Uhr, am Karsamstag von 8 bis 18 Uhr und an allen Werktagen von 8 bis 20 Uhr.

 

Wunsch nach Tests wächst

Die Bereitschaft und der dringende Wunsch, sich testen zu lassen, steige ständig. Die Zahl der getesteten Personen hat sich nach Auskunft von Stefan Ehehalt allein in einer Woche von 13 600 auf 26 000 verdoppelt. Schon einen Tag vor der Eröffnung des Zeltes hätten am Schlossplatz immer wieder Passanten gefragt, wann sie sich denn hier testen lassen könnten, berichtet Anna Wertenauer, die hier Organisation und Leitung übernommen hat. Dass nun alles funktioniere, sei einer wunderbaren Zusammenarbeit mit allen zuständigen Stellen bei der Stadt zu verdanken: „Das habe ich so noch nicht erlebt“, lobt sie begeistert.

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Am Eröffnungstag reißt der Strom der Testwilligen im Zelt am Schlossplatz nicht ab. Generell wird eine Online-Anmeldung mit Terminvergabe empfohlen, um Wartezeiten zu vermeiden. „Solange unsere Leistungsgrenze nicht erreicht ist, kann man spontan kommen“, sagt der Arzt Dr. Hans-Jörg Wertenauer. Eine Anmeldung über den außen am Zelt gut sichtbar angebrachten QR-Code via Smartphone ist trotzdem notwendig, um das Ergebnis des Abstrichs innerhalb von 15 bis 25 Minuten wieder online auf seinen Mobiltelefon erhalten zu können.

Tests für Erwachsene und Kinder

44 junge Helfer, überwiegend Studenten, die keineswegs alle aus dem medizinischen Bereich kommen, aber dafür geschult wurden, stehen in zwei Schichten für die Abstriche bereit. „Sie haben eine Sicherheit von 85 bis 95 Prozent“, erklärt der Arzt Wertenauer. Bei Kindern unter 14 Jahren mache man einen Nasaltest. Und wer ganz sicher gehen will, müsse in das Testzelt auf dem Wasen gehen: „Da machen wir einen PCR-Test, auf dessen Ergebnis man allerdings 48 Stunden warten muss“, so Wertenauer. PCR allerdings nur mit Berechtigung, beispielsweise einer Anweisung vom Gesundheitsamt, oder gegen Bezahlung.

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Am Wasen hat sich OB Nopper vor einer Woche das letzte Mal testen lassen: Negativ. Der aktuelle Test am Schlossplatz brachte ihm außer dem ebenfalls negativen Ergebnis eine wichtige Erfahrung: Dass man auch Testmöglichkeiten für Menschen ohne digitale Ausstattung mit einem Mobiltelefon schaffen müsste: „Eine ältere Dame hat mir gerade ihr Leid geklagt, dass sie gar kein Handy habe. Da muss man eine manuelle Möglichkeit schaffen.“ Ein Auftrag, der ab sofort im Zelt am Schlossplatz realisiert wird.

Ein kostenloser Schnelltest pro Woche

Nopper und Sußmann konnten nach dem negativen Testergebnis beruhigt in die Bürgermeister-Runde ins Rathaus gehen. Wie sie hat jeder Bürger Anspruch auf mindestens einen kostenlosen Corona-Schnelltest pro Woche. Von den 26 000 Schnelltests in der vergangenen Woche waren 0,17 Prozent positiv. Dazu kommen, wie Stefan Ehehalt betont, wöchentlich etwa 200 000 Tests an Schulen und Kitas, rund 25 000 Tests in Alten- und Pflegeheimen, tausende Tests in Kliniken und jetzt zunehmend auch in Betrieben sowie die Tests in etwa 500 Arztpraxen und 120 Apotheken.

„Wir werden noch viel mehr Teststationen brauchen“, prophezeit Wertenauer. Eine weitere hat ebenfalls heute gerade um die Ecke eröffnet: In einem durch Insolvenz frei gewordenen Laden im Dorotheenquartier. Marius Lehnert, der bereits seit Mitte Dezember eine Teststation im Bosch-Areal betreibt, kam damit einer Anregung aus dem Haus Breuninger nach. „Wir haben drei Teststellen mit medizinischem Fachpersonal bis hin zu approbierten Ärzten“, erklärt Lehnert. Angeboten würden auch PCR-Tests. Die nicht abreißende Schlange vor der Tür bestätigt den Bedarf.