Die Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald und die Region laden Ausflügler ein, Stuttgart elektrisiert zu umrunden. Die neue Strecke ist speziell – aber nicht nur – für Fahrräder mit Hilfsmotor konzipiert und 400 Kilometer lang.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Stuttgart/Waiblingen - Jahr für Jahr kommen rund zwei Millionen Ausflügler in den Schwäbischen Wald. Allein der Schwabenpark bei Kaisersbach lockt jährlich etwa 200 000 Gäste an den Rand der Region Stuttgart. Das Erfahrungsfeld der Sinne bei Welzheim zählt gut 60 000 Besucher, rund 30 000 große und kleine Fahrgäste steigen in die Waggons der Schwäbischen Waldbahn, die von Schorndorf aus hinauf bis nach Welzheim tuckert. Diese Zahlen hat der Landrat Johannes Fuchs am Wochenende auf der Reisemesse CMT in Stuttgart bei der traditionellen Jahrespressekonferenz der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald (FSW) genannt, deren Vorsitzender er ist. Wenn es nach Fuchs und dem VVS-Geschäftsführer Horst Stammler sowie Jürgen Wurmthaler vom Verband Region Stuttgart (VRS) geht, dann dürfen die Besucherzahl künftig gerne weiter kräftig ansteigen. Das Trio und die Landräte der anderen Kreise in der Region haben kürzlich die E-Bike-Region Stuttgart ins Leben gerufen. Auf der Reisemesse wurde das ehrgeizige Vorhaben jetzt vorgestellt.

 

Rund um Stuttgart wurde ein etwa 400 Kilometer langer Rundkurs speziell für sogenannte Pedelecs ausgeschildert. Pedelec ist ein englischer Begriff und steht für Pedal Electric Cycle – für Räder, die dem Fahrer per eingebautem Hilfsmotor nur dann elektrische Unterstützung geben, wenn er strampelt. Entlang der Strecke, die vielerorts mit Bussen und Bahnen zu erreichen ist, gibt es bereits mehr als 40 Pedelec-Verleihstationen mit rund 200 E-Bikes sowie Möglichkeiten, die Batterien zu laden. Die E-Bike-Region wird laut den Initiatoren von vielen gewerblichen Partnern aus der Freizeit- und Tourismusbranche getragen, etwa von Radhändlern und Gastronomen. Bei der CMT wurde auch eine neue E-Bike-Broschüre mit Übersichtskarte vorgestellt. Außer der Hauptroute gibt es in den fünf Landkreisen jeweils Tourenvorschläge.

Tagestouristen gehören zum „Beuteschema“ des Landrats

Fuchs sagte augenzwinkernd, dass „zum Beuteschema“ des Schwäbischen Walds primär die Tagestouristen zählten, Wanderer, Familien mit Kindern und ganz besonders „die sportlichen Mid Ager“ – Männer und Frauen zwischen Mitte 20 und Mitte 40 – sowie die sogenannten Best Ager, also die Generation 50plus. Viele dieser Ausflügler seien auf Fahrrädern, mit oder auch ohne Elektromotor, unterwegs. Auf zwei Rädern können die Gäste im Schwäbischen Wald die Reste des römischen Schutzwalls Limes oder die Mühle anfahren.

In dem Landstrich rund um Murrhardt gebe es das „erste und einzige“ Mountainbike-Revier in der Region Stuttgart mit etwa 300 Kilometer langen, beschilderten Wegen und zusammen etwa 7000 Höhenmetern, so Fuchs. „Wir sind die grüne Stube der Region und das größte zusammenhängende Waldgebiet in ganz Württemberg“, erklärte der Landrat.

GPS-Daten und Karten aus dem Internet laden

Die neuen Pedelecs ermöglichten es nun auch weniger trainierten Ausflüglern, die Höhenzüge im Fahrradsattel zu erreichen. Die neue Internetseite www.e-bike-region-stuttgart.de, auf der alle Informationen zu dem Projekt nachzulesen sind, soll am 1. Februar freigeschaltet werden. Dann, versprach Fuchs, könnten Interessierte die Touren inklusive GPS-Daten, Karten und manches mehr aus dem Internet herunterladen.

Wurmthaler sagte, dass 37 Prozent aller Wege, welche die Menschen in der Region Stuttgart zurücklegten, Freizeitfahrten seien. Dem VVS gehe es darum, mehr Menschen davon zu überzeugen, vom Auto auf Busse, Bahnen und (E-)Bikes umzusteigen. Und der VVS-Mann Stammler versprach: „Wir wollen an den Bahnhöfen zusätzliche Pedelec-Stationen eröffnen.“ Bis dato gebe es eine „Musterstation“ in Bietigheim (Kreis Ludwigsburg). Seine Vision sei es, eines Tage vielerorts eine Einwegmiete für E-Bikes anbieten zu können.

Die Fremdenverkehrsgemeinschaft hat pünktlich zur CMT auch die alte Broschüre „Rad aktiv“ neu aufgelegt, die 15 beschilderte Touren im Schwäbischen Wald beschreibt, etwa eine 43 Kilometer Runde durch das Murrtal und die 50 Kilometer lange Limestour von Grab bis nach Lorch.

Badeseen, Streuobstwiesen, Klingen und Täler

Kooperation
Der Schwäbische Wald liegt im Osten der Region. Zwischen Wüstenrot im Norden und Alfdorf im Süden, Aspach im Westen und Gschwend im Osten haben sich um die Stadt Murrhardt mehrere Kommunen zur Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald (FSW) zusammengeschlossen, um für den Tourismus vor den Toren der Landeshauptstadt zu werben. Im Schwäbischen Wald gibt es viele Seen, Streuobstwiesen, Klingen und romantische Täler.

Freizeit
Auf der CMT wirbt die Fremdenverkehrsgemeinschaft längst nicht nur für den Radtourismus. Das neue Heftchen „Freizeitaktivitäten“ listet unter anderem Wanderwege, Sehenswürdigkeiten, Museen, die Badeseen und Bäder, Campingplätze und manches mehr auf. Zu den Höhepunkten im Veranstaltungskalender 2014 gehören die Winter-Kultur-Tage, die am Freitag, 24. Januar, mit einer Gala in der Schwäbischen-Waldhalle in Wüstenrot eröffnet werden.

Wunderland
Der Tag des Schwäbischen Walds am Sonntag, 21. September, steht heuer unter dem Motto „Älles im Wunderland“ – angelehnt an den Kinderbuchklassiker „Alice im Wunderland“. Der Schwäbische Wald sei halt ein „echtes Wunderland“, sagt der Landrat Fuchs, der der Vorsitzende der Fremdenverkehrsgemeinschaft ist.