Das Tauziehen um die Zukunft des Hedelfinger Schulstandorts geht weiter. Der Rektor Detlef Storm erklärt, weshalb die Grund- und Werkrealschule kein Gymnasium will. OB Kuhn und die CDU argumentieren mit Zahlen dagegen.

Stuttgart - Die Steinenbergschule in Hedelfingen will partout kein Gymnasium werden – oder vielmehr: ins Haus bekommen. Der StZ nannte Schulleiter Detlef Storm auch die Gründe für die ablehnende Haltung. Diese teilen, wie berichtet, auch die Gemeinderatsfraktionen von SPD und Grünen. Doch deren gemeinsamen Wunsch nach einer Gemeinschaftsschule an diesem Standort lehnt nach Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) jetzt auch OB Fritz Kuhn (Grüne) in einer aktuellen Stellungnahme ab. Die Stadt will dort ein Gymnasium einrichten. Auch die Gemeinderatsfraktion der CDU unterstützt dieses Anliegen jetzt per Antrag. Umgeschwenkt ist der Bezirksbeirat: Auch er priorisiert nun mit knapper Mehrheit ein Gymnasium.

 

Storm und seine Schulgemeinschaft sind verärgert. Wenn die Stadtverwaltung eh an ihrem ursprünglichen Vorschlag festhalte, die auslaufende Werkrealschule mit einem Gymnasium zu ersetzen, „dann wär’s doch einfacher gewesen, sich die ganzen Diskussionen und Auseinandersetzungen zu sparen“, so Storm. „Das hinterlässt Unzufriedenheit bei den Menschen, die sich engagiert haben.“

Ein Gymnasium würde bedeuten: zwei Schulleitungen

Tatsächlich wären Storm und sein Kollegium in besonderer Weise betroffen, wenn die Stadt dort ein zusätzliches Gymnasium einrichten würde. Denn dieses hätte im Gegensatz zu einer Gemeinschaftsschule zwangsläufig zwei Schulleitungen und zwei Kollegien zur Folge. Würde man hingegen eine Gemeinschaftsschule installieren, wäre das mit einer gewissen Kontinuität verbunden – für die Schüler, aber auch für die Eltern und Lehrer, argumentiert Storm. Doch voraussichtlich müssen seine sechs Kollegen aus der Werkrealschule, die nur noch aus den Klassenstufen acht, neun und zehn und insgesamt 103 Schülern besteht, ohnehin schauen, wo sie anderweitig unterkommen.

Für Storm ist noch ein weiterer Punkt bedeutsam: „Wir können den Ganztagsbetrieb in der Grundschule nur dann sinnvoll gestalten, wenn wir räumlichen Zugriff auf die Werkrealschule haben“, sagt er. Der Ganztag sei bei den Kleinen so gefragt, dass die Eingangsklassen erstmals dreizügig geführt würden. „Und mir hat noch niemand sagen können, wie eine pädagogische Zusammenarbeit zwischen einer Grundschule und einem Gymnasium gehen soll“, so Storm. Tatsächlich gibt es so eine Kombination in Stuttgart bisher nicht.

Rektor: Gemeinschaftsschule wäre günstiger für Flüchtlinge

Hinzu komme, dass unklar sei, wie sich die Zahl der Flüchtlinge weiter entwickle. Bisher gebe es am Steinenberg vier internationale Vorbereitungsklassen, in denen die Kinder die deutsche Sprache lernen – zwei an der Grundschule, zwei an der Werkrealschule. Wenn es eine Gemeinschaftsschule gäbe, meint Storm, wäre es einfacher, diese Kinder dann in Regelklassen zu überführen. Allerdings räumt auch Storm ein, dass es bei den Flüchtlingen so oder so eine große Fluktuation gebe.

„Man muss auf die Attraktivität des Bildungsstandorts setzen“, sagt der Schulleiter – und meint damit die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule, und zwar ohne weite Wege für die Kinder aus Hedelfingen und Obertürkheim.

70 Gymnasiasten zu viel in den Neckarvororten

Doch dafür sieht auch OB Kuhn keinen Bedarf. Die dafür nötige Mindestzahl von 40 Schülern lasse sich nicht nachweisen. Wie Eisenmann – und nun auch die CDU-Fraktion – plädiert er für die Einrichtung eines zusätzlichen Gymnasiums, das in den Neckarvororten dringend gebraucht würde. Laut der Schulbürgermeisterin habe das Wirtemberg-Gymnasium in Untertürkheim, das für maximal 120 Schüler pro Jahrgang ausgelegt sei, in diesem Jahr 190 Anfragen gehabt. Es habe eine „Wanderklasse“ mit 25 Schülern aufgemacht – 45 Bewerber hätten andere Schulen suchen müssen. Es gehe also darum, zusätzliche Räumlichkeiten für 60 bis 70 Gymnasiasten pro Jahrgang zu schaffen, so sei es auch mit dem Regierungspräsidium (RP) besprochen, sagte Eisenmann der StZ.

Am 28. Oktober wird über den Schulstandort entschieden

„Die Gründung eines neuen Gymnasiums müssen wir als Schulträger beim Regierungspräsidium anmelden“, erklärt sie. Das Konzept werde dann von RP und Stadt gemeinsam erarbeitet. Das Land berufe dafür als pädagogischen Experten einen Schulleiter. Am 28. Oktober kommt es im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats zum Schwur. Wenn dieser das Gymnasium ablehne, dann, so Eisenmann, „entwickelt sich an dem Schulstandort gar nichts“. Für diesen Fall verlangt die CDU Auskunft von der Verwaltung darüber, was mit den Schülern geschieht, die aufs Gymnasium gehen wollen und nicht unterkommen.