Aus einer verrückten Idee inmitten der Coronapandemie ist eine schräge Süßigkeit geworden, die zusammenbringt, was im ersten Moment nicht zusammengehört. Wie kam es dazu?

Stuttgart - Schokolade mit Veilchen und Speck-Crunch? Passt das zusammen? „Ja“, meinen die Erfinder. Eine „dubbelige Idee“ habe zur Kreation von drei ungewöhnlichen Schokokreationen geführt, sagt Jens Bauer vom Wirtshaus Zum Löwen in Steinenbronn (Kreis Böblingen). Und eigentlich ist auch Corona schuld. Weil die Gastronomie im Frühjahr wegen der Pandemie geschlossen war, blieb Gerhard Daumüller vom Keltenhof auf seinen essbaren Veilchen sitzen. Der Gärtner baut in Filderstadt hochwertige Salate, Gemüse und Kräuter an und beliefert zahlreiche Restaurants, unter anderem den Löwen. Auf die Misere angesprochen, richtete Bauer mit seinem Co-Geschäftsführer und Küchenchef Marcel Hild eine Versuchswerkstatt ein. Dort wurden die Veilchen zu Gel, Mousse und Marshmallows verarbeitet.

 

Gläserne Manufaktur

Parallel dazu machte sich auch Kevin Kugel ans Experimentieren. Dabei sagt der Meisterchocolatier, der mitten in Sindelfingen seine gläserne Manufaktur hat: „Ich hasse Veilchen.“ Mit Grauen erinnere er sich an die kandierte Version aus der Berufsschule. Da man sich aber kennt, weil der Löwen von Kugel die selbstgemachte Schokolade und das Eis bezieht, sprang er über seinen Schatten. Bauer, Daumüller und Kugel hatten mehrere Treffen. Womit könnte man die Veilchen kombinieren? Außerdem sollte es ein regionales Produkt sein – von der Kakaobohne mal abgesehen.

Feines Raucharoma

Schließlich kam in Steinenbronn der hausgerauchte Speck in den Ofen, in feinsten Würfelchen, und wurde knusprig gegart. Mit seinem feinen Raucharoma landete er samt den getrockneten Veilchen auf einer Tafel aus edler Schokolade mit 62 Prozent Kakaoanteil und dem Bio- und Fair-Trade-Siegel. Speck und Schoko, das funktioniere, meint Kugel. In seinem Ursprungsland werde der Kakao hat auch in herzhaften Soßen verwendet, etwa zu Wildgerichten.

Variante zwei der handgemachten Kleinserie ist eine weiße Schokotafel, deren Grundmasse fein gemahlenes rotes Oxalis beigemischt wurde – so lautet der Fachbegriff für den würzig-säuerlich schmeckenden Glücksklee, der der Tafel außerdem eine hellrosa Farbe verleiht, „nude“ würden die Modeexperten dazu sagen. Obendrauf befindet sich ein Topping aus getrockneten Erdbeeren und Veilchen. Für Variante drei kam Partner Nummer vier ins Boot: der Wengerter Markus Escher aus Schwaikheim im Rems-Murr-Kreis. Er steuert den Roséwein fürs Veilchengelee bei, das sich im Glückstaler zur knusprigen Walnuss-Granduja und zweierlei Schokoladen gesellt. Die Schokolade und die Taler sind produziert und verpackt, die Vermarktung übers Internet ist gerade angelaufen. Erwerben kann man das „Pure Glück“ beim Wirtshaus zum Löwen, beim Keltenhof und in Kevin Kugels Manufaktur. Spaß habe es gemacht, betonen die Beteiligten. Und Kugel kann sich für kommendes Jahr neue Kreationen vorstellen.

Roséwein aus Schwaikheim