Weingarten lädt an diesem Wochenende zum großen Jubiläums-Narrentreffen. Doch der so genannte Viererbund bleibt auch diesmal lieber fern.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Die Stadt Weingarten bei Ravensburg wird an diesem Wochenende zur Hauptstadt der schwäbisch-alemannischen Fasnacht. Mehr als 10 000 aktive Narren, zahlreiche Musikgruppen und 25 000 Besucher werden zum Narrentreffen anlässlich des Jubiläums der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) erwartet. Der älteste närrische Interessenverband in Deutschland war im Jahr 1924 in Villingen als Reaktion auf Fasnachtsverbote in der Folge des Ersten Weltkriegs gegründet worden.

 

Im Zentrum des Treffens der 68 Mitgliedszünfte steht ein großer Narrensprung, der am Sonntag um 12.30 Uhr beginnt. „Wir wollen aber die Fasnet nicht auf diesen einen riesigen Umzug konzentrieren, sondern das ganze Wochenende über erlebbar machen“, sagte die Zunftmeisterin der ausrichtenden Plätzlerzunft, Susanne Frankenhauser.

Die Sache mit der Hitler-Maske

Den Samstag über werden Bräuche aus dem ganzen Land gezeigt, für Familien gibt es einen Narrenmarkt, dazu präsentieren Maskenschnitzer und Häsmaler ihr Handwerk. Bei einer Schneller-WM wird der beste Karbatschenschwinger gekürt. Nach einer Narrenmesse folgt ein Fackelzug der Teufel und Dämonen, bis 4 Uhr morgens wird in Zelten und Gaststätten bewirtet.

Bei einer Ausstellung im Stadtmuseum Schlössle, die später auch in Singen, Rottenburg und Offenburg zu sehen sein wird, lässt der Verband seine Geschichte Revue passieren. Unter anderem ist eine Villinger Glattlarve aus dem 17. Jahrhundert zu sehen. Außerdem wird eine Maske gezeigt, die 1938 bei der Fasnacht in Weingarten für Furore sorgte, weil sie Adolf Hitler karikierte. Der Träger entkam unerkannt. Erst viele Jahre später sei sie wieder aufgetaucht, sagte der Freiburger Volkskundler und Rottweiler „Fasnachtsprofessor“ Werner Mezger bei der Ausstellungseröffnung.

Der Viererbund trifft sich eine Woche später

Die Oberndorfer Narren und ihre Schantle sind in diesem Jahr Gastgeber des Viererbundtreffens. Foto: dpa/Marc Eich

In Weingarten nicht dabei sind die Zünfte der so genannten „Narrenorthodoxie“. Die einstigen Gründungsmitglieder des VSAN aus Elzach, Rottweil, Oberndorf und Überlingen spalteten sich wegen der aus ihrer Sicht inflationären Veranstaltung von Narrentreffen schon in den 1950er Jahren ab. Der Viererbund trifft sich seither nur alle drei bis vier Jahre. 2024 ist es vo m 25. bis 27. Januar soweit. Ausrichter des Narrentags ist die Narrenzunft Oberndorf .

Die ebenfalls längst ausgetretene Villinger Narrozunft schickte zum VSAN-Festakt vor einer Woche in Bad Saulgau zumindest eine 120-köpfige Abordnung. „Wir hatten nicht erwartet, dass es zum Jubiläum Wiedereintritte gibt“, versicherte der VSAN-Schriftführer Paul Martin. Das Programm des Viererbunds kommende Woche ist übrigens ganz ähnlich wie in Weingarten, wenn auch weniger reichhaltig. Die Zünfte präsentieren sich, es gibt Nachtumzug, Freinacht und einen großen Narrensprung.